Mit öffentlicher WC-Anlage Mobilstation soll Rad- und Busverkehr verknüpfen

Mobilstation soll Rad- und Busverkehr besser verknüpfen
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Das Thema Ausbau der Nahmobilität ist in Südlohn und Oeding ein großes. Wie Rad- und Busverkehr besser miteinander verknüpft werden können, das soll nun unter dem Stichwort „Mobilstation“ vorangetrieben werden. In den Fokus gerät dabei in erster Instanz die Bushaltestelle „Am Vereinshaus“ in Südlohn, in einem weiteren Schritt ist eine Alternative für den Ortsteil Oeding im Blick. Konkrete Pläne für Südlohn liegen schon vor.

Grundsätzlich ging es im Umweltausschuss erstmal darum, entsprechende Fördermittel beantragen zu lassen. Bis zu 90 Prozent sind möglich. Besonders spannend mache das Projekt der Umstand, dass eine öffentliche Toilette integriert wäre – und diese fehlt derzeit in beiden Ortsteilen, so der Tenor. Die „Probleme“ bei diesem Teilprojekt: enorme Kosten und Pflege.

Zum Hintergrund: Unter dem Namen „Mobilstation“ sollen Fahrgäste flexibler zwischen ÖPNV, Sharing und Co. entscheiden können. Seit einigen Jahren werden ÖPNV-Haltestellen in NRW durch multimodale Verkehrsangebote ergänzt. Auch für Südlohn wurde ein Gutachten aufgelegt: In der Gemeinde wurden die Haltestellen „Am Vereinshaus“ (Südlohn) und „Schule“ (Oeding) betrachtet. Darauf aufbauend hat der Kreis Borken Anfang 2022 ein Mobilstationen-Feinkonzept beauftragt.

Weitere Projekt in Oeding denkbar

Im Anschluss wurde in Ortsterminen mit den Kommunen ermittelt, welche Ausstattungsmerkmale mit entsprechenden Kosten an den einzelnen Standorten sinnvoll sind. Eines vorweg: Im Ortstermin in oeding wurde deutlich, dass sich die Haltestelle „Schule“ eher nicht für den Ausbau zu einer Mobilstation eignet. Stattdessen wurde die Haltestelle „Rathaus“ als gut geeignet eingestuft. Zukunftsmusik.

Konkret zwei Varianten liegen für das Projekt in Südlohn vor. Die Pläne stellen Neubau und Bestandserhalt in den Vergleich, mit durchaus gravierenden Kostenunterschieden. Bausteine sind unter anderem (überdachte) Fahrradabstellanlagen, eine Sammelschließanlage, eine Radverleihstation, eine digitale Mobilstationsstele sowie eine Radluft- und Reparaturstation. Und eben – für beide Varianten – eine barrierefreie und vandalismus-hemmende Einraum-WC-Anlage.

Kostenpunkt insgesamt laut Sitzungsvorlage: gut 445.000 Euro brutto ohne Baunebenkosten. Die Variante „Bestandserhalt“ beliefe sich auf rund 267.000 Euro. Ein gravierender Unterschied läge in der Dimension der Anlage eines Wetterschutzhauses mit Gründach und PV-Anlage.

An die 450.000 Euro seien auf den ersten Blick schon der „Wahnsinn“, meinte Rudolf Terhörne (SPD). Es müsse schon überlegt zwischen beiden Varianten abgewogen werden. Auch 130.000 Euro für die WC-Anlage – laut Bürgermeistervertreter Markus Lask handele es sich um „Marktpreise“ – seien schon immens. Gleichwohl unterstützte er das Projekt Toilette: „Die muss dahin.“ Die Dringlichkeit betonte auch Elisabeth Rathmer (CDU). Lask ergänzte, dass auch die beiden Behindertenbeauftragten die Idee gutheißen und diese weiter begleiteten.

Die Bedeutung der öffentlichen WC-Anlage hob auch Bürgermeister Werner Stödtke hervor: „Das wäre einmal eine Chance für Südlohn und Oeding.“ Er spannte den Bogen zum jüngst vorgestellten Tourismuskonzept: „Wir haben ja auch viele auswärtige Gäste, die keine Toilette finden. Das Konzept der ‚freundlichen Toilette‘ funktioniert bekanntlich selten gut.“ Elisabeth Rathmer verwies hier zum Beispiel auf den Fietsenbus: „Wir wollen doch Fahrradkommune sein.“

Leo Schrote (WSO) begrüßte das Projekte im Sinne des Klimaschutzes und der Aufwertung, er erinnerte gleichsam an Themen wie Vandalismus und Unterhaltungsaufwand – inklusive Folgekosten: „Soll das zusätzlich dem Bauhof angelastet werden?“ „Das geht auf unseren Zettel, die Pflege muss gewährleistet sein“, antwortete Werner Stödtke – auch mit Blick auf ein mögliches Folgeprojekt am Oedinger Rathaus. Das Ganze müsse grundsätzlich pflegeleicht sein.

Erst Förderzusage, dann Dimension

Letztlich empfahl der Ausschuss dem Rat einstimmig, die Verwaltung mit der Förderantragstellung und – vorbehaltlich der Bewilligung der Fördermittel – mit der Einstellung der erforderlichen Mittel in den Haushalt 2024 zu beauftragen. Doch für welche Variante? „Wir beantragen erst die Förderung und schauen dann, was umzusetzen ist?“, fragte entsprechend Dirk Gebing (CDU).

Das bejahte die Klimamanagerin Pauline Thesing: „Man kann im Nachhinein noch Bausteine streichen.“ Wie gesagt, „bis zu“ 90 Prozent Förderung sind drin, das verdeutlichte auch noch einmal Leo Schrote, das Projekt dürfe für Südlohn am Ende auch nicht zu teuer werden. Gebunden ist die Förderung auch an einzelne Ausstattungsmerkmale. Es kann also auch deutlich weniger geben, zudem gibt es Förderhöchstsätze zu beachten.

Dr. Joachim Musholt (SPD) nahm den Faden auf: „Wir sollten nicht den Fehler machen, nicht das Maximale rauszuholen. Streichen können wir immer noch.“ „Wir müssen immer das gesamte Objekt betrachten, brauchen da stets eine Hausnummer dran“, meinte Dieter Valtwies (UWG). „Es muss passen. Wir bauen keine Luxusvariante, sie muss aber zukunftssicher sein“, betonte Werner Stödtke. Die Kosten bleiben angesichts der enormen Herausforderungen folglich im Blick.

Grundsätzlich gehe es erst einmal darum, sich auch vor dem Hintergrund des Klimaschutzkonzeptes zum Ausbau zur Mobilstation zu bekennen, so der Bürgermeister. Ein Schub hin zum ÖPNV. Läuft alles planmäßig, könnte es 2024 in die Umsetzung gehen.