In einem Brandbrief haben sich die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Kreis Borken Ende Oktober an die Landesregierung gewandt: Die Städte und Gemeinden sähen sich aufgrund der in den letzten Wochen sehr stark steigenden Anzahl an Zuweisungen von Geflüchteten „an der Grenze der Machbarkeit“. Auch die Gemeinde Südlohn hat die gemeinsame Erklärung „unterschrieben“.
In Südlohn und Oeding gibt es aktuell zwar noch Kapazitäten, man stößt aber auch an gewisse Grenzen. Bis die zentrale Flüchtlingsunterkunft am Woorteweg ihren Beitrag leisten kann, wird noch einige Zeit ins Land ziehen. Die Weichen sind aber gestellt, der Baustart ist absehbar. Der Stand der Dinge.
Rund 2,2 Millionen Euro (Bau und notwendige Erschließung einschließlich Außenanlagen) werde das Projekt kosten, das teilte die Verwaltung im Juni mit. In der letzten Sitzung des Gemeinderates vor den Sommerferien sollten zudem im nichtöffentlichen Teil Fragen zur Finanzierung und zur Vergabeentscheidung geklärt werden. Antworten wurden gefunden, der Prozess wurde angestoßen.
Raum für bis zu 48 Personen
Bis zu 48 Menschen sollen künftig in dieser zentralen Unterkunft am Feuerwehrhaus ein Zuhause finden. Entstehen werden insgesamt zwölf Wohneinheiten für vier Personen je Wohneinheit. Vorgesehen ist eine zweigeschossige Bebauung mit Laubengangerschließung. Im Erdgeschoss entstehen fünf Einheiten sowie zwei Funktionsräume, im Obergeschoss weitere sieben Einheiten. Optisch unten verklinkert, oben mit Holzverschalung und in nachhaltiger Bauweise.
Der Einbau einer Infrarotheizung sei mit den Lokalwerken abgestimmt, auch die Installation einer PV-Anlage ist vorgesehen. Dafür sei nach Absprache eine 10-KV-Anlage vorgesehen. Die Infrarotheizung sei gerade für Flüchtlingsbauten optimal, da die Temperaturen dann zentral geregelt würden, teilt die Verwaltung mit. Nach Rücksprache mit der Feuerwehr wird eine kombinierte Gestaltung (Zaun und Grün) zwischen den beiden Objekten gewünscht.
Insgesamt setzt die Gemeinde bekanntlich auf eine verträgliche Mischung aus zentraler und dezentraler Unterbringung. Deshalb sei die Gemeinde weiter in der Akquise von Wohnraum, hieß es im Juni. Die aktuellen Zahlen bestätigen dies.

Als anerkannte Flüchtlinge gemäß Wohnsitzauflage sind derzeit 128 Personen aufgenommen. Damit wird eine Erfüllungsquote von rund 77 Prozent erreicht – ein leichter Anstieg gegenüber Mitte Mai. Deutlich gestiegen ist seitdem die Quote bei den Flüchtlingen nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz (FlüAG): Aktuell sind 169 Personen aufgenommen. Die Erfüllungsquote stieg damit von 83 auf mittlerweile 96 Prozent, wie Ordnungsamtsleiter Matthias Lüke berichtet.

Nahezu unverändert ist die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine binnen der vergangenen sechs Monate: Sie stieg um eine auf 115, 7 Kinder und 108 Erwachsene (42 männliche und 66 weibliche) haben in Südlohn und Oeding ein Zuhause gefunden. Insgesamt werden an mittlerweile 36 Standorten gemeindlich 333 Plätze vorgehalten, davon sind 275 belegt. Im Mai waren dies noch „nur“ 31 Standorte, inklusive der Containeranlage an der Bahnhofstraße in Südlohn. Dazu werden weiter viele Geflüchtete privat untergebracht.
Wie es in Sachen weitere Zuweisungen aussieht, dass ist für Matthias Lüke auch immer ein wenig ein Blick in die Glaskugel. Konkret erfolgten die Informationen rund zehn Tage vorher. Mit der aktuellen Auslastung der Kapazitäten könne man so gerade noch dem Anspruch gerecht werden, auch weitgehend auf die Bedürfnisse der Bewohner einzugehen, „im Rahmen der Möglichkeiten“. Zum Beispiel, um bei der Belegung familiäre Zusammenhänge zu berücksichtigen. Ein gewisser Puffer stelle dies noch sicher. Bei Maximalbelegung sei dies nicht mehr möglich.
Auftrag ist erteilt
Zurück zum Stand der Planung des Neubaus in Oeding am Feuerwehrhaus: Dort ist mittlerweile dem Generalunternehmer der Auftrag erteilt worden. Der Bauantrag ist bereits beim Kreis Borken gestellt worden, in den nächsten sechs Wochen sollte mit einer Baugenehmigung zu rechnen sein. Voraussichtlich im Frühjahr 2024 wird dann mit den Arbeiten begonnen, erklärt Bauamtsleiter Dirk Vahlmann auf Nachfrage. Bürgermeister Werner Stödtke hatte Mitte Juni eine Bauzeit von rund einem Jahr avisiert.