„Kleiner Florian“ kommt groß raus Feuerwehrauto wird zum Renner bei Kindern

Spielerisch lernen: „Kleiner Florian“ wird zum Renner bei Kindern
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Henry zieht an der Handsirene, es wird für einen Moment richtig laut. Nur in diesem Fall kündigt sich kein echter Feuerwehreinsatz an. Der Siebenjährige zeigt im Feuerwehrhaus Südlohn, was der „Kleine Florian“ so alles draufhat. Das kleine Holz-Feuerwehrauto reiht sich am Mittwochnachmittag in den Fuhrpark des Löschzugs ein, es ist seit rund drei Jahren bereits festes Mitglied der Familie Wentholt. Und begeistert mittlerweile Kinder über die Gemeindegrenzen hinaus. Deshalb soll Florian nun auch einen Nachfolger, quasi einen „großen Bruder“, bekommen.

Udo Wentholt ist seit 27 Jahren in der Feuerwehr Südlohn. Mit besonderer Leidenschaft, die er auch an Sohn Henry bereits weitervererbt hat. Der Siebenjährige trägt zum Fototermin mit den Geschwistern Mona (9) und Leni (4) natürlich auch eine Feuerwehrkluft, er war es auch, der den Anstoß zum „Kleinen Florian“ gegeben hat.

Udo Wentholt erzählt, dass es ein Vorbild gibt: „Die Kinderfeuerwehr Großwallstadt stellt auf Youtube kleine Filme mit dem Florian, einem kleinen Feuerwehrauto aus Holz, das auch in schmale Gassen kommt, ein. Die hat Henry in Dauerschleife geguckt.“ Das Team Feuerblitze Großwallstadt fährt mit dem Florian eigene „Einsätze“, die inspirierten. Der heilige Florian ist bekanntlich der Schutzpatron unter anderem der Feuerwehr.

Erste Einsätze sorgen für Aufsehen

Schon im Karneval hatten die Wentholts einst einen Kinderwagen mit einem entsprechenden Rahmen aus Pappe umbaut, nun sollte es ein Holzmodell werden. Mit Andre Tenk (Paro) war schnell ein Holzsponsor gefunden, dann fingen Papa Udo und Opa Anton an zu bauen.

Damit nicht genug: Ein echtes Feuerwehrauto muss natürlich die passende Ausrüstung bekommen. Udo Wentholt kam dabei seine Funktion als Gerätewart bei der Feuerwehr zugute: „Ich hab immer wieder geschaut, was für Einsätze nicht mehr tauglich ist, habe nach und nach gesammelt.“

Die Idee zum Holz-Feuerwehrauto lieferte Udo Wentholt eine Serie der Kinderfeuerwehr Großwallstadt auf Youtube, die Sohn Henry quasi in Dauerschleife verfolgte.
Die Idee zum Holz-Feuerwehrauto lieferte Udo Wentholt eine Serie der Kinderfeuerwehr Großwallstadt auf Youtube, die Sohn Henry quasi in Dauerschleife verfolgte. © Michael Schley

Strahlrohr, Schläuche, Lampen, kleine Pylonen zum Absperren, sogar alte Atemschutzmasken führt der „Kleine Florian“ mit. Und eben Blaulicht und die Handsirene von Henrys Opa. Nicht nur deshalb blieb das Projekt nicht „ungehört“. Eindrücke wurden auf Facebook hochgeladen.

Den letzten Anstoß gab der KFK. „Wir haben den Florian für einen Showtanz genutzt“, erinnert sich Mutter Manuela, eine echte Karnevalistin. Die Zeiten, in denen der Florian weitgehend „in der Ecke“ stand, waren vorbei.

Eine erste Anfrage kam Anfang 2022 von einem Kindergarten aus Weseke, es folgten weitere aus Borken und Stadtlohn. Zuletzt belebte der Florian eine Projektwoche im Kindergarten St. Martin in Südlohn. Das Ganze habe immer weitere Kreise gezogen.

