Einen Moment lang genießen Anja und Winfried Bröring am Mittwochmorgen die Ruhe auf der Terrasse ihres Hauses an der Kantstraße 25 in Oeding. Auch der zehnjährige Golden Retriever Gipsy liegt entspannt in der Sonne. Einen Moment, denn es steht noch etwas Arbeit an.

Es gibt einiges zu entdecken auf den rund 1400 Quadratmetern im englischen Cottage-Garten. Kein Wunder, denn die Begeisterung für Gärten begann vor rund 20 Jahren mit einer Gartenreise eben nach England, die Anja Bröring mit ihrer Freundin unternahm. „Von dort haben wir viele Ideen mitgebracht“, erzählt die 56-Jährige, während ihr Blick in Richtung des Senkgartens wandert. Von einem kleinen Hügel herab fließt ein kleiner Bachlauf dorthin. Der stehe in ähnlicher Form in Sissinghurst – „natürlich größer“, berichtet sie.
Entwicklung über Jahrzehnte
Vor rund 25 Jahren erwarben die Brörings das Haus am Wald, einige Jahre später kam das 600 Quadratmeter große Grundstück nebenan hinzu. Und gleichsam ergaben sich für die Entwicklung der Oase am Haus mehr Möglichkeiten. Anja Bröring holt ein Album hervor, in dem der gesamte Fortschritt dokumentiert ist – quasi vom ersten Anrollen der Bagger. „Der Garten wurde damals von Berthold Picker angelegt“, erinnert sich Anja Bröring.

Die 56-Jährige ergänzt: „Wichtig war mir der schöne Blick aus der Küche. Dort, wo man sich am meisten aufhält.“ Der Kontakt zu den Pickers besteht bis heute. Nun übernimmt die nächste Generation die Pflege. „Jüngst war Sohn Till hier, um unter anderem die Lücken zu füllen“, erklärt die Oedingerin. Ein Arbeitskollege habe parallel „alles in Form geschnitten“: „Einfach klasse.“

Vor 17 Jahren haben die Brörings ihren Garten schon einmal für die Öffentlichkeit geöffnet. „Damals war er natürlich lange nicht so schön wie jetzt“, meint Anja Bröring. Dass das natürlich auch viel Arbeit bedeutet, das weiß Winfried Bröring zu berichten. So an die zehn Stunden die Woche seien beide jeweils im Frühjahr im Garten aktiv, vor dem Tag der Gärten und Parks nun natürlich noch etwas mehr: „Das macht aber Spaß, der ideale Ausgleich zum Job. Und ganz wichtig: Wenn man abends die Geräte wegpackt, dann sieht man das Ergebnis seiner Arbeit“, erzählt der 62-Jährige.

Entstanden sind nach und nach verschiedene Gartenzimmer, ein Pavillon und viele Sitzgelegenheiten – unter anderem zwei gelbe Holzstühle, „um die letzte Sonne des Tages genießen zu können“, so Anja Bröring. Mixed Borders umrunden den englischen Rasen, der auch zu einer Runde Golf einladen könnte.
Eine neue Errungenschaft ist die sogenannte Philosophenbank, die Winfried Bröring mit einem Nachbarn gebaut hat. „Ein echtes Upcycling-Projekt“, betont Anja Bröring. Verarbeitet wurden unter anderem 100 Jahre alte Dachziegel. Ideal, um die Ruhe am Wald zu genießen. Ein Gemüsegarten und eine schöne Terrasse runden das Gesamtbild im Garten am Wald ab.
Ideen werden gesammelt
In diesem „englischen Ambiente“ verwirklichen Anja und Winfried Bröring weiter ihre Ideen. Denn diese gingen niemals aus. Oder anders: „Im Garten wird man niemals fertig“, erklärt der Oedinger und lacht. Und sind sie nicht im eigenen Garten unterwegs, so sieht man sie häufig in Gärten in Deutschland wie in Holland, um sich Anregungen zu holen.

Jetzt gelte es noch einmal, „alles auf links zu drehen“, damit die Eindrücke bei der nächsten Öffnung des Gartens auch besonders wirken. Unterstützung erhalten sie übrigens auch von der Künstlerin Stina Tummel, die Skulpturen aus Ton präsentieren wird. „Wir waren früher Nachbarskinder. Als wir uns jüngst mal wiedertrafen, war klar, dass wir mal was zusammen machen wollten“, sagt Anja Bröring.

„Wir brauchen weder Yoga noch Muckibude“, meint Winfried Bröring und lacht. Und es müsse einfach Spaß machen. Denn der Garten bedeute schließlich auch Arbeit. Mit dem Ausblick, nach getaner Arbeit die Seele vor den eigenen vier Wänden einfach mal baumeln lassen zu können. Ein perfekter Rückzugsort.

Dieser Artikel erschien zuerst am 31. Mai 2023.