
© Stephan Teine
Dieter Bauer erhält Preis von Münsterland Zeitung und Sparkasse Westmünsterland
Unternehmer des Jahres
Dieter Bauer, Geschäftsführer der Bauer GmbH, aus Südlohn ist Unternehmer des Jahres 2018. Die Münsterland Zeitung und die Sparkasse Westmünsterland vergeben diesen Preis.
Anzug, Krawatte, Einstecktuch, fester Händedruck, Zuvorkommenheit aber ein genau umrissenes Ziel. Ein Plan, eine Richtung, die hinter allem stecken. Dieter Bauer ist genau der Typ, den man sich als Senior-Chef vorstellt. Und er weiß genau, was er erzählen möchte. Auch mit 79 lässt ihn sein Kind, sein Unternehmen, nicht los.

Dieter Bauer mit Fotos von seinen Unternehmensstandorten. © Stephan Teine
Er sitzt am schweren Konferenztisch in seinem Büro: „Ich bin ein von Grund auf ehrgeizgetriebener Mensch“, sagt Dieter Bauer. Das sei früher in der Tischtennishalle und auf dem Tennisplatz schon so gewesen. Das war und ist im Betrieb für ihn nichts anderes. Seit der Gründung 1966 habe er nur eins im Kopf gehabt: „Meinen Kindern soll es einmal besser gehen als mir. Denn ich habe nicht vergessen, wo ich herkomme.“
Unternehmen in Stadtlohn gegründet
Sei es in den ersten Jahren in Stadtlohn oder mit der ersten 500 Quadratmeter kleinen Halle in Südlohn. Für Bauer gab es immer nur eine Richtung: steil nach oben. Heute produziert er auf ungefähr 45.000 Quadratmetern: Stapler-Anbaugeräte, Umwelt-Lagertechnik, Gefahrgut- und Wertstoff-Container – ein weites Feld.
Auch das ist wieder seine tiefste Überzeugung: „Ich wollte nie abhängig sein. Nicht von einer Saison, nicht von einer Branche, einem Kunden oder einer Bank. Heute liefert er 170 Produkte in über 40 Länder. Das alles ist kein Selbstzweck. Es geht ihm um Sicherheit: Denn noch über dem Umsatz stehen seine Mitarbeiter. „Wir sind und bleiben ein Familienunternehmen“, sagt er. Es scheint fast, als wollte er mit dem Finger die schwere Tischplatte durchbohren, so deutlich macht er das.
Tür immer offen für die Mitarbeiter
Er kennt seine Mitarbeiter. Weiß, wo es ihnen fehlt oder bei wem vielleicht gerade der Haussegen schief hängt. Er will sie unterstützen, wo er kann. „Sprechenden Leuten kann geholfen werden“, sagt er. Deswegen steht seine Bürotür für jeden offen. Egal ob Prokurist oder Auszubildender: „Wer mich sprechen möchte, kommt her.“

© Stephan Teine
Es ärgert ihn ein wenig, dass er die neueren Mitarbeiter nicht alle mit Namen kennt. Aber: „Wir haben in den vergangenen fünf Jahren über 70 Leute eingestellt, da kann ich einfach nicht jeden direkt kennen.“ 1966 hat er sich selbstständig gemacht. Seit dem ist das Unternehmen jedes Jahr ein bisschen gewachsen. Inzwischen arbeiten 378 Menschen bei Bauer – an der Eichendorffstraße und in Halberstadt, Sachsen-Anhalt. Menschen, für die er sich verantwortlich fühlt.
Ein Geschäftsführer alter Schule
Dieter Bauer ist ein Geschäftsführer alter Schule. Das sagt er selbst von sich. Und das sieht er als Auszeichnung: So sind es denn auch die „alten“ Tugenden, auf die er Wert legt: Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Vertrauen. „Ich bin nicht nachtragend, aber ich kann nicht vergessen.“ Es dauert wohl eine Weile, bis man es sich mit ihm verscherzt hat, aber dann ist eine Linie überschritten, über die es kein Zurück mehr gibt.
Irgendwann hat er aufgehört mitzuzählen, wie oft dieser oder jener sein Unternehmen schon kaufen wollte. Aber – noch so ein Leitsatz: „Eigene Kinder verkauft man nicht.“ Er weiß, warum er die Dinge so angeht: „Ich habe fünf andere Firmen von innen gesehen, bevor ich mein eigenes Geschäft gegründet habe. Ich wusste, was ich nicht wollte.“ Zum Beispiel ein Chef zu sein, den man nur einmal in der Woche sieht, Entscheidungen aus der Hand geben oder jetzt im Alter eine ruhige Kugel schieben. „Ich brauche weder die Jacht im Mittelmeer noch den aufwendigen Urlaub.“ Seine Firma ist ihm wichtiger.
