
© Stephan Teine
Eva Maria Gröner (36) will für den Erhalt alter Bäume in Südlohn kämpfen
Gegen die Kettensäge
Jeder Baum, der gefällt wird tut Eva Maria Gröner in der Seele weh. Die Südlohnerin will dagegen kämpfen, dass zu oft die Kettensäge eingesetzt wird. Das sei in Südlohn zu oft geschehen.
Eva Maria Gröner hat Angst: Angst, dass in Zukunft in Südlohn und Oeding keine Bäume mehr stehen. „Die Bäume werden viel zu schnell gefällt, große Bäume gehen auf Jahrzehnte verloren“, sagt sie. Das beobachte sie schon seit Jahren in der Gemeinde. Sie ist dort geboren, lebt seit 2016 wieder in Südlohn und beobachtet immer wieder, dass alte Bäume plötzlich gefällt werden.
Aktuell sei die Planung der Mehrfamilienhäusers der Auslöser für ihren Protest. Dort fallen mehrere alte Bäume der Kettensäge oder dem Abrissbagger zum Opfer. „Das tut mir in der Seele weh“, sagt die 36-Jährige.
Bäume sind ein Teil der Geschichte und prägen das Bild
Die Bäume seien schließlich ein Teil der Geschichte und würden das Ortsbild prägen. „Die Bäume gehören doch einfach zum Leben dazu“, sagt sie. Für Eva Maria Gröner denkt langfristiger: „Meine Kinder leben auch noch hier in Südlohn und sollen in Zukunft noch große Bäume sehen.“

Die Bäume an der Grundstücksgrenze sollen nach Möglichkeit erhalten bleiben, sagt Architekt Jörg Hetkamp. © Stephan Teine
Die Entscheidung, Bäume zu fällen, habe jahrzehntelange Auswirkungen. Das werde in dem Moment, wenn die Motorsäge angesetzt wird aber schlicht oft vergessen. Und wenn dann neue Bäume gepflanzt werden seien das in ihren Augen bestenfalls „Besenstiele“: Kleine oder dünne Bäumchen, die noch Jahrzehnte brauchen, bis sie ansatzweise die Größe ihrer Vorgänger haben.
Natur unter Kontrolle halten, aber im Grünen wohnen
Auch beim Blick auf andere Südlohner schüttelt sie zweifelnd mit dem Kopf: „Die Menschen freuen sich darüber, im Grünen zu wohnen, wollen dann aber trotzdem die Natur unter Kontrolle halten.“ Das könne ja nicht funktionieren.
Politisch hat sie sich bisher noch nicht eingebracht. Doch davor scheue sie sich nicht. „Es ist Zeit für ein Umdenken“, sagt sie. Und sie ist sich sicher, dass etliche Menschen in der Gemeinde mit an diesem Strang ziehen würden. Auch das habe es in der Vergangenheit ja schon gegeben: Etwa bei dem Protest gegen die Abholzung der Platanen an der Bahnhofstraße. Damals sollte die Allee dort gefällt werden, weil Versorgungsleitungen neu verlegt werden sollten. Nach dem Protest von Anwohnern und Geschäftsleuten wurde neu geplant. Die Leitungen wanderten auf die andere Straßenseite, die Bäume blieben stehen.
Verkehrssicherung und Nachpflanzungen
Bürgermeister Christian Vedder schränkt ein, dass für gefällte Bäume ja auch immer neue gepflanzt werden. Etwa an der Eschlohner Straße oder auch an der Bahnhofstraße. Zu den Größen der neuen Bäume sagt er allerdings nichts.

Dass es sich lohnt, für Bäume einzutreten, macht Eva Maria Gröner (36) beispielsweise an der Bahnhofstraße fest. Die Platanen dort sollten vor einigen Jahren gefällt werden. Nach massivem Protest wurde neu geplant. Die Bäume blieben stehen. © Stephan Teine
Gleichzeitig ist die Gemeinde vor allem auf den öffentlichen Straßen für die sogenannte Verkehrssicherung zuständig. Vor diesem Hintergrund fällt sie Bäume, die eine Gefahr darstellen können.
Bäume am Vereinshaus sollen teilweise erhalten werden
Zumindest bei dem geplanten Bauprojekt am ehemaligen Vereinshaus will Architekt Jörg Hetkamp auf Nachfrage etwas beruhigen: „Wir versuchen dort möglichst viele Bäume zu erhalten“, sagt er. Das gelte vor allem für die Bäume an der Grundstücksgrenze in Richtung der alten B70.
Die Bäume die zentraler auf dem Grundstück stehen müssten allerdings gefällt werden. Teilweise hatten diese Arbeiten am Freitag schon begonnen. Auch ein größerer Baum an der Straße „Am Vereinshaus“ werde demnächst gefällt. „Er steht genau zentral in der geplanten Zufahrt auf das Grundstück“, erklärt der Architekt.

Die neu angepflanzten Bäume – wie hier an der Eschlohner Straße – haben erst in vielen Jahren die Ausmaße der gefällten Bäume. "Besenstiele", nennt sie Eva Maria Gröner. © Stephan Teine
Anders als früher seien heute auch die Baugruben für Neubauten größer. Die vier geplanten Gebäude sollen komplett unterkellert werden. Deswegen müssten auch Bäume gefällt werden, die nicht unmittelbar an den späteren Hauswänden stehen.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
