Raupen fressen Eichen kahl Viele Bäume kämpfen jetzt ums Überleben

Raupen fressen Eichen kahl: Eichenwickler befallen geschwächte Bäume
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Dort, wo sonst Eichen im saftigen Grün glänzen, ist in diesen Tagen vielfach „Dürre“ angesagt. In manchen Bereichen sind die Blätter nahezu vollständig aufgefressen. Auch rund um Südlohn und Oeding. Die durch die jahrelange Trockenheit angeschlagenen Bäume haben in diesem Jahr vor allem mit einem massiven Befall durch die Raupen des Eichenwicklers zu kämpfen.

Diese haben sich mittlerweile zu kleinen grünen Faltern entwickelt, die teils gefühlt in ganzen Schwärmen daherkommen. Wer in Waldnähe wohnt, weiß ein Lied davon zu singen. Was für den Menschen im Grunde aktuell nur ein wenig lästig ist, kann für manche Eichen zur echten Bedrohung werden. Die Revierförsterin Andrea Balke erklärt die Problematik und hofft nun auf den sogenannten Johannistrieb im Juni.

Sie sehen aus wie kleine grüne Motten, die Eichenwickler. Deren Schlupf beginnt je nach Witterung ab Ende Mai, die Hauptflugzeit liegt im Juni. Wie jetzt vielerorts zu sehen. Die weiblichen Falter legen etwa 50 bis 60 Eier an den Zweigen ab. Erst im Folgejahr entwickeln sich daraus ab Mai die grünen Raupen mit schwarzen Köpfen.

Der Befall mit den Eichenwicklerraupen ließ sich in diesem Frühjahr gut an den Gespinsten in den Zweigen erkennen. Ein Grund für das erhöhte Aufkommen lag im relativ kühlen Frühjahr, während dessen sich die Blätter der Eiche langsamer ausprägten. Sie waren weicher, eine leichtere „Beute“ für die Raupen.

Keine Gefahr für den Menschen

Die Folgen werden nun sichtbar: „Die Eichenkronen sind aktuell an vielen Stellen fast komplett von den Raupen kahlgefressen worden“, erklärt Andrea Balke. Der lästige Eichenprozessionsspinner (EPS) rückt damit ein wenig in den Hintergrund, er ist aber nicht weg. Das „Gute“ zumindest für den Menschen: Vom Nachwuchs des Eichenwicklers geht keine Gefahr aus.

Der massive Befall mit den Eichenwicklerraupen war im Frühjahr vielfach an den Gespinsten an den Bäumen zu erkennen.
Der massive Befall mit den Eichenwicklerraupen war im Frühjahr vielfach an den Gespinsten an den Bäumen zu erkennen. © Anna-Lena Haget

Anders sieht es eben bei den Eichen aus. An dem saftigen Grün haben neben dem Eichenwickler und dem EPS unter anderem auch der Kleine und der Große Frostspanner Interesse. Diese Arten werden zur sogenannten Eichenfraßgesellschaft gezählt, die Bäume oder gar ganze Waldbestände bedrohen können. „Die Eichen haben dadurch enorme Energie- und Wachstumsverluste“, berichtet Andrea Balke.

Trockenheit schädigt Bäume

Grundsätzlich überlebten gesunde Eichen durchaus mehrfach den Kahlfraß ohne langfristige Folgen. Aber: „Unser Wald leidet seit fünf Jahren an der Trockenheit. Solche Fraßschädlinge kommen dann noch erschwerend hinzu“, betont die Revierförsterin für den Forstbetriebsbezirk Gescher, Velen und Südlohn.

Oder anders: Die Bäume gehen durch Trocken- und Hitzestress geschwächt in die Krankheit. Durch die Vitalitätsverluste kämen Sekundarschädlinge wie der Eichenprachtkäfer hinzu, welche dann diese bereits geschwächten Eichen zum Absterben bringen können. Viele Bäume hielten sich mit Mühe am Leben.

Eine Eichenwicklerraupe auf dem Boden. Zu sehen ist auch deren Kot, der sich unter den Eichen angesammelt hat.
Eine Eichenwicklerraupe auf dem Boden. Zu sehen ist auch deren Kot, der sich unter den Eichen angesammelt hat. © Anna-Lena Haget

Nun hofft Andrea Balke wie gesagt auf den sogenannten Johannistrieb als „kleine Rettung“ in der zweiten Juni-Hälfte. Angelehnt an Johannes, den Täufer (24. Juni). „Dadurch können vor dem Winter noch etwas Reservestoffe eingelagert und neue Knospen gebildet werden“, so die Revierförsterin. Im Regelfall können betroffene Bäume ihren Blattverlust so kompensieren; ein Kraftakt, der nicht zu oft in Folge erforderlich sein sollte.

Noch kritischer wird es bei Beteiligung des Eichenprozessionsspinners, weil dieser länger im Jahr frisst und auch den Johannistrieb verspeist. Vielen Bäumen könnte nun allerdings die Kraft ausgehen. Vor allem älteren.