Fahrer von nigelnagelneuen Nachbauten klassischer Autos werden von Oldtimer-Besitzern oft nicht ganz für voll genommen. Doch beim Schrauben genießen die Halter der Repliken einen guten Ruf: In Tausenden Stunden bauen sie ganze Autos selbst. Karl-Heinz „Charlie“ Doods ist so jemand. Der Südlohner hat in drei Jahren einen MG TD nachgebaut.
„In der Zeit war er fast immer in seiner Werkstatt neben dem Haus“, erinnert sich seine Frau Annette. „Oder auf dem Schrottplatz“, sagt der 74-Jährige und lächelt verschmitzt.

Das war Ende der 80er-Jahre. Rund drei Jahre hat der gelernte Schreiner und ehemalige Lkw-Fahrer an seinem Auto geschraubt – dann war es im Jahr 1990 fertig. Ein MG TD. Geschraubt hat er vor allem nach Feierabend oder im Urlaub, entstanden ist das Auto quasi aus dem Nichts.
Faszination Schrauberei
Das Schrauben an Fahrzeugen hat den gebürtigen Oedinger schon immer fasziniert. „Ich bin jahrelang Motorrad gefahren“, erzählt er. Zwischenzeitlich habe er vier von diesen gehabt und ständig an diesen herumgebastelt. Für Freunde aus dem damals bestehenden Südlohner Motorradclub habe er auch Ölwechsel vorgenommen und hier und da herumgeschraubt. „War eine tolle Zeit“, meint der Rentner rückblickend.
„Aus gesundheitlichen Gründen habe ich dann das Motorradfahren aufgeben müssen“, erzählt er beim Besuch in seiner Werkstatt im Ortskern von Südlohn dann weiter. Das Interesse an Motorrädern und Motorradzeitschriften sei aber geblieben.
„Eines Tages entdeckte ich in so einer Zeitschrift eine Anzeige. Darin stand etwas von Oldtimer selber bauen“, erinnert sich Charlie Doods. Er überlegte etwas, rief dann bei der Firma, die die Anzeige aufgegeben hatte an, und bestellte dort eine Bauanleitung für einen MG TD. „Erst sollte es ein Bugatti werden“, erinnert sich seine Frau Annette, aber dann habe man sich doch für diese englische Automarke entschieden.

Mit der Anleitung für 35 Mark im Gepäck ging es für die Doods dann erst einmal in den Urlaub auf die Insel Teneriffa. „Mein Mann hat da die Bauanleitung durchgearbeitet und überlegt, ob er das überhaupt umsetzen kann“, erzählt sie lachend weiter. Er war guten Mutes und kaum aus dem Urlaub zurück, fuhr er nach Vreden und besorgte sich einen alten VW Käfer.
„300 D-Mark hat der gekostet und soll laut dem Verkäufer dem damaligen Pastor gehört haben“, erinnert sich der Gladbach-Fan. Das war im Jahr 1986. Und er hat noch heute das „oh, oh, oh“ des Vredener Werkstattbesitzers, der ihm das Auto verkauft hat, im Ohr. Einer seiner Mitarbeiter habe so etwas auch mal probiert – wohlgemerkt ein Automechaniker – der habe es nicht geschafft. Wie solle es also ein Nichtfachmann können, fragte dieser ihn.

Karl-Heinz Doods ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen und in seiner Garage zerlegte er den 34-PS-starken-Käfer in alle Einzelteile. „Bis zur letzten Schraube habe ich den auseinander genommen“, grinst er.
Danach sei es an den Wiederaufbau gegangen. So sei das VW-Käfer-Chassis unter anderem mit neuen Blechteilen versehen und die Achsen, der Motor und das Getriebe überarbeitet worden.
In mehreren Bauabschnitten und nach Bestellung von mehreren Bausätzen – unter anderem bei der Automobilfirma Scheib in Ansbach – baute der Südlohner die MG TD-Replica auf. „Dabei habe ich die Karosserie zum Teil mit Stichsäge anpassen müssen“, erklärt er nicht ohne Stolz. Als dann alles endlich an- und umgebaut war, bekam das Fahrzeug noch ein Cabrio-Verdeck mit Seitenteilen.
„Im Juni 1989 wurde der Wagen dann lackiert“, erinnert sich Karl-Heinz Doods. „In der Farbe Rot.“
Was sagt der TÜV?
Danach stand dann nur noch ein wichtiger Schritt an. „Die Abnahme des Autos durch den TÜV“, erzählt er weiter. In Wesel nahmen vier Ingenieure den Wagen unter die Lupe und vergaben das TÜV-Prüfzeichen.

Ab diesem Zeitpunkt rollte das Fahrzeug über die Straßen in der Gemeinde Südlohn und in ganz Deutschland. „Natürlich nicht das ganze Jahr. Wir haben ein Saisonzeichen“, berichtet der Südlohner. Den Rest der Zeit stehe der Wagen geschützt in der Werkstatt, sodass er auch weiterhin daran arbeiten könne.
„Das hört ja nie auf“, sagt der 74-Jährige mit einem Augenzwinkern. So habe er im Jahr 2008 den 34-PS-starken-Motor gegen einen 50-PS-Motor getauscht und außerdem original Stoßstangen und einen Heckgepäckträger an den Wagen montiert.

Auch in diesem Jahr geht es wieder auf Tour mit den MG TD. Unter anderem – wie schon in den letzten 40 Jahren – zum Oldtimer Replica Club (ORC) Deutschland-Treffen.
Bevor es jedoch soweit ist, müsse unter anderem noch ein Ölwechsel vorgenommen werden. Aber nicht nur der: Der Wagen müsse auch noch poliert werden. „Ich mache das gerne“, sagt er. Das halte genauso wie das Schrauben und Putzen den Kopf frei. „Und wenn dann alles so schön glänzt, geht mir das Herz auf“, sagt er zum Abschluss und man sieht ihm an, dass er es kaum noch abwarten kann, bis es auf Tour geht.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 10. Februar 2025.