Schulden, Einsamkeit, einfach reden Projektteam hat für alle(s) „offene Ohren“

Schulden, Einsamkeit, einfach reden: Projektteam hat für alle(s) „offene Ohren“
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Es passt womöglich genau in die Zeit, das neue Projekt der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde in Südlohn und Oeding – nicht zuletzt die aktuellen Krisenlagen oder auch steigende Lebenshaltungskosten bereiten vielen Menschen Sorgen. Andere haben konkrete Probleme. Genau dann soll das Angebot „Rat und Gespräch bei einer Tasse Kaffee“ eine erste Hilfe bieten, auf die weitere folgen kann. Dies bewusst niederschwellig.

Die ersten Termine sind gemacht, die Resonanz ist durchweg positiv. „Das ist gut angelaufen“, erklärt Doris Bennemann. Gemeinsam mit Anneliese Giesel, Johannes Ostendorf und Pfarrer Stefan Scho hatte die Südlohnerin im Caritasausschuss von St. Vitus und St. Jakobus die Idee entwickelt. Der Anlass war eigentlich ein anderer: Der Flyer sollte aktualisiert werden. Jener Flyer, in denen auch die Kontakte von weiteren Anlaufstationen wie Schuldner- oder Sozialberatung oder auch Kreuzbund aufgeführt sind. „Da kam die Idee, den Flyer nicht nur auszulegen, sondern auch zu erklären“, berichtet Doris Bennemann.

Idee wächst nach und nach

Mit dieser Überlegung ging das Team nicht nur in den Pfarrereirat, sondern auch an die evangelische Kirchengemeinde heran. „Wir wollten das Ganze auf eine breitere Basis stellen, auch betonen, wie wichtig heute die Ökumene ist“, so Pfarrer Scho. Dabei stieß die Idee bei der Evangelischen Kirchengemeinde Oeding-Vreden-Stadtlohn gleich auf „offene Ohren“, wie Ursula Hops erzählt. Die „offenen Ohren“, die das Team künftig Menschen in verschiedenen Lebenssituationen schenken will.

Das ehrenamtliche Team hört zu in einem vertraulichen Rahmen unter Beachtung der Schweigepflicht. Das Angebot wird bewusst niederschwellig gehalten.
Das ehrenamtliche Team hört zu in einem vertraulichen Rahmen unter Beachtung der Schweigepflicht. Das Angebot wird bewusst niederschwellig gehalten. © Kirchengemeinde

Über Kontakte wurden schnell Mitstreiter gefunden, die nun in Zweierteams die Gesprächsangebote leiten. Inhaltlich das nötige Handwerkszeug lieferte die Diplom-Psychologin Amal Ali, die auch weiter das Projekt begleiten wird. „Ein Schwerpunkt lag zum Beispiel in der Gesprächsführung“, so Doris Bennemann. Oder in der Kommunikation des Ganzen. Stefan Scho betont, dass das Team grundsätzlich „nur“ als Vermittler agiere – bei Bedarf würden die Kontakte zu den entsprechenden Anlaufstellen hergestellt. Oder anders, Rat und nicht Beratung: „Wenn wir nicht helfen können, dann suchen wir weitere.“ Gemeinsam.

Bewusst niederschwellig soll es sein, schiebt Doris Bennemann noch einmal hinterher. Erst einmal ginge es zum Beispiel darum, mögliche Berührungsängste zu nehmen, die Menschen abzuholen. „Das ist eine erste wichtige Aufgabe auf dem Weg des ,sich Öffnens‘“, erläutert Doris Bennemann.

Am ersten Montag im Monat werden die Gespräche im Pfarrheim in Südlohn (Foto) angeboten, am dritten im Pfarrheim in Oeding.
Am ersten Montag im Monat werden die Gespräche im Pfarrheim in Südlohn (Foto) angeboten, am dritten im Pfarrheim in Oeding. © Michael Schley

Mögliche Anliegen können dabei vielfältig sein – so vielfältig wie das Leben selbst: Schulden, Probleme bei der Arbeit, in der Schule oder im Kindergarten, Pflegebedürftigkeit, Gesundheit. „Oder Einsamkeit.“ Ursula Hops gibt ihre ersten eigenen Erfahrungen wieder. Viele kämen, um „einfach einmal reden zu können“. Zum Beispiel, weil dies durch die Corona-Einschränkungen lange nicht möglich war.

Andere wollte sich vielleicht einfach über die Mobilitäts- und Freizeitmöglichkeiten im Ort informieren. Das Angebot richtet sich dabei nicht nur an alle langjährigen Südlohner und Oedinger, sondern auch an neu hinzugezogene Menschen zum Beispiel. Unabhängig von Alter, Nationalität und Religion.

Team ist gut vernetzt

Zurück zum Team, das ehrenamtlich unter dem Dach der Ortscaritas agiert: Die Gespräche werden von Menschen geführt, die allesamt mit Lebens-, Berufs- und Ortserfahrung ausgestattet sind. „Und alle sind gut vernetzt und können so weitere Wege mit dem Gesprächspartner suchen und finden“, betont Doris Bennemann. Alles natürlich im vertraulichen Rahmen mit Schweigepflicht.

Nicht zuletzt durch die Gruppentreffen lernten sich auch die Teammitglieder selbst besser kennen. Und man habe registriert, dass es derartige Angebote schon gibt, zum Beispiel in Borken oder Velen.

Die ersten Rückmeldungen sind – wie gesagt – positiv. „So, wie wir uns das vorgestellt haben“, meint Doris Bennemann. Dem Ganzen werde man in jedem Fall die nötige Zeit geben, ergänzt Pfarrer Scho. Oder wie es Amal Ali sagte: „Nicht verzagen – dranbleiben.“

Die Termine sind wie folgt: immer am ersten Montag des Monats von 16.30 bis 17.30 Uhr im Pfarrheim Südlohn (Kirchstraße 9) – immer am dritten Montag des Monats von 16.30 bis 17.30 Uhr im Pfarrheim Oeding (Jakobistraße 1).

Zum ehrenamtlichen Team gehören: Ursula Hops, Doris Bennemann, Karin Schmittmann, Josef Bischop, Anneliese Temminghoff, Rainer Hebing, Johannes Ostendorf, Pfarrer Stefan Scho, Anneliese Giesel und Brigitte Bergerbusch.