Dass die Stadionsprecher Philip Steverink und Carsten Holtkamp um 13.15 Uhr vermelden dürfen, dass die St-Vitus-Arena mit 1606 Zuschauern abermals ausverkauft ist, das ist nahezu schon fast obligatorisch. Dass aber kurz darauf nahezu durchgängig ein Raunen durch diese geht, das war dem außergewöhnlich spannenden Ringen um die Königswürde geschuldet.

Gleich drei Aspiranten aus den Reihen der Schützen hatten sich frühzeitig gezeigt, um sich dann bis zum Finale einen bemerkenswert sportlichen Dreikampf zu liefern: Nico Vennes, Frank Bengfort und Timo Schley. Um 13.50 Uhr verbucht dann Nico Vennes das glückliche Ende für sich. Zur Mitregentin kürt er Sina Meßling. Für den neuen König war diese Chance nicht nur aus dem Grund, dass erstmals an einem Sonntag die Königswürde vergeben wurde, eine besondere. Auflösung später.
Schießwart hat besondere Vorahnung
Sonntagmorgen, 11 Uhr: Das Aufbauteam des Schützenvereins St. Vitus Südlohn hat alle Weichen gestellt, die Sonne zeigt sich am Himmel. Norbert Overkämping prüft noch einmal das Gewehr. „So 300 Schuss“, lässt er sich entlocken. Mit 300 Versuchen rechnet also der Schießwart, bis der Rest des Vogels fällt. Wie sich später zeigt, eine Punktlandung.

Aus der Ferne ertönt Marschmusik und die aktuelle Throngemeinschaft um das Königspaar Helmut Terhörne und Marion Tenk empfängt die Schützengemeinschaft mit der einen der andere „La-Ola-Welle“. „Wiederwahl“, schallt aus dem Publikum, als Major Manfred Rathmer die Schießordnung verliest. Ein Beleg für einen „tollen Thron, der alles gegeben“ hat: „Ihr habt euch gefunden und gefeiert“, so der Major.
„Glücklich und traurig.“ So spiegelt Helmut Terhörne die Gefühlslage wider, gerne hätte man mit diesem „Mega-Thron“ weitergemacht. „Wir sind so vielen dankbar“, ergänzt Marion Tenk. Beispielhaft den Familien, aber auch den Nachbarn und Arbeitskollegen. Unter „Helmut-Helmut-Rufen“ eröffnet der noch amtierende Regent den Wettbewerb – es ist Schlag 12 Uhr. Seine Mitregentin folgt. Unterdessen blickt Präsident Josef Rathmer zum Himmel: „Passt alles bisher. Jetzt brauchen wir nur noch Bewerber.“ Und es soll „drei ernsthafte“ geben, meint er mit einem Augenzwinkern. Die nächste Punktlandung, wie sich zeigen wird.

Es dauert keine zehn Minuten, das haben Matthias Nienhaus für den Spielmannszug sowie Karsten Tenk und Bernd Nienhaus vom aktuellen Thron den Rumpf des Vogels bereits um Flügel und Zepter befreit. Norbert Overkämping hält dennoch an seiner Prognose fest – auch als gegen 12.15 Uhr bereits der gesamte Kranz zu Boden gefallen ist. „So langsam setzt die Möwe zur Landung an“, unkt Carsten Holtkamp am Mikrofon. Ein wenig verfrüht, wie sich noch zeigen wird. „Kleine Möwe“, so war der Vogel 2024 benannt. Nicht nur jeder Südlohner wird wissen, warum.

Viele Ex-Könige, Vorstandsmitglieder und Offiziere versuchen ihr Glück. Am Ende kommen die echten Bewerber aber aus den Reihen der Schützen. Hier und da lässt sich noch ein vierter und fünfter Kandidat blicken, doch schnell zeigt sich, dass sich vor allem eben Nico Vennes, Frank Bengfort und Timo Schley viel vorgenommen haben. Letzterer hatte sich bekanntlich schon im Finale des Vorjahrs gezeigt, neben Heinrich und Helmut Terhörne.
Viele Freunde werden überrascht
Es ist 13.30 Uhr. „Ihr schenkt euch nichts“, zeigt sich nicht nur Sprecher Carsten Holtkamp begeistert. Jeder Schuss kann nun der entscheidende sein. Die drei Aspiranten machen sich gegenseitig Mut, klatschen sich ab. Jeder gönnt es dem anderen. Und dass dann ausgerechnet Nico Vennes diesen setzt, das mag ein kleiner Wink des Schicksals gewesen sein. „Ich ziehe im nächsten Jahr mit der Freundin nach Stadtlohn. Das war also meine vorerst letzte Chance“, berichtet der neue König, der rasch in einer Jubeltraube verschwindet. Zu den ersten Gratulanten gehören seine beiden Mitbewerber.

Kurz darauf überreichen Helmut Terhörne und Marion Tenk die Insignien an ihre Nachfolger Nico Vennes und Sina Meßling. Die strahlt, ist aber wenig „überrascht“: „Wir haben alles am Stehen.“ Und dies gar ohne das Wissen vieler der Cliquenmitglieder der „Hüttentus“ des neuen Regenten. Nur er und zwei Mitglieder des Throngefolges, Nico Terhörne und Hendrik Assing, seien eingeweiht gewesen: „Alle anderen waren eben völlig überrascht.“ Das Throngefolge bis zum kommenden Sommer bilden Nico Terhörne und Meike Röttger, Phil Bengfort und Lisa Overkamp, Hendrik Assing und Marie Kahmen sowie Felix Heisterkamp und Isabell Harks.
Das „letzte Wort“ gebührt an diesem Sonntag Schießwart Norbert Overkämping: „Rund 304 Schuss, hab ich doch gesagt“, meint er im Vorbeigehen und lacht. 304 war es genau...
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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 25. August 2024.