Ein Kran, eine Steinsäge, lange Schläuche, eine Pumpanlage und Männer, die ununterbrochen Anweisungen hin und hergeben: Es tut sich etwas an der Fischtreppe an der Schlinge in Südlohn. Mitarbeiter einer Firma aus Steinfurt sind dort seit ein paar Tagen zugange, um die Mängel auszubessern, die ein Experte für Fischaufstiegsanlagen bei einer Begehung Anfang des Jahres an der Rauen Rampe festgestellt hatte. Für den Sommer war die Behebung der Mängel angekündigt worden. Jetzt ist es so weit und kann je nach Wetterlage zeitnah umgesetzt werden.

Was hier genau gemacht wird, erklärt Markus Lask, Bürgermeistervertreter und Fachbereichsleiter Zentrale Dienste und Steuerung, auf Nachfrage wie folgt: „Derzeit werden einige Mittelsteine der Querriegel nachbearbeitet und höhentechnisch optimiert, um auch bei Niedrigwasser eine optimale Überströmung und Wasserführung zu gewährleisten.“
Oder wie es der Mitarbeiter formuliert: „Wir bringen die Steine auf die richtige Höhe. Dazu müssen wir sägen.“ Bevor das jedoch möglich sei, müsse man erst noch das Wasser in den Becken zwischen den jeweiligen Steinen abpumpen. Schläuche würden hierfür entlang der Schlinge verlegt und aneinander befestigt, bevor der Motor für die Pumpmaschine angeworfen werden könne.

Allerdings ist das nicht alles, was die Männer aus dem Kreis Steinfurt in den nächsten Tagen machen. Außerdem setzen sie im oberen Bereich zusätzliche Störsteine ein und lagern Steinschüttelmaterial um, das nach den Hochwasserereignissen im Winter 2023/24 verschoben wurde. Hier soll laut Markus Lask durch das Einbringen von Feinmaterial die Verschiebesicherheit erhöht werden.
Diskussionen hören nicht auf
Seit 2018 hatte es Diskussionen um die Fischtreppe am Mühlenwehr gegeben. Es gab Proteste im Rat, Anwohner fühlten sich nicht mitgenommen bei diesem Projekt. Es folgten zwei Anwohnerversammlungen, der Bauausschuss gab Anfang 2020 grünes Licht. Eigentlich sollten die Arbeiten daraufhin bereits im Sommer 2020 durchgeführt werden.

Der Start erfolgte dann Mitte 2021. Beim Umbau war darauf geachtet worden, dass möglichst erschütterungsarm gearbeitet wird. Ziel des Umbaus war es, dass die Fische später die Staustufe überwinden können. Bis dahin war die Klippe am Wehr für Fische nämlich unüberwindbar.
Das Prinzip: Durch den Umbau wurde die Längsdurchgängigkeit in der Schlinge durch Umgestaltung des Absturzes in eine Raue Rampe mit Niedrigwasserkorridor im Hauptverlauf wiederhergestellt. Zu diesem Zweck wurden zwischen Mühlenwehr und Brücke an der L572 auf einer Länge von 90 Metern neun Grundschwellen eingebaut, die jeweils um sieben Zentimeter ansteigen. Dazwischen wurden Vertiefungen eingelegt, sodass die Fische bei Niedrigwasser durch diese neun Becken den Höhenunterschied überwinden können.
Schon kurz nach Baubeginn folgte ein Baustopp, die Unterbrechung der Arbeiten sei notwendig geworden, um konkrete Details zur Ausführung der Arbeiten mit der beauftragten Firma abzustimmen, hieß es seinerzeit.
Die erste Fischtreppe dieser Art in der Doppelgemeinde konnte Ende 2021 fertiggestellt werden. Die Gemeinde Südlohn setzte die EU-Wasserrahmen-Maßnahme „Wiederherstellung der Durchgängigkeit am Stauwehr Südlohn“ um.
Kosten gedeckt
Die Kosten beliefen sich auf rund 320.000 Euro. Die Förderung beträgt 80 Prozent der anrechenbaren Kosten. Anfang 2022 ist die Fischtreppe dann in Betrieb genommen worden.
Ein halbes Jahr nach Inbetriebnahme der Treppe warf der Zustand dann Fragen auf. Sowohl Anwohner als auch Lokalpolitiker zweifelten, dass die Raue Rampe ihren Zweck erfüllt. Der Grund: Wildwuchs und Versandung im Flussbett.
Für Stirnrunzeln sorgte zudem die Tatsache, dass es auch sechs Monate nach Inbetriebnahme noch keine endgültige Bauabnahme gegeben hatte.
Anfang 2024 kam dann die Nachricht, dass die Fischtreppe nachgebessert werden müsse.

Raue Rampe am Mühlenwehr ist fertiggestellt
Sorge um Zustand der Rauen Rampe: „Erfüllt sie so überhaupt ihren Zweck?“
„Es muss noch mal nachgebessert werden“: Experte stellt Mängel an Rauer Rampe fest