Inhaberwechsel bei Juwelier Anne Nienhaus in Oeding Zukunft für den „Dorfjuwelier“

Von Mutter zu Tochter: Inhaberwechsel bei Juwelier Anne Nienhaus
Lesezeit

Mutter und Tochter haben beide eine Passion: Eine lebt für die Uhren, die andere schmiedet besonders gerne Ringe. Handwerk und Tradition prägen den Familienbetrieb an der Winterswyker Straße in Oeding, in dem Anfang des Jahres 2025 ein Generationswechsel bevorsteht.

Zweite Generation übernimmt

„Es wird Zeit für die nächste Generation. Junges Blut muss kommen“, sagt Anne Nienhaus mit Blick auf ihre Tochter Melanie, die ab 1. Januar 2025 als Geschäftsführerin in das Familiengeschäft einsteigt und damit ihre Eltern Anne und Heinz-Josef ablöst.

Familie Nienhaus und das Team v.l.: Melanie Nienhaus, Anne Nienhaus, Heinz-Josef Nienhaus, Anneliese Föcking, Annette Upgang und Danielle Schelling-Hiddink.
Familie Nienhaus und das Team (v.l.): Melanie Nienhaus, Anne Nienhaus, Heinz-Josef Nienhaus, Anneliese Föcking, Annette Upgang und Danielle Schelling-Hiddink. © Karin Printing

Im Jahr 1982 hat die 65-jährige gebürtige Vredenerin zusammen mit ihrem Mann das Juweliergeschäft Anne Nienhaus eröffnet. Damals war sie gerade mal 23 Jahre alt. „Mein Vater sowie meine ganze Familie ist seit Generationen im Uhren- und Goldschmiedegeschäft tätig“, sagt sie. Für Anne Nienhaus war es also von Anfang an klar, dass sie auch den Beruf des Uhrmachers erlernen würde. „Mit 14 Jahren habe ich meine Ausbildung begonnen“, erinnert sich Anne Nienhaus im Gespräch mit der Redaktion.

Mit 17,5 Jahren habe sie den Gesellenbrief bekommen und mit 21 Jahren die Meisterprüfung bestanden. „Ich war damals die jüngste Uhrmachermeisterin in ganz Deutschland“, sagt die Oedingerin nicht ohne Stolz. Damals sei sie eine von nur wenigen Frauen in diesem Beruf gewesen. „Heute ist das Verhältnis eher ausgeglichen“, erklärt sie.

Nicht Uhrmacherin, sondern Einzelhandelskauffrau und Goldschmiedin ist Tochter Melanie Nienhaus geworden. Mit 16 Jahren erlernte sie diesen Beruf in Iserlohn. In Düsseldorf ließ sie sich dann zur Einzelhandelskauffrau ausbilden. In der Stadt am Rhein und in Essen arbeitete sie auch. „Ich bin jeden Tag dorthin gefahren“, sagt die 40-Jährige. Vor zwei Jahren habe sie dann geheiratet und Zwillinge bekommen. Vor allem da sei ihr klar geworden, dass diese Fahrerei auf Dauer nicht mit der Familie zu vereinbaren sei.

Eltern weiterhin tätig

In Gesprächen mit den Eltern wurde dann klar, dass diese sich gerne bald aus dem Berufsleben zurückziehen würden. „Nicht sofort komplett, sondern nach und nach“, sagt Anne Nienhaus. Die logische Folge: Tochter Melanie übernimmt das Familiengeschäft mit den fünf Mitarbeitern. „Wir übergeben das Geschäft in gute Hände“, ist sich die 65-Jährige sicher und Tochter Melanie ergänzt mit einem dankbaren Blick auf die Mutter: „Ich bin glücklich, dass meine Eltern mir dieses Vertrauen entgegenbringen.“

Neues Jahr, neues Glück?

Ab dem neuen Jahr beginne dann ein neuer Lebensabschnitt für sie. „Ich bin dann nicht mehr angestellt. Ich habe die Verantwortung. Die Selbstständigkeit“, sagt die Oedingerin.

Ein durchaus mutiger Schritt, denn die klassischen kleinen Dorfjuweliere – auf dem Land, mit eigener Uhren- und Goldschmiedewerkstatt und nah an den Kunden – gibt es nur noch selten. Kein Problem für Melanie Nienhaus, die mit viel Begeisterung von ihrem Handwerk und der Familientradition erzählt. Sie freue sich auf die neuen Herausforderungen.

Auf rigorose Veränderungen müssen sich die Kunden aber nicht einstellen: Das Konzept des klassischen Dorfjuweliers bleibe natürlich bestehen, betont sie. Batteriewechsel an der Uhr, Reparaturen von Uhren und Schmuck, der Verkauf von Schmuck oder Trauringen bleibe neben dem An- und Verkauf von Gold Kern des Geschäfts.

Verschwiegenheit

Entscheidend ist und bleibe dabei aber der gute Service, sind sich Mutter und Tochter einig. „Das Produkt gibt es überall zu kaufen, vor allem online. Die gute Atmosphäre, einen ehrlichen, schnellen und freundlichen Service gibt es aber nur vor Ort.“ Die Kunden des Juweliergeschäfts in Oeding kommen aus der gesamten Region, selbst aus den Niederlanden.

Vor allem auch, weil sie auf die Verschwiegenheit des Familienbetriebes zählen können. „Wir verkaufen hier ja auch Verlobungsringe“, erzählt Melanie Nienhaus zum Abschluss des Gesprächs. „Wir wissen hier vor vielen Bräuten, dass ihnen bald ein Antrag gemacht werden wird“, erzählt sie mit einem Augenzwinkern und ergänzt, dass es schon eine Ehre sei und natürlich eine Verpflichtung.