Schulsozialarbeit an den Grundschulen „Wir sind nicht ‚nur‘ die Feuerwehr“

Schulsozialarbeit an den Grundschulen: „Wir leisten nicht nur Feuerwehrarbeit“
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„Die Kinder fragen schon mal, wo Frau Lehmann gerade ist.“ In einem Satz bringt Barbara Altena für die Schulleitung an der von-Galen-Schule die Bedeutung „ihrer“ Schulsozialarbeiterin auf den Punkt. Die Basis sei Vertrauen. „Die sprechen einfach anders mit den Kindern“, ergänzte Friederike Voß, ihre Kollegin an der St.-Vitus-Schule, in der jüngsten Sitzung des Schulausschusses am Mittwoch (30.8.).

Dass sie in kurzer Zeit „eine gute Säule aufgebaut hätten“, erklärte Nadine Janzen, die gemeinsam mit Lena Lehmann das Team bildet. Wobei die Arbeit im Grunde gar auf mehreren Säulen fußt.

Die pädagogischen Teams an den Schulen sind heute multiprofessionell aufgestellt, die Herausforderungen vielfältig. Und sie nehmen ständig zu. Gesellschaftliche Veränderungen wirken sich sowohl auf das Familienleben als auch auf das schulische Leben aus, unterschiedliche Familienformen stehen nebeneinander. Der Einfluss neuer Medien steigt ständig, Freiräume zum Ausprobieren und Sammeln von Erfahrungen nehmen hingegen ab. Und: Kinder mit Migrationshintergrund müssen sich in einer fremden Kultur, mit einer fremden Sprache zurechtfinden. Ein weites Spektrum.

Kindern müssen Konflikte lösen

Vor diesem Hintergrund leisteten Fachkräfte für Schulsozialarbeit wertvolle Arbeit, das wurde ihnen in der Sitzung zurückgespiegelt. Lena Lehmann (Sozialpädagogin B.A.) ist seit 2021 bei der Gemeinde Südlohn als Schulsozialarbeiterin tätig, aktuell ist sie an der von-Galen-Schule in Oeding eingesetzt. Nadine Janzen (Diplom-Sozialarbeiterin) leistet die Arbeit seit 2022 an der St.-Vitus-Schule in Südlohn. Dass je eine Schulsozialarbeiterin pro Grundschule tätig ist, sei keine Selbstverständlichkeit, wie Markus Lask, Fachbereichsleiter Zentrale Steuerung und Zentrale Dienste, betonte.

Ein wesentlicher Tätigkeitsschwerpunkt liegt in der Beratung und Begleitung der Schülerinnen und Schüler, in der Förderung der Schüler in ihren Stärken und Fähigkeiten. Schulsozialarbeit folge einem „integrativen und inklusiven Ansatz“, erklärte Nadine Janzen. Sowohl in der Schule als auch im Wohnumfeld. Dazu gehöre es auch, sich in Gruppen zurechtzufinden. Dabei kann es natürlich zu Konflikten kommen. „Wie löse ich diese?“, sei eine entscheidende Frage, so Janzen. Das nötige Handwerkszeug gebe man den Kindern an die Hand, damit komme heute nicht mehr jedes Kind in die Schule.

Kinder werden beteiligt

„Wir sind aber nicht ‚nur‘ die Feuerwehr – also wenn es schon brennt“, ergänzte Lena Lehmann. Die Prävention gewinne immer mehr an Bedeutung. Zum Beispiel mit dem Projekt Streitschlichter an den Schulen. Wichtig sei es auch, die Kinder zu beteiligen. Zum Beispiel über das Schulparlament, das es an beiden Schulen gibt: „Die Kinder entscheiden dort demokratisch mit.“ Sinnvoll sei es auch, den Kindern mal „Auszeiten in einem Schonraum“ zu schenken, so Nadine Janzen. Ebenso, die Konzentration zu trainieren.

Eine weitere Säule ist die Begleitung der Eltern. Und zwar offen aus beiden Richtungen – auch in Kooperation mit den Lehrern. „Wir stellen bei Bedarf auch den ersten Kontakt zu externen Stellen her“, erklärte Lena Lehmann. Ebenso unterstützten sie die Lehrkräfte und pädagogischen Teams (z.B. OGS) bei Projekten und der Erarbeitung von Konzepten als weitere Säule. Beispielsweise bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung und der Erarbeitung von Hilfs- und Schutzkonzepten.

Apropos Vermittlerrolle: Ein weiterer Baustein ist die Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren. Wie zum Beispiel mit dem Jugendwerk oder mit der Kirchengemeinde, mit den Kindertageseinrichtungen, der Klimamanagerin oder auch der Gemeinde selbst. „Wenn es zum Beispiel um Themen wie die Teilhabe geht“, berichtete Lena Lehmann.

Mitglied in allen wichtigen Gremien

Friederike Voß betonte noch einmal, wie wichtig „diese zusätzliche Profession“ heute sei. „Meine Lieblingsfolie war die, bei der in der Mitte das schulische Team steht“, sagte sie. Die Schulsozialarbeiterinnen seien Mitglied in allen wichtigen Gremien, zum Beispiel auch in der Lehrerkonferenz: „So sind sie ständig mit allen essenziellen Informationen versorgt.“ Ebenso sind sie Mitglieder der Kriseninterventionsteams der Schulen.

Barbara Altena setzte sich ergänzend noch die Brille der Eltern, Schüler und Lehrer auf: „Es gibt eben auch Dinge, die man nicht gerne gleich mit dem Lehrer bespricht.“ Vieles könne präventiv und auf dem kurzen Dienstweg gelöst werden. „Wenn ich in meiner Funktion als Schulleiterin ein ‚Machtwort‘ sprechen muss, dann liegt immer eine defizitäre Situation vor“, ergänzte Friederike Voß. Dass diese möglichst gering bleiben, dafür sorgten auch die Schulsozialarbeiterinnen. Und deren Arbeit stärke nicht zuletzt die Schulgemeinschaft, betonte Barbara Altena.