Die oberste Maxime bei Bauer war und ist: keine Schulden. „Ich habe immer nur gebaut, was ich auch bezahlen konnte.“ Die Firma hat er so aus dem Nichts erschaffen. Sie so wachsen lassen, dass er immer unabhängig war. Wie das geht? „Ganz einfach“, Bauer muss lachen: „Weniger ausgeben, als man einnimmt.“ Und sparen: Früher sei er nach Holland gefahren, um zu tanken. Da war der Sprit deutlich günstiger.
Kostengünstig im Nachbarland getankt
„Wenn ich das dreimal gemacht habe, hatte ich das Geld für ein Inserat zusammen und konnte Werbung schalten“, sagt er. Es sind Geschichten wie diese, die aus Dieter Bauer nur so heraussprudeln. Er winkt ab: „Alles nur Anekdoten.“
Und doch: Sie erzählen alles über Dieter Bauer: „Als ich 15 Jahre alt und Lehrling war, habe ich einen Mercedes SL 190 gesehen. Das hieß damals nur Nitribitt-Auto. Da hab ich mir gesagt, so ein Auto wirst du in deinem ganzen Leben nicht fahren“, sagt Bauer und ein Lächeln spielt um seine Augen. „Und heute...“, er lässt den Satz unvollendet, dreht sich um und deutet auf ein Foto: Es zeigt ihn am Steuer eines Mercedes SLS. Kein Nitribitt-Auto, aber mindestens so selten und edel.
Unternehmer will Ideen liefern
Das Büro – dunkel getäfelt, Bilder von Bauer-Produkten an der Wand. Hinter seinem Schreibtisch eine alte Weltkarte. Darauf ist die Welt noch geteilt: in West und Ost. „Die hing schon in den 1970ern hier im Haus“, sagt Dieter Bauer. Einen Computer hat er in seinem Büro nicht. Dafür hat er keine Zeit: Er will Ideen liefern und an ihnen feilen. Zum Beispiel die Idee für neue unterirdische Restabfall-Sammelbehälter. Der wurde gerade zum Patent angemeldet. Mit schnellen Bewegungen erklärt er Details. Den Entwurf sollen andere machen: „Ich habe keine Zeit, mich in jede neue Technik einzuarbeiten“, sagt Dieter Bauer. „Und ich muss auch nicht alles selber machen. Es reicht, wenn meine Leute das können.“
Unternehmen und die Jury
Zum Unternehmen Bauer gehören die Standorte Südlohn und Halberstadt, die Bergerbusch Pulverbeschichtung Stadtlohn und die Zonta-Bauer Ltd. In Bangalore, Indien.Neben dem Unternehmen Bauer und der Dieter-Bauer-Stiftung hat Dieter Bauer auch an anderen Stellen in Südlohn investiert und das Gesicht der Gemeinde mit geprägt. Dazu zählen etliche neue Gebäude im Südlohner Ortskern Zur Jury, die den Unternehmer des Jahres prämiert hat, gehören: Dr. Kai Zwicker, Landrat Kreis Borken; Jürgen Büngeler, Sparkasse Westmünsterland; Werner Wigbels, Sparkasse Westmünsterland; Wolfgang Niehues, Sparkasse Westmünsterland; Dr. Heiner Kleinschneider, Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Borken; Günther Kremer, Kreishandwerksmeister; Norbert Steinig, IHK Nordwestfalen in Bocholt; Wilhelm Bonse-Geuking, „Wirtschaftskapitän im Ruhestand“; Jörg Rewer (Laudert GmbH & Co KG) für die Vorjahrespreisträger; Bernd Schlusemann, Redaktionsleiter Münsterland Zeitung; Berthold Garver-Föcker, Verkaufsleiter Münsterland Zeitung. Ein Video zum Preisträger und seinem Unternehmen gibt es bei uns im Internet.
Spricht’s und zieht ein Smartphone aus der Sakkotasche. Immer noch ist er stolz, wenn er unterwegs seinen Namen und sein Logo in einer fremden Stadt sieht: „Hier die Bilder hab ich letztens in Düsseldorf gemacht. Das ist eine unserer kranbaren Arbeitsbühnen“, erzählt er, während er über das Display wischt. Denn nur, weil er keinen Computer im Büro hat, heißt das nicht, dass er sich neuer Technik verschließt. Schließlich lässt er sich ja auch jeden Abend Verkaufszahlen und -ergebnisse per E-Mail schicken.
