Der Weg zum Bäcker, zur Bank oder ins Modegeschäft ist für viele Menschen ohne Weiteres zu bewältigen. Aber Personen im Rollstuhl oder mit Gehhilfe stehen dabei oft vor einer Herausforderung.
Das wissen auch Manfred Terbrack (60) und Gundi Schwitte (65). Die beiden Südlohner sind selbst betroffen. Wobei ein unbedarfter Beobachter es bei Gundi Schwitte auf den ersten Blick gar nicht erkennt. Im Haus kann sich die Südlohnerin problemlos fortbewegen. Doch ihr Handicap sorgt dafür, dass sie keine längeren Strecken laufen kann. Auch Treppen bereiten ihr Probleme. Außerhalb der eigenen vier Wände ist sie also auf einen Rollstuhl angewiesen.
Seit zwei Jahren sind Schwitte und Terbrack als Behindertenbeauftragte für die Gemeinde Südlohn tätig. In der nächsten Sitzung des Ausschusses für Schule, Jugend, Senioren und Soziales (10. April) werden sie voraussichtlich in ihrem Amt bestätigt. „Es fehlt vor allem an möglichen weiteren Interessenten“, bedauern die Südlohner. Im Gespräch geben sie nun Einblick in ihre Arbeit und zeigen dabei noch Problemstellen auf.

Albtraum Kopfsteinpflaster
„Kopfsteinpflaster. Das ist zum Beispiel ein schwieriges Thema. Aber manches kann man ja auch nicht ändern. So wie etwa die Wege rund um die Kirche in Südlohn bzw. direkt an der Oedinger Kirche“, weiß Gundi Schwitte. Hier könne man, wie auch auf dem Prinzipalmarkt in Münster, als Rollstuhlfahrer schon mal in Schieflage geraten. Das bestätigt auch Manfred Terback, der in Südlohn eigentlich nur mit seinem Rollstuhl unterwegs. „Dafür ist es umso wichtiger, dass man bei Neubauten darauf achtet, dass sie barrierefrei sind“, sagt der KfZ-Sachverständige und weiter: „Und wer könnte dabei besser helfen als Betroffene selbst.“

Betroffene als Unterstützer
Seit Mai 2022 halten also Gundi Schwitte und Manfred Terbrack in der Doppelgemeinde Oeding und Südlohn die Augen nach Schwachstellen auf und nehmen gerne auch Hinweise von anderen Betroffenen entgegen. „Das ist doch unser Job“, sagen sie. Manfred Terbrack und Gundi Schwitte sehen sich schließlich als ein Sprachrohr für die Menschen mit Behinderung in Oeding und Südlohn. „Die Menschen sollen sich an uns wenden können. Wir sind Ansprechpartner für die Leute und ihre Angehörigen und tragen die Anliegen dann entsprechend an die Gemeinde weiter“, so Terbrack.
Gundi Schwitte sieht darin einen großen Vorteil: „Die Hürde, sich bei uns zu melden, ist nicht so groß wie bei der Gemeinde. Die Leute sollen wissen, da ist jemand, an den können sie sich wenden, der setzt sich dafür ein.“ Und so haben sie in den letzten Jahren unter anderem Stellungnahmen zu diversen Bauvorhaben wie zum Beispiel für die Fahrradständer mit Ladestation an der Heimathütte oder für den Neubau der Roncalli-Sporthalle abgegeben. Oder haben nach Fertigstellung eines Bauvorhabens auf Mängel hingewiesen.
Nicht durchdachte Parkplätze
Ein Thema treibt die beiden dabei oft um: Behindertenparkplätze. „Die Anzahl entsprechender Parkplätze könnte hier in der Gemeinde höher sein. Auch wenn an den Friedhöfen in Südlohn und Oeding nun neue geschaffen worden sind“, finden Schwitte und Terbrack. So gebe es zum Beispiel an der neu gebauten, barrierefrei gestalteten St.-Vitus-Grundschule in Südlohn keinen einzigen Behindertenplatz.
„Das kann doch nicht sein“, findet Schwitte. Dafür hätte hier zunächst im Übergang von Straße zum Fußgängerbereich ein zirka zehn Zentimeter Höhenunterschied bestanden. „Dieser Unterschied ist nicht wirklich groß, aber es sind gerade diese Kleinigkeiten, die das Leben oft viel schwieriger machen“, sagt die 65-Jährige. Man würde den Unterschied nicht so gut sehen. Die Folge: Man sei nicht so aufmerksam und falle schneller. „Inzwischen ist der Höhenunterschied begradigt worden“, erzählt sie weiter.
Dafür freuen sich die Behindertenbeauftragten, dass jetzt auf dem Parkplatz an der Kirchstraße und auf dem Rathausplatz in Oeding neue Parkplätze für Menschen mit eingeschränkter Mobilität entstehen sollen. „Das ist gut so. Vor allem wird der alte Behindertenparkplatz auf die andere Seite verlegt. Und zwar an das Eckstück. Daneben kommt dann der neue Parkplatz. Die Schilder würden dann auch von Besuchern, die aus Richtung Borken kommen, sofort gesehen werden“, erklärt Manfred Terbrack. „Das ist auch so eine Kleinigkeit. Als Betroffener sucht man immer sofort nach diesen Schildern. Sie müssen immer gut sichtbar sein. So sind sie es dann.“
Barrierefreie Toiletten
„Toiletten sucht man in Südlohn und Oeding im Übrigen auch gerne“, erzählt Manfred Terbrack schmunzelnd und weiter: „Also barrierefreie meine ich. Aber da scheint es mit dem Bau der Mobilstation an den Haltestellen am Vereinsheim und am Rathaus Lösungen zu geben.“ Auch das Problem barrierefreies WC auf öffentlichen Veranstaltungen wie Karnevalsumzügen und Schützenfesten sei in Angriff genommen worden. „Mobile Rollstuhltoiletten wurden hier zum Teil schon genutzt“, weiß er zu berichten.
Politisches Engagement ist da
Trotz mancher Kritik: Manfred Terbrack und Gundi Schwitte wissen, dass die Gemeindeverwaltung Südlohn die Belange von Menschen mit Behinderung durchaus im Blick haben. Nur sei wichtig, dass das Thema Barrierefreiheit in das Bewusstsein der Menschen komme. Das brauche aber Zeit, genauso wie die Umsetzung von konkreten Maßnahmen, weiß Terbrack. „Barrierefreiheit umzusetzen ist auch ein Stück Bürokratie“, sagt er.