Mit E-Autos sind viele Hoffnungen im Kampf gegen den Klimawandel verknüpft. Den einen oder anderen Autofahrer beunruhigen sie spätestens seit der verheerenden Brandkatastrophe auf dem Autofrachter „Fremantle Highway“ vor der Insel Ameland wegen angeblich höherer Brandgefahren.
Auslöser des Brandes soll eben ein E-Auto gewesen sein, das statt mit Benzin oder Diesel von Lithium-Ionen-Akkus angetrieben wird. Bei der Feuerwehr in Südlohn sieht man keinen Grund zur Beunruhigung. Zumindest aufgrund bisheriger Erfahrungen.
Das Löschen von E-Autos stellt derzeit noch den Ausnahmefall dar. „Allein schon, weil der prozentuale Anteil noch gering ist“, erklärt Hendrik Tenk. Präsent ist dem stellvertretenden Feuerwehrleiter kein aktueller Fall. Schon gar keiner, bei dem der Fahrzeugbrand durch die Batterie ausgelöst wurde. ADAC-Crashtests haben zudem bewiesen: Das Risiko eines Fahrzeugbrandes bei E-Autos ist nicht höher als bei herkömmlichen Fahrzeugen.
Wasser ist das empfohlene Löschmittel
Für den Fall der Fälle würde der Einsatz wie bei einem Verbrenner abgearbeitet, so Hendrik Tenk. Mit durchaus Unterschieden in der Brandbekämpfung. Bei Bränden von Lithium-Ionen-Speichermedien wird als Löschmittel Wasser empfohlen, heißt es in einer Risikoeinschätzung, die Berufsfeuerwehren und Feuerwehrverband schon 2018 zusammengestellt haben.
„Grundsätzlich geht es um die möglichst frühzeitige Kühlung“, berichtet Hendrik Tenk. Zum Vergleich: Bei einem Verbrenner wird ebenfalls mit Wasser heruntergekühlt, dann mit Schaum abgelöscht, um dem Feuer den Sauerstoff zu entziehen. Das geht beim Löschen von E-Autos nicht.
Wenn ein E-Auto-Akku brennt, ist mit enormer Brandleistung zu rechnen. Brennende Autos entwickeln heutzutage eine größere Hitze und mehr Flammen als früher aufgrund einer deutlichen Zunahme verbauter brennbarer Stoffe. Temperaturen von kurzzeitig mehr als 1.000 Grad Celsius kann ein Lithium-Ionen-Akku freisetzen, wenn er in Brand gerät.
Den Löschaufwand erhöhen kann auch der sogenannte „Thermal Runaway“ – eine unaufhaltsame Kettenreaktion im Innern der Batterie. Das beste Löschmittel ist dafür eben Wasser. Viel Wasser. Hendrik Tenk nennt mögliche Konsequenzen: „Sind wir im Außenbereich, muss gegebenenfalls ein Auto mehr abgestellt werden.“ Also auch mehr Personal. Die Brandbekämpfung dauert entsprechend länger. Auch muss das Fahrzeug weiter beobachtet werden, wie beim Verbrenner muss kontaminiertes Wasser im Blick gehalten werden.
Neue Löschmethoden werden erprobt
Im Extremfall tauchen Feuerwehren den Akku beziehungsweise das komplette Auto in einen Spezialcontainer. Diese Maßnahme sieht man in Südlohn und Oeding aber eher kritisch. Dadurch entsteht nämlich sehr viel kontaminiertes Wasser. „Bei 10.000 bis 15.000 Litern entsteht schnell ein hoher Entsorgungsaufwand, verbunden mit Kosten“, betont Hendrik Tenk.
Eine Alternative ist es, die brennende Batterie an einem sicheren Platz „ausreagieren“ zu lassen. Auch werden sogenannte Löschdecken erprobt – zum Beispiel auch für den Abtransport. Dekra-Pressesprecher Wolfgang Sigloch weist auch auf neue Löschverfahren hin. Dabei schlägt die Feuerwehr eine sogenannte Löschlanze durch das Batteriegehäuse, um das Löschmittel Wasser direkt an die brennenden Zellen zu bringen.
Im weiteren Verlauf sei es dann Sache des Abschleppers, so Hendrik Tenk. Laut der Prüforganisation Dekra gibt es für Elektroautos mittlerweile gesetzliche Vorgaben, wie bei einem Brand vorzugehen ist. Werkstätten, die ein ausgebranntes Fahrzeug zu sich nähmen, müssen das in einem speziellen Bereich abstellen und Mindestabstände zu anderen Fahrzeugen und Gebäuden einhalten.