Alles im Blick behalten
Auch den Posteingang behält er im Blick. Eine Eigenheit, die nicht mal seine Sekretärin versteht. „Ich will morgens, wenn ich ins Büro komme, wissen was anliegt und was im Unternehmen passiert“, sagt er. Am Tag nach dem Gespräch mit der Münsterland Zeitung geht es für ihn auf Tour, um neue Laserschweißroboter zu besichtigen. „Was heute möglich ist, hätten wir uns vor Jahren nicht einmal erträumt.“
Er spricht über Materialdicke, Schweißmethoden und Produktionsabläufe. Immer stehen noch bessere Prozesse und effektivere Methoden im Fokus. Nur so bleibt Bauer da, wo das Unternehmen heute steht: Europa- wenn nicht weltweit an der Spitze. „Viele gehen ins Ausland um die Produkte billiger einzukaufen, statt die Prozesse im eigenen Unternehmen zu optimieren. Dabei sind die bequemen Wege meist die falschen“, sagt er.
Noch täglich sieben Stunden im Unternehmen
Sieben Stunden ist er heute noch im Unternehmen. Nicht mehr als Erster und Letzter, aber sieben Stunden täglich. Früher war es auch mal länger. Und die Familie? Kam die nie zu kurz? Er schüttelt vehement den Kopf: „Ich bin durch und durch Familienmensch“, sagt er. Ohne die Unterstützung durch Ehefrau und Familie wäre das alles nicht möglich gewesen. Dort zieht er seine Kraft her. Wo er nur konnte, Zeit freigeschlagen.
„Natürlich muss man dann auch auf etwas verzichten. Aber ich weiß ja, wofür ich es getan habe“, sagt er. Auch heute ist das so: vier Kinder, neun Enkel – „da muss man nicht lange rechnen, wo die Zeit bleibt“, sagt er und muss im selben Moment schlucken. Der Tod seines schwerkranken Sohnes Dieter vor vier Jahren lässt ihn noch nicht los.
2003 eine Stiftung gegründet
Die Krankheit seines Sohnes und zwei eigene Krebserkrankungen waren auch der Anlass für eine Entscheidung, die Dieter Bauer heute stärker in die Öffentlichkeit rückt als sein Unternehmen: die Gründung der Dieter-Bauer-Stiftung. Seit 2003 unterstützt er Hospize und Kinderhospize. „Wenn man Menschen in Kinderhospizen sieht, das ist der Wahnsinn“, sagt er. Für einen Moment kämpft er mit den Tränen. „Ich kann helfen und diese Hilflosigkeit bekämpfen. Und das tue ich.“ Leiser fügt er hinzu: „Wenn ich mal nicht mehr bin, war ich nicht umsonst auf der Welt.“
Das alles ging auch nicht ohne Opfer. Natürlich habe es auch schwere Jahre oder schlaflose Nächte gegeben. Wenn andere gefeiert haben, hat er sich rechtzeitig von der Feier ausgeklinkt. „Ich wusste ja, was am nächsten Tag los ist“, sagt er schmunzelnd und zuckt mit den Schultern. „Das war eben so.“
Zufrieden mit dem Leben
Würde er im Rückblick etwas anders machen, einen anderen Weg einschlagen oder eine Entscheidung anders fällen? „Nein, ich bin ja heute genau der Mensch, zu dem meine Entscheidungen und die Firma mich gemacht haben. Und ich bin zufrieden mit meinem Leben.“
Die Auszeichnung als Unternehmer des Jahres? „Die freut mich riesig. Logisch“, sagt er und strahlt. Er sieht darin eine Anerkennung für alles, was er geleistet hat. Für sein Leben: „Für so eine Ehrung wird es ja einen Grund geben. Von nichts kommt ja nichts“, sagt er.
Zu alledem haben die Mitarbeiter beigetragen
Aber – das ist ihm enorm wichtig: „Zu allem, was ich bin und habe, haben meine Mitarbeiter beigetragen.“ Aber locken ihn nach diesen Erfolgen nicht doch die Freiheit und der Rückzug ins Private? Nein. „Das hier ist meine Welt“, sagt er und zeigt durch sein Büro. Sein Rat an junge Unternehmer? „Die Sache mit der Selbstständigkeit muss man sich gut überlegen“, sagt er ernst. Und wenn man sich dafür entscheide, müsse man es mit allem Für und Wider wollen.
Nachfolge ist geregelt
Zwei seiner Kinder sitzen längst mit in der Geschäftsführung. Dieter Bauer ist sich sicher, dass sie das Unternehmen einmal gut weiterführen werden. Aber so weit ist es im Moment noch nicht. Noch steht er voll im Unternehmen. Und einen Rückzug auf Raten gibt es nicht. Denn: „Halbheiten habe ich nie gewollt!“
- Hier geht es zu unserem Bericht über die
- Vor zwei Jahren hat die Bauer GmbH ihr
50-jähriges Bestehen gefeiert.
- In diesem Jahr hat Bauer ein
Joint-Venture in Indien eröffnet.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
