Dritter Krimi „hart an der Grenze“ „Kurzstreckler“ Georg Beining beweist langen Atem

„Kurzstreckler“ beweist langen Atem: Georg Beining veröffentlicht Krimi
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Ja, er habe nun erstmals gar angefangen zu überlegen. Nachdem er seinen ersten Krimi „so runtergeschrieben“ und beim zweiten schon „etwas unsicherer“ geworden war, gestaltete sich das Schreiben des dritten Krimis ein wenig komplizierter. „Eine Blockade hatte ich noch nie beim Schreiben“, beruhigt Georg Beining und lacht.

Das spannende Ergebnis: „Schwarzwild: Der dritte Krimi ‚hart an der Grenze‘“. Die Geschichte beschreibt auf 284 Seiten ein hochaktuelles Thema in vielen Facetten: Flucht.

Kurz zum Inhalt: Sidy Kandakó aus Mali ist der Protagonist, der sich permanent auf der Flucht befindet. Zum Beispiel übers Mittelmeer nach Lampedusa. „Die Idee lag sprichwörtlich auf der Straße“, erzählt Georg Beining. Ein Gedanke: „Wie übel wird Geflüchteten mitgespielt?“ Eines vorweg: Am Ende erreicht Sidy sein Ziel, auch dank der Hilfe anderer. So wie der Hauptdarsteller im Film „Running Man“, ein weiterer Auslöser zu diesem Buch. Eine Flucht in Etappen.

Glück ist vielfach brüchig

„Unterwegs scheint Sidy immer wieder anzukommen, um dann zu merken, wie brüchig das Glück ist“, so der Oedinger. Auch weil „Anstand und Moral eine dünne Schicht sind und immer schneller Bosheit und Aggressivität im Menschen weichen“, gibt Beining Einblicke in sein Werk. Er hat sich den Menschen angeschaut und wirft den Blick auch aktuell in Richtung Ukraine-Krieg. Die Realität habe die Idee quasi eingeholt. Dabei sei der Mensch von Grund auf doch eigentlich einer guter.

Auf den 284 Seiten gibt es wieder viele Szenenwechsel in die Region, an die Grenze und darüber. Dort endet auch die Flucht.
Auf den 284 Seiten gibt es wieder viele Szenenwechsel in die Region, an die Grenze und darüber. Dort endet auch die Flucht. © Michael Schley

Wie in den ersten beiden Krimis springt das Geschehen immer wieder in die Region, an die Grenze und darüber. Bis zum Schluss. So gibt es eine „kabarettistische Einlage“ auf dem Oedinger Schützenfest, die jäh durch eine Leiche aufgebrochen wird.

Ein bewusst „krasser Gegensatz“. Mit Handelnden, die „dicht an der Wirklichkeit“ sind. Und die der Leser aus den ersten beiden Krimis kennt. Aber auch wieder mit den bekannten „Kunstprodukten“ wie dem ehemaligen Hauptkommissar Hermann Jurgeleit. Kurz: „Ortskundige“ werden sich wiederfinden. Gaststätte Föcking, der Fußball-A-Ligist und der Flugplatz Wenningfeld lassen grüßen. Unter anderem.

Georg Beining, Jahrgang 1948, drückt in diesen Szenen auch seine eigenen Erlebnisse aus. Beispiel: Mit dem Sportflieger Günter Schlotmann erinnert er an seine Zeit als Ballonfahrer. Zwei seiner Passagiere – Gregor Kotten, Pressesprecher des Allwetterzoos Münsters, und Frau Milla – haben selbst einen Pilotenschein. „An Bord“ sind ebenso wieder deren Freunde, die van Puffelens aus Bredevoort.

Auch damit verbindet der Autor eine Erinnerung: „Als ich noch geraucht habe, hab ich oft in Holland Zigaretten gekauft. Dort stand immer ein Lieferwagen mit dieser Aufschrift. Das passte einfach auf diese Figur.“ Als Sidy sich durch ein Maisfeld schlägt, wird dieser von einem Hund aufgespürt. „Den Hund kenne ich“, erklärt der Autor.

Wie ist er überhaupt zum Roman gekommen? „Eigentlich war ich immer Kurzstreckler, dachte, ich habe keinen langen Atem“, sagt der Oedinger. Zum Beispiel als Autor für die Münsterland Zeitung. Dann hätten ihn immer mehr Menschen ermutigt – nahezu dazu gedrängt –, neben den Kurzgeschichten „was Vernünftiges“ zu machen, berichtet er und lacht: „Dann bin ich einfach angefangen, um meine Ruhe zu haben.“ Vielleicht hätte er gar früher anfangen sollen, fragt er sich manchmal.

Rund dreieinhalb Jahre hat Georg Beining für alle drei Werke gebraucht. Dank großer Disziplin: täglich so eineinhalb Stunden, so sein Pensum beim jüngsten Werk. Manche Einfälle kämen nachts, dann schreibe er sie sofort auf. Und ganz wichtig: „Ich lass den Leuten im Buch ihren Willen.“ Dabei überrasche er sich manchmal selbst.

Das Wort Lokalkrimi finde er keineswegs bieder: „Ein Krimi, der in New York spielt, ist auch ein Lokalkrimi. Das hat nichts mit Qualität zu tun.“ Es komme immer auf die Perspektive an. Deutlich verändert habe sich mittlerweile die Recherche. So habe er sich beim ersten Buch noch von der Pressesprecherin das Zoos in Münster vor Ort beraten lassen – „heute machst du alles am Rechner“. Der Nachteil: „Man kann sich nicht von Stimmungen einfangen lassen.“

Fortsetzung könnte folgen

Zurück zum Anfang: Natürlich komme er beim Schreiben immer mal an Stellen, an denen er nicht gleich vorankommt. Irgendwann gelange er dann an den richtigen Abzweig: „Oder es geht weiter geradeaus.“ Für ein viertes Werk fehlt ihm noch der Ansatz. „Noch“, betont er. Er habe genug Geduld, bis er das nächste Thema „von der Straße aufsammelt“.

Georg Beining ist selbst Herausgeber, 100 Exemplare hat er erst einmal drucken lassen. Bei Oing in Südlohn. Seine Frau Barbara habe für die Illustration gesorgt. Also ein „komplett regionales Produkt“.

Das Buch wird unter der ISBN 978-3-00-074708-3 geführt und kostet 14,80 Euro.

Erhältlich ist dieses bei Bischop in Oeding und Telöken in Südlohn. Oder bei Georg Beining persönlich.