Karin Küveler ist genervt und irgendwie auch ratlos. Die Oedingerin ist seit einem Schlaganfall im Jahr 2023 halbseitig gelähmt. Sie ist deswegen mobil eingeschränkt und kann nur kurze Strecken laufen. Deswegen hat sie auch einen Schwerbehindertenausweis mit den Merkzeichen aG (außergewöhnlich gehbehindert) und B (Berechtigung zur Mitnahme einer Begleitperson).

Eine gute Sache, wie die 47-Jährige findet. Schließlich ermöglicht dieser ihr die Teilhabe am Leben. Auch in Oeding. Sie kann ohne Probleme zum Arzt, zur Apotheke, zum Rathaus und zu Veranstaltungen in der Jakobi-Halle.
„Das ist aus zwei Gründen möglich. Zum einen, weil ich mittlerweile einen E-Scooter habe. Mit dem kann ich ganz nah an den Orten parken kann, wo ich hin möchte“, erklärt Karin Küveler. Zum anderen sei dieses möglich, weil an den besagten Orten Behindertenparkplätze seien, ergänzt sie.
Einkaufen schwierig in Oeding
Allein das Einkaufen sei für sie schwierig. „Klar, Kleinigkeiten kann ich auch mit dem E-Scooter besorgen. Aber wenn ich zum Beispiel mal einen Kasten Wasser brauche, muss ich mit dem Auto hin“, erläutert sie. Und dann werde es schwierig. Denn: Zum einen sei die Parksituation vor Ort sowieso immer angespannt, meint Karin Küveler. Aufgrund der Baumaßnahme rund um den neuen Rewe-Markt gerade allerdings noch unzumutbarer. Zum anderen – und das mache sie mittlerweile wirklich wütend – stehe für Behinderte auf keinem der Parkplätze an den drei Supermärkten ein Behindertenparkplatz zur Verfügung.
„Nicht einer“, schüttelt die 47-Jährige immer wieder ungläubig den Kopf, als sie das so vor Ort erzählt und in alle Richtungen schaut.

Wenn also Besorgungen anstehen würden, müssten sie und ihre Frau das Auto auf einem normalen Parkplatz abstellen. „Wenn ich dann auf der Beifahrerseite aussteigen möchte, ist meistens viel zu wenig Platz, sodass ich die Tür nicht ganz öffnen kann“, erklärt die Oedingerin. Sie müsse sich also aus dem Auto heraushangeln, damit sie die anderen Fahrzeuge nicht beschädigt.
Parkplatz für Hunde und Familien
„Stattdessen gibt es aber einen Parkplatz für Hunde und früher, also vor der Baumaßnahme hier, hat es sogar zwei Parkplätze für Familien gegeben“, sagt sie. Das ist ja alles gut und schön, meint die Oedingerin. Aber dann müsste doch auch für einen Behindertenparkplatz Platz sein, findet sie.
Gemeinde Südlohn gefragt
Diese Frage beschäftigte Karin Küveler lange im Stillen, dann hatte sie keine Lust mehr, sich nur zu Hause aufzuregen. Also fragte sie mal bei der Gemeinde Südlohn nach. „Das war im letzten Jahr im September“, erinnert sie sich.
Damals schrieb ihr der zuständige Mitarbeiter der Gemeinde Südlohn, dass die Gemeinde selbst nicht zuständig sei für dieses Anliegen. Er habe aber Rücksprache mit der zuständigen Behörde, dem Kreis Borken, gehalten. Die habe ihm mitgeteilt, dass die Supermärkte für die Erteilung der Baugenehmigung die Verpflichtung (DIN 18040-1) auferlegt bekommen haben, Behindertenparkplätze anzulegen. Der Kreis wolle demnach Kontakt mit den Supermärkten aufnehmen und auf die Missstände hinweisen.
Bis jetzt nichts passiert
„Alles gut und schön“, sagt Karin Küveler. „Das war jetzt vor über einem Jahr. Und es ist nichts passiert.“ Also schrieb sie im August und im September dieses Jahres noch einmal an die Gemeinde Südlohn und sie bekam Antwort von dem Behindertenbeauftragten der Gemeinde Südlohn, Manfred Terbrack.
Unzureichende Parkplatzsituation
In seiner Mail gab er ihr völlig recht bezüglich der Parkplatzsituation für Menschen mit Behinderung. Er bezeichnete diese als „absolut unzureichend, da es keinerlei Behindertenparkplätze in den Eingangsbereich der Märkte gebe“. Er erklärte aber auch, dass die Gemeinde Südlohn keine rechtlichen Möglichkeiten habe, zuständig sei hier der Kreis Borken, der ja bereits informiert sei. Bis dahin könne er nur auf die Behindertenparkplätze vor dem Rathaus und der Jakobi-Halle verweisen und hoffen, dass der Kreis Borken endlich aktiv werde, schrieb er weiter.
„Super, habe ich gedacht, als ich das gelesen habe“, sagt Karin Küveler. Und weiter: „Da hat sich also nach einem Jahr nichts getan.“ Im Übrigen finde sie die Hinweise auf die zwei entfernten Parkplätze etwas merkwürdig. „Für mich als Mensch, der nur schlecht und nicht weit laufen kann, ist es doch wichtig, gerade in der Nähe zu parken“, sagt sie. Darum ginge es doch bei den Behindertenparkplätzen. „Ich wünsche mir ja nicht viel, nur einen Parkplatz in der Nähe. Das muss doch möglich sein. Oder?“
Das sagt der Kreis Borken
Ob Parkplätze möglich sind und inwieweit der Kreis Borken Kontakt zu den betreffenden Unternehmen aufgenommen hat, wollte die Redaktion der Münsterland Zeitung natürlich auch wissen. Sie bat ihn um eine Stellungnahme.
In der Stellungnahme teilt der Kreis Borken mit, dass aufgrund der aktuell laufenden Bauarbeiten am Rewe-Markt der dazugehörige Parkplatz sowie auch der Parkplatz des Aldi-Marktes derzeit durch die Baustelle nicht im regulären Zustand seien. Nach Abschluss der Arbeiten werde aber die ordnungsgemäße Anlage der Behindertenparkplätze inkl. Beschilderung überprüft und – sofern unzulänglich – das Notwendige mit den Betreibern geregelt. Zum Thema K+K-Markt heißt es in der Stellungnahme, dass aus der Baugenehmigung aus dem Jahr 2010 die Verpflichtung zur Anlage eines Behindertenstellplatzes hervorgehe. Dieser sei entsprechend der Baugenehmigung auch vorhanden (durch Größe erkennbar), aber leider nicht durch ein Hinweisschild ausgewiesen. Hier werde das Bauamt kurzfristig Kontakt mit dem Betreiber aufnehmen.
Auf der Zielgeraden: Rossmann, Ernsting’s family und Rewe bald am Kirmesplatz in Oeding