Die Fliege machen Südlohner Daniel Wilmers ist leidenschaftlicher Fliegenfischer

Die Fliege machen: Daniel Wilmers ist leidenschaftlicher Fliegenfischer
Lesezeit

Fliegenfischen ist nicht nur Angeln, sondern eine hohe Kunst. Fast alle Fliegenfischer würden diesen Satz so unterschreiben. Angeln mag ein Hobby sein. Das Fischen hingegen ist quasi religiöse Berufung und hohe Kunst zugleich. Daniel Wilmers sieht es ebenso. Der Südlohner ist seit fast 40 Jahren Angler und fast so lange leidenschaftlicher Fliegenfischer.

Daniel Wilmers in der Bocholter Aa in Ramsdorf.
Vor allem in Ramsdorf an der Bocholter Aa ist Daniel Wilmers als Fliegenfischer unterwegs. © privat
Daniel Wilmers befestigt Fliegen an der Angel.
Bevor es ans Fliegenfischen geht, muss der Köder an der Angel befestigt werden. © privat
Wilmers mit einem Fisch
Zurzeit ist der Fliegenfischer wieder häufig in Ramsdorf unterwegs. Die Zeit der Maifliegen hat begonnen und damit die günstigste Zeit, um Forellen zu fischen. © Karin Printing
Fliegen nennt man die selbst gebundenen Köder.
Die kleinen selbst angefertigten Fliegen dienen als Köder für die Fische. © privat

„Mein Nachbar hat mich damals zum Angeln bzw. Fliegenfischen mitgenommen“, erinnert sich der 44-Jährige. Das war vor ungefähr 40 Jahren und seitdem lässt den gebürtigen Ramsdorfer diese Leidenschaft nicht mehr los.

Was aber macht diese Passion so besonders? „Nun, das Auswerfen, die Wurftechnik ist ein in der Tat komplexer Vorgang“, erklärt der gelernte Schweißer. Zunächst halte der Fliegenfischer die Rute in der einen Hand, den Unterarm auf elf Uhr angewinkelt, beschreibt er die Bewegungsabläufe des Fliegenfischens. „Dann bewegt er die Angel auf ein Uhr, zuerst langsam, dann schneller. Das Ganze zurück, der umgekehrte Bewegungsablauf“, erläutert er weiter. Dabei gebe er immer mehr Flugschnur frei, die Fliege sause waagerecht durch die Luft, bis sie sanft auf der Wasseroberfläche aufsetzt, keinesfalls wie bei einer Notlandung.

„Anfangs ist die Lernkurve recht steil“, erklärt der Südlohner. Er muss es wissen, schließlich betreibt er zusammen mit seinem Bruder Christopher nebenberuflich auch eine Fliegenfischerschule. Allerdings führten nur jahrelange Erfahrung und diszipliniertes Üben zum Erfolg, sagt er weiter. Die Rute soll zum verlängerten Arm werden, die Bewegungen müssen ineinander fließen. Nur dann platziert man die Fliege mit jener Leichtigkeit am richtigen Ort, die den Sport britisch elegant erscheinen lässt. Der richtige Ort – das ist oftmals nur ein Notizblock-großes Stückchen Wasseroberfläche.

Neben dem komplexen Werfen ist es die sensible Beobachtung der Natur, die den Akteur auszeichnet. „So muss man alle Insekten kennen, die am Fluss unterwegs sind, um die richtige Kunstfliege auszusuchen“, sagt der Südlohner. Außerdem müsse man sich lautlos anpirschen, denn der kleinste Fehler verrät den Fliegenfischer und lässt die vorsichtige Forelle die Flucht ergreifen. „Das alles erfordert höchste Konzentration und List, führt aber auch zu einem Flow-ähnlichen Zustand“, findet Daniel Wilmers.

Was denn nun die Faszination für ihn ausmache? „Es sei dieses Zusammenspiel von Ästhetik, Technik und dem Lesen von Gewässern“, findet er. Die ultimative Genugtuung, sagt Wilmers, sei es jedoch, wenn der Köder, den der erbeutete Fisch im Mund hat, ein selbst gebundener sei.

Fliegenbinden

Fliegenbinden nennt sich das, was man dafür tun muss. „Hierzu befestigt man einen sogenannten Bindestock an einer Tischkante und kreiert aus Reh, Kaninchen oder Entenhaaren, aus buntem Draht oder glitzernden Kunststofffäden eine Fliege“, erklärt der Vater eines achtjährigen Sohnes. Aber Obacht: Wer hier Fliege sagt, kann mitunter auch kleine Fische, sogenannte Streamer im Fachjargon, Grashüpfer, Bachflohkrebs oder auch mal Mäuse meinen. Alles möglichst originalgetreue Imitationen der in der Natur zahlreich vorkommenden Wesen, die Fischen als Nahrung dienen.

Hilfreich ist es hierbei also, wenn man zum Basteln Materialien aus der Natur benutzen kann. Von Vorteil ist es dabei dann also, wenn man wie Daniel Wilmers Jäger ist und zum Beispiel Federn von Enten nutzen kann. Viel Zeit verwendet er auf das Fliegenbinden, verkauft diese und auch andere viele Werkzeuge zum Binden über Internet in die ganze Welt. Zurzeit läuft der Verkauf für die Maifliegen an. „Die jetzt kommen die vom Boden hoch an die Wasseroberfläche", erklärt Wilmers.

Ein Fest für alle Forellen und auch alle Fliegenfischer. „Ich bin schon jeden Tag auf der Suche und schaue, ob es endlich losgeht. Dann bin ich auch vor Ort und es geht los mit dem Fischen", sagt er und man sieht ihm die Vorfreude an.

Österreicher kommen

Mit dem Ort meint er ein bestimmtes Flussstück an der Bocholter Aa in Ramsdorf. Genauer möchte er nicht werden. Zwar nicht aus der ganzen Welt, aber aus ganz Deutschland, Österreich und Belgien kommen Menschen hierher, besuchen seine Fliegenfischerschule und versuchen, dort eine Forelle zu angeln.

Dort gebe es kapitale Fische. „Ich habe hier schon mal eine Forelle mit einer Größe von 71 Zentimetern herausgeholt“, erinnert sich der Südlohner. Umgekehrt reise er auch zum Fischen in andere Regionen. Dann führt es die ganze Familie – der kleine Sohn Noah ist schließlich auch schon vom Hobby seines Vaters angefixt – nach Österreich, die Niederlande oder wie jetzt bald an die Wenne ins Sauerland.

Hobby für ganze Familie

„Das ist ein Hobby, das man mit der ganzen Familie ausüben kann“, sagt er. Fliegenfischer könnten zusammen ohne viel Aufwand die Natur genießen, bekämen dabei „den Kopf frei“. Und vor allem bräuchte es nicht viel Ausrüstung. „Eine Rute, eine Fliege, Schnur, Vorfach und eine kleine Tasche. Alles für bis 200 Euro zu bekommen“, sagt er und weiter: „Ich habe jetzt ja viel erzählt. Man sollte es einfach ausprobieren. Entweder man mag es oder nicht.“

Diesen Artikel haben wir am 25. Mai 2024 veröffentlicht.