Auch wenn der Aufenthalt am Vereinshaus nur kurz ist, so gewährt Klemens Reimering am Donnerstagmorgen gerne einen Einblick in sein neues Cockpit. Überschaubar angeordnet sind die Instrumente, markant ist die Panorama-Frontscheibe für die optimale Übersicht. Seit 2020 ist er Fahrer für den Bürgerbusverein Südlohn-Oeding, nun profitiert auch er von den Vorzügen des neuen Busses. Wie die Fahrgäste auch. Bald darauf springt der Minutenzeiger auf 11.02 Uhr. Noch Umsteiger vom R76? Für die Linie B7 geht es dann weiter. „Sofort“, wie es die digitale Anzeige am Bushäuschen ankündigt.
Der Bürgerbus Südlohn-Oeding ist bereits seit 2006 erfolgreich unterwegs. Seitdem wurden jährlich durchschnittlich 12.500 Fahrgäste in bisher drei Kleinbussen befördert. In der Corona-Zeit ging die Zahl zwar zurück, erreichte in 2022 jedoch fast wieder das Niveau der Vorjahre.
Nun beginnt eine neue Zeitrechnung: Mit dem neuen Bus, der jetzt in Betrieb genommen wurde, setzt der Verein einen Meilenstein. Das neue Modell bietet eben mehr Komfort sowohl für die Fahrgäste als auch für die Fahrer. Dies zu weiter stabilen Preisen.
An die 400.000 Kilometer hatte der bisherige Bus, der seit 2018 unterwegs war, auf dem Tacho – die „Wehwehchen“ wurden mit der Zeit größer, berichtet der Vereinsvorsitzende Herbert Schlottbom im Gespräch. Entsprechend war die Zeit gekommen, über einen Nachfolger nachzudenken. Dabei konnte der Verein auf die finanzielle Unterstützung des Landes NRW, des Kreises Borken und der Gemeinde Südlohn bauen.
Platz für Rollatoren und Kinderwagen
Für Herbert Schlottbom ein großer Schritt in die Zukunft: Stichwort Niederflurfahrzeug. Sprich: Die Fahrgäste können jetzt barrierefrei – also vom Bürgersteig aus – fast niveaugleich und auch sonst mit einer klappbaren Rampe durch eine nun breitere doppelflügelige Schwenktür leichter und bequemer ein- und aussteigen. „Damit bietet der neue Bus mehr Platz für Rollatoren oder Kinderwagen und macht die Mitnahme eines leichten Rollstuhls möglich“, erklärt der Vorsitzende. Das sei bisher alles so nicht möglich gewesen.
Im Umkehrschluss sei der weitere Fahrgastbereich natürlich ein wenig schmaler bemessen, bei den überschaubaren Fahrstrecken aber verkraftbar, meint Herbert Schlottbom. Dieses System sei mehrfach im Einsatz und habe sich bewährt. Und: Es werde vom Land noch umfangreicher gefördert. Barrierefreiheit sei Dank.

Damit nicht genug zum Thema Komfort: Über entsprechende Taster an den Sitzen kann jetzt dem Fahrer der jeweilige Haltewunsch angezeigt werden. Bequeme Sitze im Design des Verkehrsträges RVM, viele Einstiegshilfen, wärme- und schallisolierende Seitenwand- und Deckenverkleidungen, eine bessere Innenbeleuchtung und eine Klimaanlage gehören zudem nun zum Standard..

Auch für die Fahrerinnen und Fahrer, die ehrenamtlich unter dem Motto „Bürger fahren für Bürger“ den Kleinbus steuern, bringt das neue Fahrzeug Vorteile und mehr Sicherheit: zum Beispiel durch eine bessere Rundumsicht dank großer Panorama-Frontscheibe, helleres LED-Fahrlicht mit Nebelleuchten und Abbiegelicht, Totwinkel-, Seitenwind- und Fahrlicht-Assistent sowie Rückfahrwarner mit Rundumsicht-Kamera.
Auch das äußere Erscheinungsbild ist auffällig. Über eine große digitale Leuchtschrift vorne wird jetzt das jeweilige Fahrziel angezeigt. „So ist der Bürgerbus schon von Weitem besser zu erkennen“, meint Herbert Schlottbom. Unterstützt wird das markante Äußere auch durch die neue Fahrzeugwerbung im Look des lokalen Unterstützers Bewital. Am Heck zeigt die Gemeindesilhouette die markanten Gebäude der Gemeinde.

Der neue Bürgerbus wird ab sofort für mindestens fünf Jahre über die Straßen rollen. Damit erfüllt er weiter eine wichtige Funktion für Südlohn und Oeding – innerorts und in die Region. „Der Bürgerbus stellt seit vielen Jahren eine wichtige und vielfach die einzige Verbindung zwischen Stadtlohn, Südlohn, Oeding und grenzüberschreitend nach Winterswijk dar. Arbeitnehmer, Rentner und junge Leute nutzen den Bus gleichermaßen“, so Herbert Schlottbom. Die Partnerschaft mit Bewital stelle vor allem sicher, dass die Fahrpreise seit 2006 stabil bleiben können. Beispiel: Erwachsene pendeln zum Beispiel weiter für einen Euro zwischen den beiden Ortsteilen, Kinder für 50 Cent.
Stabile Preise seit 2006
Zudem sei die Unterstützung auch ein Zeichen der Wertschätzung an die ehrenamtlichen Fahrer. Die Bewital-Geschäftsführung mit Ulrike Petershagen, Jürgen Petershagen und Dr. Jürgen Wigger betont: „Unser Engagement beim neuen Bürgerbus ist nur ein kleiner Beitrag bei diesem enormen Einsatz der vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer. Ohne sie gäbe es keine öffentliche Linie nach Winterswijk, nur mit ihnen kommt man ohne eigenes Fahrzeug von Südlohn nach Oeding – ohne lange Wartezeit. Und auch viele Fahrten für Kinder ins Stadtlohner Frei- und Hallenbad wären sonst nur mit dem Elterntaxi möglich.“
Apropos Stadtlohn: Immer größer wird die Zahl der Fahrer aus dem Nachbarort, der bekanntlich auch durch den Bürgerbus angefahren wird. Aktuell zählt der Verein 47 Mitglieder, davon 32 ehrenamtliche Fahrer, die sich wöchentlich zwischen zwei und drei Stunden engagieren. Fahren darf man übrigens vom 21. bis zum 80. Lebensjahr. Die offizielle Vorstellung des neuen Busses wird bei der Gewerbeschau Südlohn-Oeding am 28. April stattfinden.