Das Szenario hat es in sich: Fünf Unfallfahrzeuge verteilen sich um einen Hof am Hessinghook in Oeding. Zwei haben sich in einen Baum verkeilt, zwei Personen sind eingeklemmt. Eine ist schwer verletzt, für die andere kommt jede Hilfe zu spät. Zwei weitere Fahrzeuge stehen etwa 100 Meter weiter auf dem Feldweg in Flammen. Im Kofferraum des letzten Wagens steht ein großer Kanister. Aus dem läuft Ameisensäure aus, eine hochätzende Flüssigkeit. Viel zu tun für die Feuerwehrleute aus Südlohn und Oeding.
Die waren kurz vor halb Drei am Samstagmittag in die Gerätehäuser gerufen worden. Dass es dabei „nur“ um die große Herbstübung ging, erfuhren sie erst auf der Anfahrt zur Einsatzstelle.
Viele Aufgaben gleichzeitig
Vor Ort ging es erst einmal darum, halbwegs Ordnung ins Chaos zu bekommen. Vorrangig zusammen mit dem Rettungsdienst die eingeklemmte, verletzte Person retten. Dann das Feuer löschen, parallel die Säure in den Griff bekommen
„Eine multifunktionale Einsatzstelle“, nennt es Udo Bußkamp. Der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Südlohn ist als Beobachter mit vor Ort. Mit schwerem Gerät trennen die Feuerwehrleute das Dach des Autos ab, in dem der Schwerverletzte sitzt. Dabei geht es nicht nur um Geschwindigkeit, sondern auch darum, den Eingeklemmten so gut es geht vor weiteren Verletzungen zu schützen.

Ein paar Meter weiter rollt ein Angriffstrupp unter schwerem Atemschutz Schläuche in Richtung der brennenden Fahrzeuge. Für die Übung wurden in Autowracks lediglich Holzpaletten in Brand gesteckt. Der Rauch ist längst nicht so dicht, wie er bei brennendem Kunststoff, Treibstoff oder Öl wäre. Als Simulation reicht es in jedem Fall.
Und auch wenn sich schon auf der Anfahrt die Anspannung gelockert hatte, als klar wurde, dass es nur eine Übung ist, auf die leichte Schulter nimmt den Einsatz niemand: „Es gibt immer Kleinigkeiten zu verbessern oder an Details zu feilen“, sagt Udo Bußkamp nach gut einer Stunde. Da haben die Feuerwehrleute das Geschehen weitgehend unter Kontrolle. Insgesamt sei vor allem die Priorisierung der Aufgaben gut gelaufen: Menschenrettung, Feuer löschen, Bergung des simulierten Toten – eine schwere Übungspuppe.
Kein erfundenes Szenario
Die ausgebrannten Paletten qualmen noch leicht vor sich hin, das Feuer ist aber gelöscht. Für die Übung wurde das Gebiet um die ausgetretene Säure lediglich mit Flatterband abgesperrt. Mit einem großen Lüfter sollten die angenommenen Dämpfe von der Einsatzstelle weggeblasen werden. „Im Ernstfall hätten wir hier definitiv Spezialkräfte alarmiert“, sagt Udo Bußkamp. Der ist übrigens gar nicht so weit hergeholt: Immer wieder bekommt es die Feuerwehr in Südlohn und Oeding mit illegal entsorgten Abfallstoffen aus der Drogenproduktion zu tun. Dazu würden auch Ameisensäure oder vergleichbare Stoffe gehören.
Und auch für den angenommen Unfall mussten die Organisatoren der Übung nicht lange überlegen: Sie hatten eine wilde Verfolgungsjagd zwischen einer Zollstreife und mehreren Kriminellen aus dem Drogenmillieu zugrunde gelegt. Während der Verfolgungsjagd sollte es schließlich zu dem Unfall gekommen sein. Sicherlich ein wenig ausgeschmückt, aber auch nicht völlig unwahrscheinlich.
Sebastian Rieswick, Sven Kamps und Pascal Kwak hatten die Übung vorbereitet, die schließlich bei Schnitzelbrötchen und der Abschlussbesprechung im Gerätehaus in Oeding endete.
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