
© Till Goerke
Rote Karten und Kontroversen: Spannende Podiumsdiskussion in Südlohn
Kommunalwahl 2020
Frank Engbers , Werner Stödtke und Maik van de Sand wollen Bürgermeister von Südlohn werden. Keine leichte Entscheidung für die Wähler, das zeigte auch die MLZ-Podiumsdiskussion.
Gut zwei Stunde dauerte der Schlagabtausch am Montagabend in der Jakobihalle. Auf Einladung der Münsterland Zeitung waren die drei Bürgermeisterkandidaten Frank Engbers (CDU), Werner Stödtke (parteilos) und Maik van de Sand (WSO) um 19 Uhr auf die Bühne getreten und hatten sich den Fragen von Redakteur Stephan Rape und der MLZ-Leser gestellt. Auch das Publikum wurde miteinbezogen.
Redaktionsleiter Bernd Schlusemann übernahm die Begrüßung und führte durch den Abend. Ein Abend, der gezeigt hat: Es dürfte ein spannendes Rennen um das Amt des Bürgermeisters in der Gemeinde Südlohn werden. Alle drei Kandidaten überzeugten auf ihre ganz eigene Art. Bei einigen politischen Themen herrschte sogar Einigkeit. Doch Ausnahmen gab es natürlich auch. Im Folgendem eine Auswahl der diskutierten Themen (Kürzungen vorbehalten).
Ehemalige „Roncalli-Hauptschule“
Stödtke: „Also ich würde die ehemalige „Roncalli-Hauptschule“ gerne an den Kreis Borken veräußern. Weil ich einfach sehe, dass da eine Schulnutzung drin ist. Es ist ein Schulgebäude und wir haben mit dem Kreis Borken einen der besten Partner, den man sich vorstellen kann für diese Geschichte. Und ich glaube nicht, dass wir da wieder die für das Gebäude erforderliche Schulnutzung reinbekommen.“
van de Sand: „Bevor wir die „Roncalli-Schule“ oder das Gebäude an den Kreis Borken verkaufen , muss man einfach mal Ideen spielen lassen. Man muss gucken, ob man im Rahmen der Digitalisierung Coworking-Spaces hinbekommt. Damit vielleicht ansässige Unternehmen ihre Büroflächen nicht weiter ausbauen müssen. Oder dass man in Kooperation mit den Vereinen eine Nutzung hat oder mehr Generationen mitnehmen kann. Wenn diese Ideen nicht fruchten, wird uns der Verkauf nicht erspart bleiben.“
Engbers: Also ich sehe es so, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt dieses Gebäude auf diesem Areal nicht verkaufen sollten. Wenn man sich das Areal genau anschaut, liegt dieses Gebäude auf rund einem Hektar mitten drauf. Wir haben dieses Gebäude nicht irgendwo isoliert stehen, sondern direkt an einer Wohnbebauung. Wenn wir jetzt 2020 oder 2021 verkaufen würden, hätten wir keinen Zugriff mehr auf diese Fläche.“

Wegen der Coronabeschränkungen konnten nur 100 Südlohner vor Ort dabei sein. Viele haben den Schlagabtausch daher über den MLZ-Livestream verfolgt. © Till Goerke
Verkauf der Wasserrechte am Klärwerk
Engbers: „Das kann eine sehr gute Möglichkeit sein.“
Stödtke: „Ich halte es für sehr sinnvoll, diesen Weg weiter zu prüfen. Und eigentlich müsste auch eine frühe Bürgerbeteiligung erfolgen. Die Sorgen um eine Erhöhung der Kanalnutzungsgebühren muss ausgeräumt werden.“
van de Sand: „Ich denke, da sind wir uns alle drei einig. Es ist ein Projekt, das noch nicht komplett zu Ende gedacht ist. Die Risiken und die Chancen sind noch nicht komplett abgewogen. Dementsprechend gilt es, dieses Projekt erst mal weiter zu bearbeiten, dann die Ergebnisse vorzustellen und die Bürger mitzunehmen.“

Frank Engbers (CDU) wirkte sehr souverän und redegewandt. Dafür bereiteten ihm die 30-Sekunden-Beiträge das ein oder andere Mal Probleme. © Till Goerke
Gemeinschaftliche Sportanlage auf Höhe der Reithalle
Stödtke: „Die Idee gab es ja vor zig Jahrzehnten schon mal. Die beiden Sportvereine sind ja durch den Kunstrasenplatz zusammengewachsen. Ich sehe das nicht, jetzt auf Gemeindemittel einen zentralen Sportplatz bekommen zu können. Die Idee war früher mal gut, man hätte sie aber vor Jahrzehnten umsetzen müssen.“
van de Sand: „Ich sehe das ähnlich wie Herr Stödtke. Gerade die Diskussion um den Kunstrasenplatz hat je gezeigt, dass die Sportplätze von der Qualität her erforderlich sind. Der Kunstrasenplatz beim SC Südlohn ist erforderlich, um die Qualität weiter anzuheben.“
Engbers: „Wir sollten diese Idee auf jeden Fall nicht aus dem Blick verlieren. Vielleicht werden wir das nicht in fünf oder zehn Jahren schaffen, aber was ist in 20 oder 30 Jahren, wenn die Vereine weniger Aktive haben? Das könnte noch ein Zukunftsprojekt werden.“

