Superstromtrasse A-Nord Baustart an der Vennstraße in Südlohn

Superstromtrasse A-Nord: Baustart an der Vennstraße in Südlohn
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Jahrelang wurde geplant und diskutiert, mit Landwirten verhandelt, Bürger informiert und sogar mit Grundstücksbesitzern gegrillt. Jetzt geht es tatsächlich los: der Bau der Superstromtrasse A-Nord durch den Kreis Borken und somit auch in der Gemeinde Südlohn. Aufmerksamen Auto- und Radfahrern wird dieses mit Blick auf die Bauarbeiten an der Vennstraße in Südlohn nicht entgangen sein. So gar ein Hinweisschild auf eine Zufahrt zu einer Baustelle und ein 50er-Verkehrszeichen für die notwendige Geschwindigkeitsbegrenzung sind hier zu sehen.

Nach dem Erhalt des Planfeststellungsbeschlusses am 25. Februar für den Abschnitt NRW 1 haben die vorbereitenden Maßnahmen für das Großprojekt begonnen, erklärte Tanja Groß, eine Amprion-Sprecherin, auf Nachfrage.

Windstrom über Erdkabel

Zur Erklärung: 73 Kilometer lang ist das Teilstück NRW1, das der Netzbetreiber Amprion nun nach der Genehmigung durch die Bundesnetzagentur im westlichen Münsterland umsetzen darf. Der Konzern will hier Erdkabel verlegen. Dadurch soll künftig Windstrom aus Norddeutschland an den Niederrhein fließen. Es ist eines von aktuell mehreren großen Stromleitungsprojekten im Münsterland.

Die Erdkabel-Trasse startet im Münsterland nördlich von Gronau und endet westlich von Bocholt. Sie führt unter anderem vorbei an Ahaus, Stadtlohn und Borken, jeweils westlich der Autobahn 31. Aus Bürocontainer-Dörfern in Ahaus und Rhede will Amprion die Arbeiten koordinieren.

Rote Rohre liegen auf einem Feld an der Straße K21 in der Gemeinde Südlohn. Im Hintergrund sieht man Baufahrzeuge. Hier wird an der Stromtrasse Nord-A gebaut.
Auch im Ortsteil Oeding an der Kreuzug K21 und Ottenstapler Weg haben die ersten Arbeiten begonnen. © Karin Printing

März Arbeiten begonnen

Seit Anfang März seien auf dem Gebiet erste Arbeiten vorgenommen worden, hieß es in der schriftlichen Mitteilung des Unternehmens weiter.

Zuvor hätten schon Vermessungsarbeiten stattgefunden, um die Bauflächen, Zufahrten und Baustraßen einzurichten, erläuterte die Sprecherin weiter. Die in Anspruch genommenen Flächen seien hierbei kenntlich gemacht worden. Zusätzlich seien kreuzende Versorgungsleitungen vermessen und an der Geländeoberkante abgesteckt worden.

Ein Schild mit dem Hinweis Baustellenfahrzeuge frei und Absperrungen auf Stahlplatten versperren den Weg auf ein Feld.
Auch an der Straße Venn in Südlohn gibt es Hinweise auf den Bau der Trasse. © Karin Printing

Weitere Schritte waren der punktuelle Rückschnitt von Gehölzen im Bereich der geplanten Erdkabeltrasse, um die Zufahrten bauen zu können. Für die Baustraßen seien zudem unter anderem Stahlplatten ausgelegt worden, erklärte Tanja Gross weiter. Die Zufahrten zu den Baustellen erfolge so weit wie möglich zunächst über öffentliche Straßen oder Wege. Schäden an Straßen und Wegen, die durch Baufahrzeuge entstehen können, werden während und nach der Durchführung der Baumaßnahmen beseitigt, erläuterte sie weiter.

Zurzeit gebe es laut der Amprion-Sprecherin nun in Südlohn eine offene Bauweise in der Nähe vom Vitiverter Bach und von der Vennstraße bis zur K21 sowie eine HDD-Bohrung unter der Vennstraße.

Verlegung in offener Bauweise

Zur Erklärung: Offene Bauweise bedeutet, dass dafür der Boden abgetragen, die Kabel in der Erde verlegt und anschließend der Graben wieder verfüllt wird. Die Kabel werden in Schutzrohre eingeführt, die in 1,95 Meter Tiefe in den Boden eingelassen. Danach wird der Bereich wieder verfüllt und ein sogenanntes Trassenwarnband verlegt, das kennzeichnet, wo das Kabel verläuft.

Eine HDD-Bohrung (Horizontal Directional Drilling) verläuft dabegen in einem Bogen unter der Erde und endet schräg wieder an der Oberfläche. So können Rohre, Pipelines oder Versorgungseinrichtungen verlegt werden, ohne Gräben zu graben, heißt es von Seiten des Netzbetreibers Amprion. Dieses Verfahren werde auch bei der Vennstraße angewendet. „Da die Vennstraße unterbohrt wird, ist keine Sperrung der notwendig“, so die Projektsprecherin. Sie könne also weiterhin normal genutzt werden.

Im Übrigen würden alle Arbeiten werktags durchgeführt. „Kleinere Straßen oder Wege werden in der Regel offen gequert. Diese werden für den Zeitraum gesperrt und in Abstimmung mit den Kommunen eine Umleitung ausgeschildert“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Strom für 2 Millionen Menschen

„Abhängig von den Arbeiten, die durchgeführt werden, sind derzeit drei bis acht Mitarbeitende vor Ort“, so Tanja Gross. Nach Ostern werde an weiteren Stellen in der offenen Bauweise gebaut, sodass mehr Mitarbeiter vor Ort seien.

Sie erläuterte weiter, dass das Großprojekt nicht einfach von Norden nach Süden gebaut werde, sondern dass es Baustellen an verschiedenen Stellen gleichzeitig gebe. Der gesamte Abschnitt sei hierfür in Sektionen von jeweils einem Kilometer unterteilt, so die Amprion-Sprecherin weiter. Wo dann gebaut werde, hänge von verschiedenen Faktoren ab, etwa der Bodenbeschaffenheit oder Absprachen mit Landwirten und Kommunen. Im Grunde genommen sei dieses wie ein Puzzle, das sich zusammenfüge, so Tanja Gross.

2027 Fertigstellung geplant

Die „A-Nord“ soll auf der gesamten Länge als Erdkabel verlegt werden. Die Stromkabel werden in zwei separaten Gräben geführt. 2027 soll die neue Trasse in Betrieb gehen. Dann soll hier Strom für rund zwei Millionen Menschen fließen. Allein die Kosten für die Tiefbauarbeiten sollen laut Netzbetreiber Amprion 1,5 Milliarden Euro betragen.