Familien kämpfen gegen Aufgabe eines Spielplatzes Weitere Standorte stehen zur Diskussion

Südlohner Familien sammeln 238 Unterschriften für Spielplatzerhalt
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Mit Bagger und Laster ausgestattet wühlen Ben und Jakob am Dienstagabend im Sand. Das Kettcar ist akkurat abgestellt. Wie so häufig werden die beiden Dreijährigen beim Besuch des Spielplatzes an der Droste-Hülshoff-Straße von ihren Eltern begleitet. Die Stimmung ist an diesem Tag ein wenig gedrückt. Ob auch deswegen Jakob ein wenig „brammelig“ ins Kameraobjektiv schaut? Die Informationen, dass genau die Zukunft dieses Spielplatzes zur Diskussion steht, ist durchgedrungen.

Deshalb sind die Familien von Ben und Jakob aktiv geworden – und haben Unterschriften für den Erhalt gesammelt. „238“, berichtet Tina Sanders nach einem Blick in die Mappe. Übergeben wurden diese der Verwaltung in der Sitzung des Bauausschusses am Mittwoch (18.10.). Dort wurde die Fortschreibung des Spielplatzkonzeptes in den Blick gefasst.

Idee kam ganz spontan

„Ganz spontan“ habe man die Idee zur Unterschriftenaktion gefasst, erklärt Tina Sanders. Zwei Wochenenden sind sie mehrere Stunden von Haus zu Haus gezogen. Ihre Erfahrungen? „Einige waren von der Nachricht gar geschockt“, so Sanders. Nicht einer habe bekundet, dass dieser Spielplatz weg solle, unterschrieben hätten alle.

„Er ist für die Kinder hier einfach auch eine Bereicherung“, betont Christin Luschnat. Die Spielgeräte seien hochwertig und pflegeleicht, die Bäume böten gerade in den Sommermonaten den nötigen Schatten. „Natürlich ist das am Ende auch mit Arbeit verbunden“, gibt die Südlohnerin zu.

Sie scheint diese Meinung nicht exklusiv zu haben. Während der 30 Minuten am Dienstag statten mehrere Mütter mit ihren Kindern dem Spielplatz einen Besuch ab. „Im Grunde ist dieser doch ein Breuloenia-Hook-Spielplatz, der sogar von Familien bis ins Baugebiet Eschlohn genutzt wird“, ergänzt Mirko Schneider-Sanders.

Diese Erfahrungen scheinen sich nicht mit denen des Bauhofs zu decken, wie Ludger Butenweg vom Bauamt am Mittwoch berichtete. Die geringere Frequenz sei ein Kriterium, das die Verwaltung dazu bewogen hätte, erste Überlegungen zur Aufgabe von fünf Spielplätzen in beiden Ortsteilen in die politische Runde zu geben.

Dies mit Blick durchaus schon auf die Haushaltsplanberatungen zum kommenden Jahr. Ein weiteres Kriterium sehe man in den Veränderungen in der Spielplatzlandschaft seit der jüngsten Fortschreibung des 2011 aufgestellten Spielplatzkonzepts im Jahr 2019.

Ins Blickfeld geraten ist auch der Spielplatz Hämingskamp in Oeding. In der Nähe wurde jüngst der neue Spielplatz im Baugebiet Burloer Straße West eröffnet.
Ins Blickfeld geraten ist auch der Spielplatz Hämingskamp in Oeding. In der Nähe wurde jüngst der neue Spielplatz im Baugebiet Burloer Straße West eröffnet. © Markus Gehring

Mit dem Spielplatz an der Burloer Straße in Oeding und der Errichtung des Sport Campus auf dem Gelände des SC Südlohn seien zwei Spielplatze hinzugekommen. Zudem wurde bekanntlich der Spielplatz im Baugebiet Scharperloh ausgebaut. Hinzu kommt der neue Spielplatz im Bereich der Reithalle (Mehr-Generationen-Parcours). Und dann bestehe ja noch die Überlegung, im Ortsteil Oeding voraussichtlich im Umfeld der Grundschule einen zweiten Ortsteilspielplatz am Grünen Weg zu errichten.