Werner Stödtke (parteilos) fand deutliche und klare Worte. Immer wieder streute er eine Portion Humor in seine Redebeiträge ein und bekam nicht nur einmal Applaus für seine Worte. © Till Goerke
Ortsumgehung Oeding
Stödtke: „Die Ortsumgehung wird dann gebaut, wenn wirklich mal alle Leute an einem Strang ziehen und wenn Rat, Verwaltung und Bürgerschaft wirklich dahinter stehen. Und genau das hat bisher die Sache auch ein bisschen ausgebremst. Da muss dringend gehandelt werden und da muss dringend eine Einheitlichkeit rein, damit es vorangeht.“
van de Sand: „Eigentlich glaube ich, dass wir das gar nicht mehr beeinflussen können, weil das liegt eigentlich bei anderen Behörden. Wir müssen gucken, dass die Personen, die entsprechende Einwände eingereicht haben, mitgenommen werden. Das man da Problemlagen noch beseitigen kann, damit es nicht zur Klage im Planfeststellungsverfahren kommt.“
Engbers: „Sie wird kommen. Davon bin ich fest überzeugt. Wenn wir in 20/21 das Planfeststellungsverfahren hinbekommen, dann bin ich guten Mutes.“

Maik van de Sand (WSO) sprach offen, direkt und verständlich, aber weniger routiniert als seine beiden Kontrahenten. © Till Goerke
Kulturbürgerhaus
van de Sand: „Das Kulturbürgerhaus sollte aus meiner Sicht nicht gebaut werden, sondern das Ursprungsprojekt ‚Tonart‘. Das Kulturbürgerhaus ist zu voluminös geworden und würde den finanziellen Rahmen der Gemeinde Südlohn sprengen.“
Engbers: „Wenn wir das Kulturbürgerhaus sehen, ist der Ablauf, wie das bisher vonstatten gegangen ist, mehr als unglücklich. Vorher besser kommunizieren, bei der Bezirksregierung abklopfen, wie hoch die Förderung sein könnte und dann können wir uns an dem Projekt orientieren.“
Stödtke: „Ich sehe das Kulturbürgerhaus auch nicht am Start. Vom Fördervolumen, von den Ursprungsplanungen ist das tatsächlich für Südlohn und Oeding überdimensioniert. Das Engagement der Leute war natürlich hervorragend.“
Stärkere Bürgereinbindung in die Politik
Stödtke: „Mann muss eigentlich wieder an der Debattenkultur arbeiten. In den Ausschüssen und im Rat sollte direkt in die Themen eingestiegen werden und nicht darüber diskutiert werden, ob Tagesordnungspunkte in den nicht-öffentlichen Teil verlegt werden. Das sollte vorher geschehen. Und es sollten wieder mehr sachkundige Bürgerinnen und Bürger in die Ausschüsse rein. Und diese sollten abschließend entscheiden.“
Engbers: „Grundsätzlich ist es wichtig, dass wir die Informationen, die wir bereitstellen, verdaulicher darstellen. Die Bürger wollen Fakten lesen und was man entsprechend erzielen muss. Des Weiteren soll wir uns über ein Ampelsystem unterhalten, wo Beschlüsse veröffentlicht werden, die wir getätigt haben, und dann auch Erreichungsgrade anzeigen können.“
van de Sand: „Die Bürger haben, glaube ich, mittlerweile Frust. Verschiedentliche Ereignisse haben dazu geführt, dass Betroffene gar nicht hinzugezogen worden sind. Bürgeranträge liegen monatelang im Rathaus, wo die Ratsmitglieder gar nichts von wissen. Ich würde zum Beispiel eine Bürgermeister-Sprechstunde einführen.“
Ein Projekt, das in der Amtszeit umgesetzt werden soll
Stödtke: „Ein Projekt, das ich durchsetzten würde, wäre der Neubau der Van-Galen-Grundschule. Wer mich kennt, der weiß, dass mir Bildung sehr am Herzen liegt. Das ist das Projekt, was ich nach Abschluss der St.-Vitus-Grundschule am schnellsten erledigt haben möchte, damit die Kinder nicht wieder Unterricht im Container haben, sondern eine moderne und vorzeigbare Schule bekommen.“
Engbers: „Das größte Projekt, das wir zukünftig haben, ist, dass wir das Wir-Gefühl stärken. Wir können über viele Baumaßnahmen reden, aber meine Herzensangelegenheit ist wirklich, das wir die Gemeinschaft bei uns stärken und wieder enger zusammenrücken.“
van de Sand: „Der Dorfkern in Oeding: Wir müssen es hinbekommen, dass wir relativ zügig den Dorfkern in Oeding entwickeln. Auch ohne Umgehungsstraße, weil die ja zeitlich viel zu spät ist. Gerade der Rathausplatz und die angrenzende Festwiese brauchen eine Grundsanierung bzw. Überplanung. Das ist ein Projekt, das aus meiner Sicht in den nächsten fünf Jahren machbar ist.“
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
