Mechthild Ebbing ist der Spaß anzumerken: Flink kreist ihr Finger über den überdimensionalen Bildschirm, um die Frösche, die auf diesem immer wieder auftauchen, „einzufangen“. Hochkonzentriert, aber auch mit einer gewissen Leichtigkeit, fast Routine. „Das hält jung“, sprüht es aus der 83-Jährigen heraus.
Karin Bennemann beobachtet begeistert. Keine Frage: Mit der neuen Errungenschaft, dem Care Table ist im Sommer 2023 Leben in die Caritas-Tagespflege „Am Vereinshaus“ eingezogen. „Eine echte Bereicherung“, wie die Einrichtungsleiterin berichtet.
Der interaktive Aktivitätstisch ist die neue Attraktion im Haus. Die Grundidee: Der Care Table ist mit vielen verschiedenen Apps ausgestattet, die regelmäßig vom Hersteller erweitert werden. Ein Dessauer Unternehmen hat es sich mit ihm zum Ziel gesetzt, die Altenpflege ins digitale Zeitalter zu bringen.
Tisch kann ständig erweitert werden
Ein Highlight: „Die Münsterland Zeitung wird wieder mehr gelesen“, so Karin Bennemann. Wie auf einem Tablet können die Senioren die Seiten des E-Papers aufrufen. „Vor allem können sie die Artikel größer ziehen“, erklärt Bennemann. Für viele, für die die Papierzeitung keine Alternative mehr darstellte, gibt es neue Möglichkeiten.
„Wir haben morgens nun echte Zeitungsrunden“, ergänzt die Einrichtungsleiterin. Ein wichtiger Faktor, um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu steigern. „Unsere Gäste erinnern sich zum Beispiel an bekannte Gesichter auf den Seiten“, berichtet Karin Bennemann.

Oder an bekannte Orte. Dann nämlich, wenn sie das Modul „Städtereisen“ aufrufen. Mit diesem geht es per Panoramaaufnahmen durch Deutschland, Europa und die Welt. Bei der „Zeitreise“ werden zum Beispiel Erinnerungen an die Kindheit geweckt, unter anderem durch Schwarz-Weiß-Aufnahmen von der Einschulung.
Für viele nicht minder wichtig ist es, nun an digitalen Gottesdiensten teilnehmen zu können. „Gerne werden über Youtube auch alte Filme von Südlohn aufgerufen“, weiß Karin Bennemann zu berichten. Daraus entstünden nicht selten angeregte Unterhaltungen. Über die Mediatheken könnten die Gäste am Tagesgeschehen teilhaben.

Möglich gemacht hat diese Errungenschaft das Berkel-Schlinge-Förderprogramm „Kleinprojekte 2023“. Die Anregung gewann Karin Bennemann auf einer Altenpflegemesse. „Außerdem haben wir einen solchen Tisch ja schon in Wessum.“ Weiter: „Den will ich auch“, habe sie dann gesagt und lacht. Mit dem Angebot hole man vor allem die Gäste ab, denen Gruppenangebote „nicht so viel Spaß“ bereiteten oder die zum Beispiel dement sind.
Auf die Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt
Der Tisch ist nicht nur inhaltlich auf die Bedürfnisse der Gäste abgestimmt. Er ist elektrisch höhenverstellbar und durch Rollen beweglich. So kann der Care Table für jeden Gast individuell passend eingestellt werden. Er kann sogar die klassische Tischposition einnehmen, um zum Beispiel Gesellschaftsspiele zu spielen.
Mensch ärgere dich nicht, Mühle, Schach, Bingo oder Memory, und das in verschiedenen Schwierigkeitsstufen, allein oder mit mehreren Personen. In den Pausen würde auch das Mitarbeiterteam gerne mal eine Runde Air-Hockey spielen, sagt Karin Bennemann: „Das ist unser Ding.“

Der Tisch unterhält nicht allein, er fordert und fördert die Gäste auch. Aktivierungsübungen wie Suchbilder aus verschiedenen Kategorien, Tiergeräusche erkennen oder eben Frösche oder Glühwürmchen fangen sind sehr beliebt. „Diese Übungen unterstützen die Erhaltung und Förderung der kognitiven und motorischen Fähigkeiten“, erklärt Karin Bennemann. Kurz: Der Tisch ermöglicht eine vielfältige Aktivierung der Tagesgäste.

Das Team der Tagespflege freut sich, dass dieses Angebot zum festen Bestandteil des Betreuungsprogramms wird und man den Gästen eine weitere interessante Beschäftigungsmöglichkeit anbieten kann. „Natürlich steht die persönliche Betreuung im Mittelpunkt. Der Tisch ist dabei eine echte Ergänzung und Bereicherung für den Alltag“, betont Karin Bennemann noch einmal.
Care Table fordert und fördert
Der Care Table hilft auch ganz praktisch im Alltag. Zum Beispiel, wenn es mal unruhig wird. „Dann rufen wir über das Modul ‚Entspannung‘ das Aquarium auf, das hilft immer“, sagt Karin Bennemann und lacht. Apropos Entspannung: Yoga und Rückenschule stünden ebenso hoch im Kurs. „Da die Dame auf dem Bildschirm die Übungen vormacht, können wir unsere Gäste beim Nachahmen unterstützen“, nennt Bennemann einen weiteren Vorteil.

Zurück zum „Frösche fangen“: „Das habe ich mal bei einem kleinen Mädchen gesehen, das wollte ich auch“, berichtet Mechthild Ebbing. „Grandios“ sei der Care Table, meint die 83-Jährige, während sie die Refrains der Schlager, die der Alleinunterhalter zum Sommerfest im Hintergrund aufspielt, mitsingt. Kurz darauf blättert sie flink durch die aktuelle Ausgabe der Münsterland Zeitung.
Sie fühle sich „einfach wohl und gut aufgehoben“ beim Team der Tagespflege. Und mit dem neuen Tisch mache sie nun Dinge, die sie sich „eigentlich gar nicht mehr zugetraut“ hatte. Und das halte eben jung…
Dieser Artikel erschien zuerst am 21. August 2023.