In Kürze rechnen die Stadtwerke Münster mit der Genehmigung der drei Windenergieanlagen in Eschlohn und Wellschlatt – weitere vier Anlagen ähnlicher Größenordnung haben sie bereits ins Auge gefasst. Geplant sind diese im Nordwesten Südlohns, dies- und jenseits der B70 Richtung Vreden. Melanie Wilbrand und Maximilian Wolf, Abteilungsleiter Erneuerbare Energien, stellten das Projekt dem Südlohner Rat am Mittwoch (14.6.) vor.
Wohlgemerkt in einem sehr frühen Stadium der Planung und als reine Information gedacht. Sie nahmen durchaus schon erste Anregungen aus den Fraktionen mit, die in den Fachausschüssen wieder aufgenommen werden.
Zum Hintergrund: Der Rat der Gemeinde Südlohn hatte im März 2020 den Beschluss zur Aufhebung der 17. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Südlohn und damit der Ausweisung von Konzentrationszonen für die Windenergie gefasst. Das Verfahren hierzu läuft.
Die nun durch die Stadtwerke Münster geplanten Anlagen im Nordwesten befinden sich zwischen Vitiverter Venn und der niederländischen Grenze, entstehen soll ein Windpark mit vier Windenergieanlagen (WEA). Drei der vier Anlagen sind mit einer Gesamthöhe von rund 245 Metern (Nabenhöhe 164 Meter) geplant, eine mit rund 200 Metern (Nabenhöhe 118 Meter) – den „Abständen zu den Anwohnern“ geschuldet, wie Melanie Wilbrand berichtete. Rotordurchmesser: jeweils 163 Meter.
Rund neun Millionen Euro pro Anlage
Die geplante Nennleistung beträgt pro Anlage 6,8 Megawatt, der Nettoertrag beläuft sich auf 59,6 Millionen kWh p.a., versorgt werden könnten damit rund 20.000 Haushalte (Basis: 3000 kWh-Haushalt p.a.). „Mit einer Inbetriebnahme planen wir im Jahr 2026“, so die Projektleiterin. Die Stadtwerke Münster streben an, noch in diesem Jahr einen Genehmigungsantrag zur Errichtung und zum Betrieb der Anlagen beim Kreis Borken einzureichen. Angeschlossen werden sollen die Anlagen an die 110 kV-Leitung, „an die wir auch mit den jetzigen Anlagen schon gehen“, so Wilbrand.
So lohne sich auch das Umspannwerk, das allein mit rund 4,5 Millionen Euro zu Buche schlage. Nicht zuletzt aufgrund der Distanzen sei dieses ein „sehr anspruchsvolles Projekt“. Und kostenintensiv, mit acht bis neun Millionen Euro werde pro Anlage gerechnet.

Die Ratsfraktionen lenkten den Blick auch schon einmal auf die Beteiligungsmöglichkeiten. Bekanntlich liegt hierzu ein Grundsatzbeschluss über Beteiligungsmöglichkeiten der Allgemeinheit aus Oktober 2022 vor. „Wir setzen dabei auf zwei Säulen: Über die frühe Kommunikation wollen wir die Bürger mitnehmen, dann ist natürlich auch eine finanzielle Beteiligung angedacht“, erklärte Melanie Wilbrand. Konkret könne man erst werden, je mehr Risiken im Planungsprozess abgebaut würden, ergänzte Maximilian Wolf.

In groben Zügen: Mit Blick auf die Gemeinde gelte wie schon bei den drei aktuell im Genehmigungsverfahren befindlichen Anlagen das Versprechen, dass „90 Prozent der Gewerbesteuer nach Südlohn gehen“, betonte Melanie Wilbrand. Auch gelte die freiwillige Gemeindeabgabe weiter (69.700 Euro pro Jahr). Bei der aktiven finanziellen Bürgerbeteiligung setze man erneut auf ein sogenanntes Nachrangdarlehen – eine Art Crowdfunding.

„Möglichst breit“, wie Maximilian Wolf betonte. Die Beteiligung liege in der Regel zwischen 500 und 5000 Euro, maximal bei 25.000 Euro. Das Beteiligungsvolumen: 1,5 bis 2,5 Millionen Euro. „Bis zu 6 Millionen sind möglich“, so Wolf. Die Laufzeit betrage zehn Jahre, es seien aber auch Alternativen, zum Beispiel über 20 Jahre oder mit Sonderkündigungsrecht nach zehn Jahren – eine Idee von Michael Tenk (WSO) – denkbar. Primäres Ziel sei die Amortisation der Anlagen. Auch werde Anwohnern ein Bonus in Aussicht gestellt. „Partizipation schafft Akzeptanz“, meinte Melanie Wilbrand.
Wichtig: Die Stadtwerke Münster seien ferner zur Akzeptanzsteigerung des Projektes und zur lokalen Partizipation an den Winderträgen offen für eine Kooperation mit SVS/Stadtwerken Ahaus. Erste Gespräche hierzu würden bereits geführt. „Ein Pfund“, wie Marco Becker (CDU) anmerkte.
Fraktionen senden Signal
Aus den Ratsfraktionen nahmen die beiden Stadtwerke-Vertreter neben einem positiven Signal für die weitere Planungsgrundlage schon erste Anregungen mit. So wies Josef Eiting (FDP) auf einen möglichen Konflikt mit der Platzrunde des Flugplatzes in Wenningfeld hin. Helmut Schroer (WSO) und Dieter Valtwies (UWG) erinnerten an die Nähe zu den Niederlanden hinsichtlich der Abstände und Beteiligungsmöglichkeiten.
Marco Becker (CDU) fragte nach einem Horizont hinsichtlich noch zu erwartender Anlagen. „Von uns werden dies wohl die letzten sein“, erklärte Maximilian Wolf. Barbara Seidensticker-Beining (SPD) fragte, ob die Bürger auch an den Rückbaukosten beteiligt seien. „Das trägt das Projekt“, meinte Wolf. „Wir nehmen die Anregungen mit“, betonte dieser.
Die weitere Diskussion wird Teil der Beratung in Bauausschuss (23. August) und Umweltausschuss (6. September) werden.