„Ukraine ist überall“ Friedensgebet in Oeding schließt Menschen in Erdbebenregion ein

„Ukraine ist überall“: Friedensgebet schließt Menschen in Erdbebenregion ein
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„Von guten Mächten…“: So emotional, wie der ökumenische Gedenkgottesdienst in der Jakobus-Kirche begann, so ergreifend wurde der folgende Appell an den Frieden in der Ukraine und in der ganzen Welt. Eingeladen hatten aus Anlass des Jahrestages des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar 2022 die evangelische und die katholische Kirchengemeinde, der Arbeitskreis für Toleranz, gegen Rechtsextremismus und Gewalt sowie die Gemeinde Südlohn, um gemeinsam an die Opfer von Krieg und Vertreibung zu gedenken.

Raifa Zinchenko und Pfarrer Klaus Noack: Die Gebete wurden in zwei Sprachen gesprochen.
Raifa Zinchenko und Pfarrer Klaus Noack: Die Gebete wurden in zwei Sprachen gesprochen. © Michael Schley

Der evangelische Pfarrer Klaus Noack verurteilte stellvertretend den „Akt purer Aggression“ Putins. Er wandte sich direkt an diejenigen der 103 bisher aus der Ukraine nach Südlohn und Oeding Geflüchteten, die dem Friedensgebet beiwohnten: „Ganz Europa, die gesamte Welt bangt mit den Menschen in der Ukraine. Wir wollen zeigen, dass wir eng an Ihrer Seite stehen.“ Dem Motto entsprechend: Ukraine ist überall...

Dank an alle Helfer

Der Pfarrer spannte den Bogen zu den Menschen in den Erdbebenregionen in der Türkei und in Syrien, die schrecklichen Nachrichten hätten das Team mitten in den Vorbereitungen des Wortgottesdienstes getroffen: „Auch diese Menschen schließen wir in unser Gebet ein.“

Ebenso die Menschen, die oftmals selbstlos in unvorstellbarem Leid Hilfe leisteten. Der katholische Pfarrer Stefan Scho betonte, dass es sich seit einem Jahr einmal mehr zeige, „dass Frieden brüchig ist“ und dass man für diesen streiten müssen.

Das Thema Frieden drückten auch die musikalischen Beiträge aus.
Das Thema Frieden drückten auch die musikalischen Beiträge aus. © Michael Schley

Der stellvertretende Bürgermeister Michael Schichel teile „die Gefühle der Deutschen“, die Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer in ihrem Manifest für den Frieden wiedergäben. Er teile allerdings nicht die Schlussfolgerungen: „Nach meiner Überzeugung darf die Sehnsucht der Deutschen nach Frieden nicht auf Kosten der Freiheit der Ukraine ausgelegt werden.“ Ein schneller Friedensschluss wäre zurzeit nur durch eine Kapitulation der Ukraine möglich. Dies wäre ein fatales Signal „für die Zukunft unserer Kinder“ und an die Aggressoren in der Welt.

Südlohner Wir-Gefühl spürbar

Michael Schichel hob entsprechend nicht nur die Bedeutung der Solidarität in der Welt, sondern auch direkt diejenige in der Doppelgemeinde hervor: „Es zeigt deutlich, dass das Südlohner Wir-Gefühl kein leeres Wort ist.“ In Sachen Integration der Geflüchteten sehe er noch „eine große Herausforderung auf uns zukommen“.

Eine Ukraine-Flagge und Kerzen in der Oedinger Kirche
Während des Friedengebetes anlässlich des Jahrestages des Ukraine-Krieges gedachte die Gemeinschaft auch der Menschen in der Erdbebenregion in der Türkei und in Syrien. © Michael Schley

Pfarrer Klaus Noack erklärte zum Abschluss, dass die Menschen „auch im Leiden nicht von Gott verlassen sind“. Den Glauben bekundeten die Anwesenden in gemeinsamen Gebeten und dem Glaubensbekenntnis in deutscher wie ukrainischer Sprache durch Raifa Zinchenko. Der Pfarrer zitierte die Worte einer Ukrainerin, die er am Morgen im Radio vernommen hatte: „Um Gefühle auszudrücken, da brauche ich meine Muttersprache.“

Der stellvertretende Bürgermeister Michael Schichel erinnerte an die Herausforderungen, die die Integration der Geflüchteten und Vertriebenen noch mit sich bringen werde.
Der stellvertretende Bürgermeister Michael Schichel erinnerte an die Herausforderungen, die die Integration der Geflüchteten und Vertriebenen noch mit sich bringen werde. © Michael Schley