„Geduld.“ Wenn Hermann Schulze Herking eines während seiner Aufenthalte bisher in Togo gelernt hat, dann ist es diese Tugend. Und die bringt er auch mit, denn er verfolgt bekanntlich große Ziele: Er will sukzessive seine Landmaschinenstation auf- und ausbauen und die Ausbildung der Menschen vor Ort verbessern. Hilfe zur Selbsthilfe im wörtlichsten Sinne. Aktuell befindet sich der Südlohner wieder auf Heimaturlaub – Ende Juli geht es zurück in seine „zweite Heimat“. Bestenfalls mit einem Container voll mit Hilfsgütern.
Zur Erinnerung: Über ein Projekt einer Organisation aus Nottuln – „Ein Lächeln für Togo“ – hatte Hermann Schulze Herking eine neue Aufgabe im Ruhestand gefunden (wir berichteten). Dabei hatte er Togolesen in gespendete Landmaschinen und in die Landwirtschaft eingewiesen. Daraus entwickelte sich eine Berufung. Viel Herzblut wird der staatlich geprüfte Landwirt mit Ausbildereignung dem Projekt der Caritas in der Diözese Kpalimé widmen, für die Kleinbauern der Region eine Landmaschinenstation aufzubauen.
Maschinenhalle ist das große Ziel
Seit seinem letzten Heimaturlaub vor rund eineinhalb Jahren hat sich einiges getan, das Projekt wächst. In kleinen Schritten. Das passende Grundstück war bekanntlich schon gefunden, auch erste Geräte standen parat. Dank großer Unterstützung aus der Bevölkerung, für die er sehr dankbar sei. „Mittlerweile wurde das Grundstück eingefriedet, ein kleines Büro eingerichtet, zwei Container wurden aufgestellt“, berichtet Hermann Schulze Herking am Dienstagmorgen. Ein Lager- und ein Werkstattcontainer. „Wir hoffen natürlich, dass daraus mal eine Maschinenhalle entsteht“, umreißt der Südlohner seine Vision.
Eben Maschinen fehlen in dem Land in Westafrika, indem rund 70 Prozent der Menschen in der Landwirtschaft tätig sind. „Die Bauern sind überwiegend mit Machete und Hacke unterwegs“, erklärt der Landwirt. Vielfach mit Auswirkungen auf die Gesundheit, die Erträge sind entsprechend niedrig. Dazu kommt: Zwischenhändler griffen viel vom Ertrag ab. „Das muss sich ändern“, betont der Südlohner – auch, um mehr Geld für Maschinen zu erwirtschaften.

Dabei seien die Voraussetzungen für einen ertragreicheren Ackerbau durchaus gegeben: „Der Mais, die Hauptpflanze, reift in nur drei Monaten, doppelt so schnell wie hier.“ Dies bei Nachttemperaturen von 22 bis 28 Grad Celsius, tropischem Klima. Da die Region am Fuße des höchsten Berges Togos, dem Mont Ahou, liegt, wird diese gut mit Niederschlägen versorgt.
Mit seinem Verein „Landmaschinen für Togo“ in Deutschland und dem „Verein für bessere Erträge in der Landwirtschaft“ in Togo will der Landwirt nun die Hebel, die er angesetzt hat, verfestigen. In Kürze wird ein Traktor mit Frontlader mit 82 PS zur Verfügung stehen – bestenfalls mit Anbaugeräten. Das allein wird nicht reichen, meint Hermann Schulze Herking. „Die Leute dort kennen keinen Frontlader, sie tragen alles auf dem Kopf“, meint er. Umso wichtiger werde es sein, auch viel Zeit in die Schulung – zum Beispiel der Fahrer – zu investieren.
Dass dort viel Aufholbedarf bestehe, dass hatte der Landwirt schon beim letzten Heimaufenthalt berichtet. Bei seinem Projekt in einem Waisenkinderdorf 2020 hatte er mit ansehen müssen, wie ein nur zwei Jahre alter Traktor den Geist aufgab. „Sie wussten einfach nicht, was ein Ölwechsel ist. Und eine Fettpresse hatten sie noch nie gesehen“, berichtete Schulze Herking seinerzeit.
Zum Einsatz kommen sollen zudem ein Schlegelmäher zur Verbesserung des Humusaufbaus sowie eine Mulchsaatmaschine für den Anbau von Mais. Ökologisch – „Chemie wird dort nicht akzeptiert“. „Wir suchen zudem noch einen auflaufgebremsten Einachskipper für Transportaufgaben“, erzählt Werner Schmeing. Der Südlohner unterstützt das Projekt seines Freundes von Deutschland aus.
Dass sich das nicht von heute auf morgen in den Köpfen festsetzen wird, dafür wird Schulze Herking eben Geduld aufbringen: „Für die Togolesen ist dies wie ein Zeitsprung vom Mittelalter in die Neuzeit“, erklärt Werner Schmeing. Auf der anderen Seite sei das Land in Sachen Handynutzung schon ganz weit vorne – „Funklöcher gibt es im Grunde keine“, meint Hermann Schulze Herking. Die Kommunikation sei den Menschen wichtig. „Als es jüngst im Land mal unruhig wurde, da hat der Präsident einfach mal zwei Tage das Internet gekappt. Schon war Ruhe“, erzählt der Landwirt und lacht. Ein armes Land mit Gegensätzen.
Landflucht ist ein Problem
„Ich hatte auch schon Kontakt zur Landwirtschaftsschule. Dort steht man modernen Methoden skeptisch gegenüber“, berichtet Hermann Schulze Herking. Geduld wird also weiter gefragt sein. An der Motivation fehlt es nicht. Besonders junge Menschen will er abholen, diesen die Landwirtschaft attraktiv machen. So könne auch der Landflucht entgegengewirkt werden. Ein weiteres Problem neben Diebstahl.
Nun hofft Hermann Schulze Herking weiter auf Unterstützung. Bei Paro in Südlohn steht aktuell ein Container bereit, der noch mit Hilfsgütern gefüllt werden soll. Hermann Schulze Herking denkt vor allem an Matratzen und Lattenroste, gebrauchte Fahrräder und Möbel. „Massivholzmöbel“, betont er. Ebenso Kleider – speziell Sommerkleider – und „gute Schuhe“.
Bis zum 15. Juli könnten Sachspenden noch angeliefert werden, dann werde der Container beladen und verschickt. Finanzielle Unterstützung könne natürlich jederzeit geleistet werden – alle Infos dazu gibt es auf der Homepage (www.landmaschinen-fuer-togo.com). Für Hermann Schulze Herking geht es dann Ende Juli zurück nach Togo. Um weiter Hilfe zur Selbsthilfe leisten zu können. Mit einer großen Portion Geduld.