Auf die Frage, warum ich Journalistin geworden bin, sage ich nur zwei Worte: Karla Kolumna. Sie ist nun mal das Vorbild aller neugierigen, Kassetten hörenden Mädchen.
Dabei empfinde ich es auch nach über 15 Jahren in diesem Job als großes Glück, diesen ausüben zu dürfen. Warum? Die Vorteile sind ja klar: Jeden alles fragen zu dürfen, jeden Tag mit neuen Menschen zusammenzukommen und Orte entdecken zu dürfen, die für viele andere Personen verschlossen bleiben, ist doch ein Traum.
Und auch, wenn die Triebfeder der „vierten Gewalt“ oft angezweifelt wird: Ein Funken Gerechtigkeit ist das, was mich immer wieder anspornt, Geschichten Gehör zu verleihen.
Seit März in Südlohn
Mein Weg in den Lokaljournalismus war dabei nicht klar vorgezeichnet. Nach dem Abitur in Burlo am Gymnasium Mariengarden studierte ich zuerst Bibliothekswesen in Köln, merkte aber schnell, dass ich zwar gerne lese, aber auf keinen Fall eine Bibliothekarin bin. Ich wechselte mein Studienfach und studierte Politikwissenschaft, Öffentliches Recht und Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Schon während des Studiums absolvierte ich einige Praktika.
So durfte ich Umfragen für den Radiosender WMW machen, fotografierte für die Mitarbeiterzeitung des Kreises Borken, schrieb für den einstigen Thüringer Ministerpräsidenten Bernhard Vogel Reden und besuchte für das ZDF ein Kunstfest in Weimar. Das alles dauerte ein paar Wochen.
Einzig für die Borkener Zeitung arbeitete ich länger. Zunächst war ich dort freie Mitarbeiterin, später wurde ich dort angestellt. Bis März habe ich dort gut 14 Jahre über Unternehmen, Weihnachtsmärkte, Schützenfeste und Vereine geschrieben. Dann wechselte ich zur Münsterland Zeitung und bin hier als Reporterin vor allem in der Gemeinde Südlohn unterwegs.
Warum ich hier bin? Die Münsterland Zeitung gibt mir die Möglichkeit, nah dran zu sein an den Menschen. Es ehrt mich sehr, dass uns bzw. mir die Menschen ihre Geschichten anvertrauen. Große Freude macht es mir dabei, die Leute zu unterhalten und gleichzeitig dort nachzuhaken, wo ich vielleicht auch die eigene Komfortzone verlasse.
Kein Bürojob
Dieser Job ist dabei kein Nine-to-five-Job. Wer hier arbeitet, muss flexibel sein und sich klar darüber sein, dass auch abends und am Wochenende Termine anfallen können. Denn: Auch am Montag soll die Printzeitung – ja, die gibt es noch – erscheinen.
Wie sieht also für mich klassischer Arbeitstag aus? Arbeitsbeginn ist zwischen 9 und 9.30 Uhr. Zuvor heißt es Medienrecherche und -check. Was ist los in der Welt und vor allem in Südlohn. Um das herauszufinden, kämpft man sich durch alle relevanten Facebook- und Instagram-Accounts und schaut sich die wichtigen Webseiten an. Gibt es Gerüchte über eine Geschäftseröffnung, hat jemand einen neuen Verein gegründet – alles, was neu und ungewöhnlich ist, erregt mein Interesse. Vielleicht ist das eine Geschichte?
Arbeit hat sich geändert
Gegen 10 Uhr heißt es dann für alle Reporter: Konferenz. Hier werden zum einen interne Sachen besprochen, aber auch Themenvorschläge vorgetragen. Ungefähr eine halbe Stunde dauert dieses Meeting und ab dann werden nur noch Termine besucht und danach bis ungefähr 18 Uhr geschrieben.
Ich gebe zu, zuweilen ist es mittlerweile Routine, aber eigentlich bringt jeder Tag Überraschungen. Zumal sich die Arbeit im Verlagswesen seit meinem Beginn stark verändert hat.
Ging es damals ‚nur‘ darum, eine „gedruckte Zeitung“ zu machen, müssen Lokaljournalisten heutzutage auch Videos machen oder Live-Berichte, zum Beispiel von Karnevalsumzügen oder Schützenfesten oder wie mein Kollege Luca Bramhoff vom Chemikalienfund an der Ladestraße in Südlohn.
Das Krasseste, was ich als Journalistin bisher erlebt habe, war tatsächlich ein Unfall in Vreden. Es gab einen Toten. Das, was ich vor Ort gesehen habe, werde ich nie vergessen.