Damit sei die Anzahl der Spiel- und Bolzplätze in gemeindlicher Unterhaltung einschließlich Sport Campus auf insgesamt 25 gestiegen. „Gleichsam erhöht sich auch der Unterhaltungsaufwand bei Bauhof und Bauverwaltung“, betonte Ludger Butenweg. Er lenkte den Blick auch auf die notwendigen Quartals- und Jahresprüfungen der Spielplätze, die in Kooperation mit der Stadt Gescher durchgeführt werden. Das Ziel: Aufwand und Kosten senken.

Fünf Spielplätze im Fokus

Der Vorschlag der Verwaltung vor diesem Hintergrund: Das Spielplatzkonzept solle dahingehend überarbeitet werden, dass einige mindergenutzte Spielplätze aufgegeben werden sollten, um sich auf die wirklich genutzten Spielplätze zu konzentrieren. Konkret: Wagnerstraße, Heinestraße/Drosteallee und Hämingskamp in Oeding sowie Kolpingstraße und eben Doste-Hülshoff-Straße in Südlohn. Hinzu käme die Aufgabe des kaum noch genutzten Bolzplatzes an der Geschwister-Scholl-Straße.

Dieser – wohlgemerkt erste – Vorentwurf wurde seitens der Fraktionen zur Kenntnis genommen – nicht ohne erste Standpunkte zu vertreten. Ein Abwägungsprozess deutet sich an. Mit Blick auf den neuen Spielplatz in Burlo-West sei eine Aufgabe am Hämingskamp in direkter Nachbarschaft nachvollziehbar, meinte Bernd Schüring (WSO). Anders sehe es (noch) in Oeding an der Heinestraße/Drosteallee aus: „Da sollten wir zumindest die Entwicklung mit dem übergeordneten Spielplatz am Grünen Weg abwarten.“

Steffen Schültingkemper (CDU) regte das Thema Patenschaften an – dies zum Beispiel mit Blick auf die jüngste Renovierung des Spielplatzes an der Kolpingstraße durch die Nachbarn: „Warum sollten wir den jetzt aufgeben?“ Wilhelm Hövel (CDU) nahm den Faden mit Blick auf die Droste-Hülshoff-Straße auf: „Aufgeben auf keinen Fall, vielleicht verkleinern?“

Er hakte auch hinsichtlich der Folgenutzung als Baugrundstücke nach. „Die Tiefe wird dazu nicht reichen“, antwortete Ludger Butenweg. Ebenso seien nicht alle fünf Spielplätze bebaubar. „Über Baugrundstücke zu diskutieren, geht mir jetzt zu weit“, griff der Bürgermeister ein. Es sei nicht das Ziel, alles nach möglicher Aufgabe „gleich unter den Hammer zu bringen“.

Verwaltung will Diskussion anstoßen

Werner Stödtke betonte, dass die Verwaltung den Stein erstmal ins Rollen bringen und die Diskussion anregen wolle. Womöglich blieben am Ende auch nur zwei übrig, die aufgegeben werden sollten. Die Unterschriftenaktion sei schon ein „Statement“. Dieses werden auch die Familien rund um die Droste-Hülshoff-Straße aufnehmen. „Der Generationswechsel läuft auch im Breuloenia-Viertel“, meint Mirko Schneider-Sanders am Dienstag. Stichwort: „Jung kauft Alt“.

Dass die Nachbarn ihren Teil betragen würden – so wie an der Kolpingstraße –, davon zeigt sich der Südlohner überzeugt. Ein Beitrag sei nun eben die Unterschriftenaktion. „Ein Spielplatz ist nur einmal weg“, betont Tina Sanders. Da kann auch der Hinweis, dass die Spielgeräte nach Aufgabe „für den Notfall eingelagert“ werden sollen, nicht weiterhelfen. Ihre eigenen packen Ben und Jakob unterdessen zusammen. Zumindest für heute.

Dieser Artikel erschien zuerst am 20.10.2023