Für Fahrschüler wird es schwieriger Ab 1. Oktober noch mehr Theoriefragen

Für Fahrschüler wird es schwieriger: Ab 1. Oktober noch mehr Theoriefragen
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Wer heute seinen Führerschein macht, hat es schwerer als einstige Fahranfänger. Dieses sagt nicht nur der aktuelle Bericht des TÜV-Verbandes aus, sondern bestätigt auch Norbert Osterholt von der Fahrschule N. Osterholt. Seit 1994 ist der Burloer als Fahrlehrer tätig. Im Jahr 1996 hat er sich selbstständig gemacht und betreibt neben den Fahrschulen in Südlohn und Oeding auch noch welche in Borken, Velen, Weseke, Heiden, Gemen und Burlo.

Durchfallquote steigt

„Die Durchfallquote ist gegenüber der Zeit vor 20 bzw. 30 Jahren spürbar angestiegen“, sagt er. In Zahlen bedeutet dieses laut TÜV-Bericht: Im Jahr 2023 fiel bei den 18-Jährigen so gut wie jeder Zweite (49 Prozent) durch die Theorieprüfung der Klasse B für den klassischen Autoführerschein. In allen Klassen rasselten 42 Prozent der Fahrschülerinnen und Fahrschüler durch die theoretische Prüfung. Mit zehn Prozentpunkten mehr als noch 2014 und drei Prozentpunkten mehr als 2022 ist dieses dem Bericht zufolge ein neuer Höchstwert. Durch die Praxisprüfung fiel wie in den vergangenen Jahren in allen Klassen etwa jeder Dritte.

Anforderungen werden größer

Warum das so ist, weiß Norbert Osterholt auch. „Bei beiden Prüfungen sind die Anforderungen in den letzten Jahren deutlich gestiegen.“ So sei die schriftliche Prüfung wesentlich umfangreicher geworden und weise nunmehr eine Auswahl an rund 1300 Fragen auf. Vor 20 Jahren waren es noch 250 Fragen weniger.

„Die Theorie ist viel mehr zur Praxisvorbereitung geworden. Schließlich gibt es inzwischen auch Multimedia-Fragen über eine Videosequenz“, erklärt der Burloer und ergänzt, dass technische Neuerungen wie immer neue Assistenzsysteme sowie Änderungen in der Straßenverkehrsordnungen wie die Einführung von neuen Verkehrszeichen in Zukunft sogar eine weitere Ausweitung des Fragenkatalogs wahrscheinlich machten.

Die Folge: Seit gut zehn Jahren kommen zu zwei Stichtagen im Jahr neue Fragen für die theoretische Führerscheinprüfung auf die Prüflinge zu. Und zwar zum einen am 1. April und zum anderen am 1. Oktober. Ab Oktober dieses Jahres warten auf die Fahrschüler unter anderem neun neue Fragen zum Grundwissen für alle Führerscheinklassen. Hinzu kommen acht neue Fragen im Mofa-Grundwissen und neue Fragen in den Klassen B, A, AM, C und D. Auch in den Klassen L und T müssen sich Prüflinge auf neue Fragen einstellen, ebenso beim Mofa-Zusatzwissen.

Praxistest auch schwieriger

Doch auch der 55-minütige Praxistest hat es mehr denn je in sich, weiß Norbert Osterholt zu berichten. Neben einem ständig wachsenden Verkehrsaufkommen gebe es hier inzwischen Zusatzanforderungen wie Einparktest, Wendemanöver und Gefahrenbremsung. „Außerdem werden hier im Gegensatz zu früher auch Umweltaspekte vermittelt, die in der Prüfung überprüft werden“, schildert der Fahrlehrer.

Bei immer höheren Anforderungen wundert es nicht, dass auch die durchschnittliche Anzahl an Fahrstunden erheblich gestiegen ist. Waren es in den 80er- und 90er-Jahren noch um die 20 Stunden, brauchen die Fahranfänger nun rund 40 Stunden.

Mit der Folge, dass der Führerschein im Gegensatz zu früher treuer wird. Bezahlte man früher rund 1200 D-Mark, fallen heute schon mal um die 4000 Euro an.

Was beim Vergleich der Summen allerdings vergessen werde, seien mehrere Tatsachen, erklärt Norbert Osterholt. „So kostet der Führerschein immer noch ungefähr drei bis vier Ausbildungsvergütungen“, sagt er. Da habe sich nichts geändert. Darüber sind in den letzten Jahren auf die Fahrschulen aufgrund der allgemeinen Preissteigerungen, Gesetzesänderungen und Forderungen aus der Politik immer mehr Kosten zugekommen. Als ein Beispiel nennt er den Fuhrpark, den man bereitstellen müsse, damit Schüler den Führerschein B197 (Automatik und Schalter) machen könnten. Und er prophezeit: „In Zukunft wird es nicht nur noch schwieriger für die Prüflinge, sondern auch noch teurer.“