Verkaufe Kirchenglocke, Größe 70 mal 65 Zentimeter, Gewicht 230 Kilogramm, Kaufpreis 3.700 Euro. Seit dem 8. Oktober versucht jemand dieses Geläut auf einer Kleinanzeigen-Plattform im Internet an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Und zwar in Südlohn. Wer steckt da hinter, hat sich die Redaktion der Münsterland Zeitung gefragt und Kontakt mit dem Mann aufgenommen und ihn besucht.
Dazu geht die Fahrt allerdings über die deutsch-niederländische Grenze. Kurz hinter Oeding in Winterswijk-Kotten finden wir den Verkäufer der Glocke.

Es ist Cornelius Gerrits. Er ist Niederländer und betreibt am Kottenseweg einen Antik und Trödel-Laden. Beim ersten Blick in den Laden fällt auf: Hier hat jemand eine Vorliebe für Glocken.
„Das stimmt. Hier stehen im Moment 45 Glocken“, sagt der 48-Jährige. Da stehen kleine Hand- und Kuhglocken in einem Schrank, mittelgroße Schiffs- und Schulglocken und eben große Kirchenglocken, wie die er gerade neu bekommen hat und jetzt wieder loswerden möchte.
„Nee, so ist es ja nicht. Wenn jemand die kaufen möchte, wäre das schön, aber die kann auch hier stehen bleiben“, sagt der Niederländer, der seinen Laden auf dem Weg nach Winterswijk seit zwei Jahren betreibt.
Unterstützt wird er dabei von Hendrik Guhnen. „Das war der beste Freund meines verstorbenen Vaters und eigentlich habe ich die Leidenschaft für Glocken von ihm übernommen“, erzählt er und weiter: „Das Interesse an der Geschichte dieser Exponate hat er geweckt. Herauszufinden, woher diese herkommen, wo sie schon überall gewesen sind, das ist schon aufregend.“

Beim Vorbeimarschieren an den Glocken hat er dann allerdings doch viel zu erzählen. „Besonders spannend ist es, wenn auf den Glocken Namen sind“, sagt er mit Blick auf drei Schiffsglocken. Zu lesen ist dort unter anderen MS Barranduna und Titanic.
„Nein, das ist keine echte Glocke von der Titanic“, erklärt er schmunzelnd. „Wenn die echt wäre, bräuchte ich auf jeden Fall nicht mehr arbeiten“, meint der 48-Jährige.
Das Exemplar mit der Aufschrift „MS Barranduna“ wäre aber ein Originalstück aus dem Jahr 1942, erläutert er und ergänzt: „An der Größe der Schiffsglocke kann man im Übrigen erkennen, wie lang das Schiff war. Je größer, desto länger das Schiff.“
Auf die Frage, warum das so sei, erklärt er, dass man ja auch am hinteren Ende des schwimmenden Fortbewegungsmittels das Gebimmel hören können müsste.

Die größte Glocke, die er jemals besessen hat, war 1,20 Meter groß und hatte einen Durchmesser von 90 Zentimeter. „Die wog 750 Kilogramm und stammte aus Deutschland. Eine Kirche wurde damals abgebrochen“, erinnert er sich.

Die älteste Glocke stammte aus dem 16. Jahrhundert. „Die hat ein Mann auf einem Schrottplatz in Egmond aan Zee in den Niederlanden gefunden. Er fand es schade, dass die da so vergammelte“, erzählt der Niederländer weiter. Also kaufte er ihm diese ab.
„Inzwischen habe ich diese weiterverkauft. An einen Sammler, der sie in ein Museum stellen möchte“, erzählt Cornelius Gerrits weiter. „Das war und ist meine Lieblingsglocke. Aber die habe ich gerne verkauft, weil sie in gute Hände gekommen ist und ich sie auch immer wieder anschauen kann.“
Die Käufer seiner Glocken kommen aus ganz Europa. Die meisten allerdings aus Deutschland und den Niederlanden. „Es gibt junge und alte Kunden. Hier gibt es einen jungen Mann, der hat mit fünf Jahren angefangen, Glocken zu sammeln“, erzählt er. Das seien Glöckchen gewesen. „Heute kauft er mittlere Varianten.“
Der Verkauf der Glocken ist Cornelius Gerrits eigentlich nicht so wichtig. Er sagt, er sei darauf finanziell nicht angewiesen. Spannender findet er es, die Glocke zu erwerben.
„Der Moment, wenn ich beim Verkäufer bin und sehe, was er da anbietet und was da vielleicht sonst noch ist, das macht viel mehr Spaß“, erzählt der 48-Jährige und freut sich schon auf die kommende Einkaufsfahrt. „Die geht nach Deutschland. Eine Schiffsglocke.“