Das Highlight auf so manchem Kindergeburtstag erfüllt nun sinnvolle Zwecke. Sehr sinnvolle sogar. „Es soll dabei helfen, den Kindern den Respekt, die Angst vor der Feuerwehr zu nehmen“, so Udo Wentholt.

Der „Kleine Florian“ ist natürlich „voll ausgestattet“. Als Gerätewart sitzt Udo Wentholt schließlich an der Quelle.
Der „Kleine Florian“ ist natürlich „voll ausgestattet“. Als Gerätewart sitzt Udo Wentholt schließlich an der Quelle. © Michael Schley

Wie sehen Feuerwehrleute aus, welche Geräusche bringen sie mit? Der Südlohner nennt zwei Beispiele. Alles mit Blick auf mögliche Ernstfälle. „Kinder sollen lernen, sich dann zum Beispiel nicht unterm Bett zu verstecken“, ergänzt er. Deshalb habe er mit der Zeit auch Kinderbücher zum Thema „mit draufgepackt“.

In Südlohn und Oeding selbst verbindet Udo Wentholt auch die Brandschutzerziehung mit dem Projekt, über die Ortsgrenzen hinaus sei man dafür natürlich nicht zuständig. In einem starken Team um Leo Schrote ist der Südlohner auch in diesem Bereich schon lange aktiv. Angeboten werden auch Besuche der Kinder im Feuerwehrhaus, die nach der Corona-Pause nun wieder möglich sind. „Endlich wieder“, betont Udo Wentholt.

Projekt soll professioneller werden

Die große Resonanz habe nun die Idee entwickelt, das „Ganze professioneller anzugehen“. Mit im Boot sei wieder auch Andre Tenk, ebenfalls Feuerwehrkamerad. Professioneller heißt auch, ein entsprechendes Auto aufzubauen. Eben einen Nachfolger von Florian.

„Luftreifen, Alu-Aufbau, Rollläden, vielleicht sogar Einsatzkleidung.“ Udo Wentholt hat schon genaue Vorstellungen, wie das neue „Familien- und Feuerwehrmitglied“ aussehen soll. „Das wird natürlich seine Zeit brauchen“, ergänzt der Familienvater. Wer helfen und die „Konstrukteure“ dabei unterstützen möchte, sei herzlich eingeladen. In welcher Form auch immer.

Das jüngste Familienmitglied, Leni, hat schon einmal mit dem Strahlrohr geübt. Spielerisch, wie es die Kids in den Kindergärten tun.
Das jüngste Familienmitglied, Leni, hat schon einmal mit dem Strahlrohr geübt. Spielerisch, wie es die Kids in den Kindergärten tun. © Michael Schley

Apropos Unterstützung: Dieser erfreut sich das Projekt auch so schon. Von vielen Seiten. Jüngst habe der stellvertretende Bürgermeister Michael Schichel sofort ausgeholfen, als die Aufkleber auf dem Florian ersetzt werden mussten. Denn eines sei klar: „Das Auto ist für Kinder gemacht, um spielerisch die Feuerwehr kennenzulernen. Da darf auch mal was kaputtgehen“, betont Udo Wentholt. „Ich hab auch noch einen Fundus im Keller“, schiebt er gleich hinterher und lacht. Gerätewart halt.

Der Südlohner ist selbst überrascht, wie sich seine „Spaßidee“ entwickelt hat. Henry kann es derweil kaum erwarten, bald in die starke Jugendfeuerwehr hineinzuschnuppern.

Während seine ältere Schwester Mona lieber turnt, probt die jüngere Leni am Mittwoch schon mal mit dem kleinen Strahlrohr. Früh übt sich halt – und genau deshalb sollen Kindergärten weiter unterstützt werden. Demnächst eben mit einem „neuen“ Florian.