Mini-Campingplatz in Südlohn hat eigenen Charme Camper genießen die Ruhe und die Radwege

Mini-Campingplatz hat eigenen Charme: Camper genießen Ruhe und Radwege
Lesezeit

Sabi und Wolfgang Schlüter sitzen ganz gemütlich vor ihrem Wohnmobil unter den alten Eichen. Auf dem Tisch steht das Frühstück. Das Ehepaar hat alle Zeit der Welt. Sie genießen ihren Sommerurlaub im Juli 2023. Die beiden Moerser haben ihren Wagen auf dem Grundstück von Martin und Kerstin Ostendorf im Wienkamp abgestellt. Die Schlüters selbst gaben den Anstoß für die drei Stellplätze.

Maximal drei Wohnmobile oder Wohnwagen dürfen in dem kleinen Wäldchen stehen. Bis zu dieser Zahl gelten nicht die strengen Vorschriften der Verordnung für Campingplätze. So ist die Ausstattung auch nur eingeschränkt. Bei den Ostendorfs erhalten die Gäste Strom und Wasser. Grillen und Lagerfeuer sind ebenso erlaubt, wie das Mitbringen von Hunden. Auch der Handyempfang ist möglich.

„Wir haben selbst Spaß am Campen. Außerdem lernt man neue Leute kennen“, erklärt Martin Ostendorf, warum seine Frau und er den Mini-Campingplatz eröffnet haben. Praktisch auf der anderen Straßenseite, nur wenige Hundert Meter entfernt, bieten auch Wilhelm und Ingrid Keppelhoff Plätze auf einem Mini-Campingplatz an.

Das Ostendorf-Haus im Wienkamp ist das Elternhaus von Wolfgang Schlüters Mutter. Der Hof war Treffpunkt der Familie. Mehr als 30 Enkel tobten während seiner Kindheit auf dem Gelände herum. „In den Bäumen haben wir geklettert“, erzählt der 61-Jährige und schaut in die Wipfel. Mittlerweile sind die Eichen zu stattlichen Bäumen gewachsen.

Abseits der großen Plätze

Vor rund zweieinhalb Jahren haben sich Wolfgang und Sabi Schlüter ein Wohnmobil gekauft. Dann kam Corona, die Camping-Plätze waren geschlossen. „Wir könnten mal zu Martin fahren“, schildert Sabi Schlüter (61) ihre damaligen Überlegungen. Also ab vom Niederrhein zum Cousin nach Südlohn.

Beim Plausch vor zwei Jahren mit dem Ehepaar Ostendorf zeigte Wolfgang Schlüter die App Hinterland. Die hatte der Neu-Wohnmobilist für sich entdeckt, um abseits der großen Camping-Plätze ruhige Fleckchen zu finden. Darüber können direkt kleine Mini-Campingplätze gebucht werden. Kerstin und Martin Ostendorf meldeten sich prompt bei Hinterland als Gastgeber an.

Schutzhütten begeistern Gäste

„Um Ruhe zu suchen, sind solche Plätze ideal“, meint Wolfgang Schlüter. Das finden auch andere Gäste. „In der Regel sind das Menschen unserer Altersklasse“, sagt Sabi Schlüter. Die meisten fahren gerne Fahrrad, so wie die Schlüters. Aber auch Familien mit Kindern nutzen die Abgeschiedenheit im Wienkamp. Der Pferdestall und das Stockbrotbacken haben auch ihren Reiz.

Den Stellplatz nutzt das Ehepaar vor allem für ausgedehnte Radtouren und Verwandtenbesuche. „Wir bleiben immer ein paar Tage“, sagt Wolfgang Schlüter. Die beiden sind ganz begeistert von den Möglichkeiten für Radfahrer. Sie loben unter anderem das Knotenpunktsystem. „Es wird viel für Radfahrer getan“, lobt Wolfgang Schlüter. Die beiden sind zudem überrascht, dass es so viele Schutzhütten gibt. „Teilweise sogar mit Sitzpolstern“, staunt Sabi Schlüter.

Wolfgang Schlüter sitzt vor seinem Wohnmobil auf einem kleinen Klappstuhl und spielt gleichzeitig Gitarre und Mundharmonika.
Wolfgang Schlüter sitzt vor seinem Wohnmobil auf einem kleinen Klappstuhl und spielt gleichzeitig Gitarre und Mundharmonika. © Rupert Joemann

Hin und wieder verbindet Wolfgang Schlüter die Radtouren mit seiner zweiten Leidenschaft: dem Musizieren. So wie am Donnerstag. Mit dem Fahrrad ging es nach Ahaus. Mit dabei: Gitarre, Mundharmonika und die Handpuppe.

Dann stellt sich Schlüter in die Innenstadt und fängt an zu spielen. „Höchstens zwei Stunden, sonst wird es anstrengend“, erzählt er mit einem Grinsen im Gesicht. Und das soll es nicht, schließlich sind die beiden im Urlaub. Die Passanten honorieren seinen Auftritt oftmals nicht nur mit Applaus, sondern werfen auch etwas Geld in den Koffer. „Damit können wir den Wohnmobilplatz bezahlen“, sagt der Rentner lachend.

Wohnmobil heißt Landstreicher

Ihr Wohnmobil hat das Ehepaar Landstreicher genannt. Der Name ist auch auf ihre Jacken genäht. Die Namensidee stammt vom Astrid-Lindgren-Buch „Rasmus und der Landstreicher“. „Ich wollte als Kind Landstreicher werden“, erzählt Wolfgang Schlüter schmunzelnd. Das wurde nichts. Aber mit dem Wohnmobil fährt er jetzt wenigstens ständig übers Land. Das ist auch so eine Art Landstreicher.

Dieser Artikel erschien zuerst am 13. Juli 2023.