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Gemeinde hat noch keine Lösung für den Bewohner der Brookhütte
„Kaiser von Hundewick“
Seit 2018 arbeitet die Gemeinde daran, für Jürgen Rensinghoff, den Bewohner der Brookhütte, eine Bleibe zu finden. Unter Hochdruck, wie es heißt. Ob das zur Hüttentour klappt, ist fraglich.
Jürgen Rensinghoff hat sich in der Brookhütte wohnlich eingerichtet. Seit Jahren lebt der Obdachlose in der Fahrradschutzhütte. Die Verwaltung in Südlohn sucht ein neues Quartier für ihn. Ein langwieriger Prozess. „Wir müssen sehen, dass wir alle Beteiligten ins Boot holen“, sagt der Bürgermeister. Eine Ordnungsverfügung sei schnell geschrieben, aber nur wenig produktiv. „Offizielle Lösungen hat es ja immer gegeben“, so Christian Vedder. Allein, Jürgen Rensinghoff habe sie nicht genutzt. Er ist überzeugt davon, dass der rein juristische Weg in diesem Fall nicht der Richtige sei. Sinnvoller sei es, eine Lösung im Dialog zu suchen.
Dialog wird seit Monaten „unter Hochdruck“ geführt
Ein Dialog, der nun schon mindestens seit April 2018 läuft. Damals hatte die Gemeinde die Fahrradschutzhütte mit Zäunen abgesperrt und wollte sich um eine neue Unterkunft für den Bewohner kümmern. Immer wieder hatte Christian Vedder gegenüber unserer Redaktion aber auch im Rat der Gemeinde betont, dass unter Hochdruck an einer Lösung gearbeitet werde oder dass sich die Verwaltung bereits auf der Zielgeraden der Verhandlungen befinde. Das erklärt der Bürgermeister auch an diesem Freitag auf Nachfrage. Die Tinte sei zwar noch nicht trocken, konkret könne er aber aktuell noch keinen Durchbruch verkünden. Vedder spircht in diesem Gespräch nicht mehr von einer Zielgeraden sondern dem Endspiel, in dem sich die Verwaltung gerade befinde. „Jetzt war ja auch gerade Osterferienzeit, da ist es schwierig, die Akteure an einen Tisch zu bekommen.“ Klar sei aber, dass sich der Odnungsamtsleiter jetzt noch stärker in die Sache reinhängen werde.
„Ich kann nachvollziehen, dass der Eindruck entstanden sein mag, dass hier etwas auf die lange Bank geschoben wird“, erklärt er. Dennoch werde hinter den Kulissen weiter gearbeitet. Auch er selbst habe das Thema anfänglich unterschätzt. „Ich dachte, da ist das Ordnungsamt zuständig und gut“, so Vedder. Danach habe er erst einmal eine Basis für Gespräche aufbauen müssen. Jetzt jedenfalls strebe die Verwaltung eine engere Zusammenarbeit an. Konkreter wird er zu der angestrebten Lösung nicht.
Lösung bestenfalls in ganz kleinen Schritten
Von einer neuen Lösung hat auch Werner Drießen, rechtlicher Betreuer von Jürgen Rensinghoff, schon gehört. Mehr allerdings auch noch nicht. Genaue Pläne kennt er nicht. „Da soll gerade ein neuer Termin vereinbart werden“, erklärt er am Freitag gegenüber unserer Redaktion. Bisher kenne er nur grob umrissene Ideen. „Es geht darum, dass eine neue Unterkunft für Herrn Rensinghoff gefunden werden soll“, sagt er. Zu näheren Details möchte er – mit Blick auf den Datenschutz – öffentlich nichts sagen. Tatsächlich ziehe sich der ganze Vorgang aber auch aus seiner Sicht ziemlich hin. Wenn es vorwärts gehe, dann bestenfalls in ganz kleinen Schrittchen. Eins ist ihm wichtig zu sagen: „Wir bremsen da nichts aus!“
Er selbst kümmere sich – mit ehrenamtlicher Unterstützung durch Helmut Seifer aus Gescher – darum, dass es Jürgen Rensinghoff gut gehe. Und das tue es unbesehen. Sein Klient sei dort zufrieden, wo er im Moment lebt. Der Druck komme nur von der Gemeinde. Wenn nun die Gemeinde einen Vorschlag für eine neue Unterkunft mache, müsse der Jürgen Rensinghoff aber auch selbst gefallen.
Hüttentour startet in vier Wochen
Drießen geht davon aus, dass so eine Lösung noch in diesem Jahr möglich wäre. Christian Vedder und auch die Organisatoren der Südlohner Hüttentour hätten die Lösung gerne schon am 2. Juni: Dann starten wieder tausende Fahrradfahrer zur Tour entlang der Südlohner und Oedinger Fahrradschutzhütten. Die Bewirtung übernehmen Gastronomen aus dem Ort. Philipp Ellers von Südlohn Oeding Marketing und Touristik (Somit) hofft auf die schnelle Lösung: „Ich hoffe, dass er dann raus ist.“ Klar sei natürlich auch, dass die Hüttentour in jedem Fall stattfinden könne. Eine Verschiebung oder Umleitung sei nicht vorgesehen.
Die Sache mit dem Müll
Zur Hüttentour hat Werner Drießen indes noch eine ganz eigene Meinung: „Beim letzten Mal ist dort jede Menge Müll stehen geblieben, der dann Herrn Rensinghoff zugeschrieben wurde.“ Beispielsweise ganze Säcke mit leeren Bierdosen. Vom Bewohner der Brookhütte stamme der Müll auf keinen Fall: „Herr Rensinghoff trinkt keinen Alkohol. Und den wenigen Müll, den er produziert, macht er auch wieder weg.“
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
