„SVS“ bringt Sorgen, Ängste, Chancen, Wünsche Kirchengemeinden rücken enger zusammen

Kirchengemeinden rücken enger zusammen: Pastoraler Raum „SVS“ wird mit Leben gefüllt
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Ängste und Sorgen, aber auch Chancen und Wünsche. Viele Facetten, die mit der Gestaltung der Pastoralen Räume einhergehen, sind bereits herausgearbeitet. „Wir sind schon auf einem guten Weg“, meinte Pfarrer Stefan Scho als Gastgeber eines Abstimmungsgesprächs im Pfarrheim in Oeding.

Seit dem 1. Januar bilden die katholischen Kirchengemeinden aus Stadtlohn, Vreden und Südlohn einen sogenannten Pastoralen Raum – auch, weil Bischof Felix Genn weiteren Fusionen und Zusammenlegungen einen Riegel vorgeschoben hat.

Nun gelte es, diesen Raum mit Leben zu füllen. So der allgemeine Tenor. „Einen Namen haben wir ja schon: SVS.“ Lennard Winkler, Pfarreiratsvorsitzender von St. Georg Vreden, „brach“ das Eis und lachte. Er eröffnete eine lebhafte Diskussion im Koordinationsteam aus Haupt- und Ehrenamtlichen.

Weniger Seelsorger und Mitglieder

Zum Hintergrund: Als Pastoraler Raum wird in römisch-katholischen Bistümern in Deutschland der Zusammenschluss von eigenständigen Pfarrgemeinden oder Kirchengemeinden bezeichnet. Die Gründe für die Bildung Pastoraler Räume sind einleuchtend: Die Zahl der hauptamtlichen Seelsorger sinkt – ebenso die Zahl der Mitglieder.

Die Bereitschaft, ehrenamtlich tätig zu werden, ist wie in vielen Bereichen vielfach zeitlich befristet. Kurz: Die Kirche befindet sich in einem Transformationsprozess. Die Gemeinden rücken enger zusammen.

Nach dem ersten Workshop in großer Runde in Stadtlohn traf sich nun das Koordinationsteam in Südlohn mit dem Koordinator Paul Greiwe (6.v.l.). Es wird sich auf den Weg gemacht, den Pastoralen Raum mit Leben zu füllen.
Nach dem ersten Workshop in großer Runde in Stadtlohn traf sich nun das Koordinationsteam in Südlohn mit dem Koordinator Paul Greiwe (6.v.l.). Es wird sich auf den Weg gemacht, den Pastoralen Raum mit Leben zu füllen. © St. Otger

Für den Raum Stadtlohn, Vreden, Südlohn wurde Paul Greiwe zum Koordinator berufen. Der Priester von St. Pankratius Emsdetten nahm die Chance wahr, sich und seine Vorstellungen zu präsentieren. „Die Aufgabe fasziniert mich. Ich habe schon vieler solcher Prozesse begleitet“, erklärte der 54-Jährige.

Zunächst gelte es, „Land und Leute kennenzulernen“: „Ich gebe nichts vor, wir gehen den Weg gemeinsam. Wir werden vieles ausprobieren, dürfen auf dem Weg auch mal scheitern.“

Das Kennenlernen steht auch bei den drei Gemeinden – St. Otger, St. Georg und St. Vitus und St. Jakobus – zunächst im Mittelpunkt. Dechant Jürgen Lürwer nannte die Kirchdörfer rund um Vreden als Beispiel: Die Gemeinden seien unterschiedlich groß und nicht minder verschieden.

Stefan Scho stellte schon mal eine Verbindung her: „Wir haben keine weiterführende Schule mehr, viele fahren nach Stadtlohn und Vreden zur Schule.“ Auch sonst gebe es viele Verbindungen zwischen den zwei Städten und einer Gemeinde.

Ganz wichtig: Der Prozess müsse offen und transparent kommuniziert werden. „Unser Auftrag ist es auch, zu klappern“, meinte Jochen Albers, Pfarreiratsvorsitzender Südlohn/Oeding. Zur Kommunikation mit einer Sprache und über einen gemeinsamen Kanal sollten sich die Verantwortlichen für den Bereich Social Media kurzschließen.

Insgesamt 45 Pastorale Räume wurde im Bistum Münster gebildet.
Insgesamt 45 Pastorale Räume wurde im Bistum Münster gebildet. © Bistum Münster

Ein weiteres konkretes Beispiel: Die Verbundleitungen der Kindergärten/Familienzentren in allen drei Gemeinden könnten Synergien nutzen. Wie zum Beispiel auch im Bereich der Prozessionen oder gar Kommunion- oder Firmvorbereitung: „Man könnte ein gemeinsames Konzept für alle drei Gemeinden erstellen“, meinte Jochen Albers.

Angesichts der auch immer schwieriger werdenden Personallage – haupt- wie ehrenamtlich – könnten so auch Kräfte gebündelt werden.

Schon im Sommer 2022 hatten sich die Seelsorger aus den drei Gemeinden auf den Weg gemacht. Als es dann konkreter mit dem Raum Stadtlohn, Vreden, Südlohn wurde, organisierte man einen Tag der Pfarreiräte und darauf einen Austausch- und Infotag am 18. November 2023 in Stadtlohn.

Dort wurden eben produktiv Ängste und Sorgen, aber auch Chancen und Wünsche, die mit der Entwicklung des Pastoralen Raumes einhergehen, erarbeitet. „Darauf ein Feedback zu erarbeiten, ist nun eine erste wesentliche Aufgabe“, so Jochen Albers.

Prozess in kleinen Schritten

Zu den Sorgen: Wird mir was genommen? Muss ich Einschnitte hinnehmen? Ein Pastoraler Raum komme eben keiner Fusion gleich, das wurde betont. Diese haben übrigens alle drei Partner nahezu zu gleicher Zeit miterlebt.

„Ein Prozess auf Augenhöhe“, so empfinde ihn Christoph Theberath, Leitender Pfarrer in Vreden. Es gelte das bekannte Motto: Alles kann, nichts muss. Oder anders: Was in den einzelnen Gemeinden gut laufe, das dürfe auch so weiterlaufen.

Wo man voneinander profitieren könne, solle dies auch angestrebt werden – um Akzente zu setzen. „Die Gestaltung des Pastoralen Raumes bietet viele Spielräume“, betonte Koordinator Paul Greiwe.

Wichtig sei es auch, sich erst einmal ein Bild von der eigenen Gemeinde zu machen: nicht nur mit allen kirchlichen, sondern auch weltlichen Vereinen und Verbänden. „Was ist an jedem Ort los und wie können wir uns gegenseitig stärken?“, fragte Christoph Theberath.

Für die Mitglieder der Gemeinden und die Bevölkerung müsse der Prozess greifbar bleiben, so Paul Greiwe: „Wir müssen die Menschen mitnehmen.“

Christoph Theberath gab durchaus zu, dass er noch ein wenig „wie der Ochs vorm Berge“ stehe: „Was wird konkret bis 2025 verlangt?“ Erstes Ziel sei der Aufbau einer Leitungsstruktur, berichtete Paul Greiwe.

Die Seelsorger werde es also zunächst „treffen“. „Wir sollten nicht den Fehler machen und etwas überstürzen“, betonte Lennard Winkler. Es sei ein Prozess in kleinen Schritten, ergänzte Paul Greiwe.