Ein Gebäude in Südlohn. Im Zentrum. Unten Physiotherapie und oben Wohnungen. Durch die großen Fenster im Eingangsbereich kann man einen kleinen Blick auf den Parkplatz an der Kirchstraße erhaschen.
Vom Logistiker zum Therapeuten
Im Eingangsbereich nimmt Alfred Rensen, Niederländer, langjähriger Therapeut und Coach, der vorher als Logistiker, Unternehmer und Berater überall in der Welt tätig war, seine Besucher in Empfang. „Ich habe schon in vielen Ländern gelebt und dort gearbeitet“, erzählt er auf dem Weg in seine Praxis. Das habe seinen kulturellen Horizont enorm erweitert.
Potenzial ausschöpfen lernen
Auf Dauer sei diese Arbeit jedoch nicht das Richtige für ihn gewesen. Er habe sich da nicht glücklich gefühlt und den Sinn seines Lebens nicht verwirklicht gesehen. Also habe er den Wechsel zum Coaching vollzogen, erzählt der Mittsechziger, der in Bocholt mit seiner deutschen Frau lebt. Sein Ziel: er hilft Menschen, sich persönlich wie beruflich weiterzuentwickeln und ihr Potenzial auszuschöpfen.
Private und Firmen als Kunden
„Kunden sind hier zum einen Firmen, aber auch viele Privatleute“, erklärt er und öffnet die Tür zur Praxis. Hier sitzt Willi J. Wilting aus Bocholt. Ebenfalls Coach. Seit 2018. In den letzten Jahren mit dem Niederländer Rensen zusammen.
Vorher war der 72-jährige Wilting auch als Theologie, Mathematik und Geografie-Lehrer an der Roncalli-Hauptschule in Südlohn tätig. Nach dem Studium der Psychologie, Psychotherapie arbeitet er mittlerweile als Existenzanalytiker und Logotherapeut.
„Nicht verwechseln mit der Logopädie“, scherzt er. Und weiter: Die Logopädie sei eine Heilbehandlung für Menschen mit Sprechschwierigkeiten. Logotherapie sei dagegen ein Psychotherapieverfahren, das die Lösung von seelischen Problemen darin suche, den Betroffenen dabei zu helfen, einen Sinn zu finden.
„Die Logotherapie kann dabei unter anderem bei Sinnmangel- und verlust, Angst- und Zwangsstörungen, Burnout und Depressionen und in Lebenskrisen helfen“, erklärt Wilting
„Die Logotherapie ist für mich eine Art, einen Möglichkeitsraum zu bilden“, sagt er. „Das ist ein geschützter Raum, in dem zwei Menschen sitzen. Der eine hat ein Anliegen, und dann ist da jemand, der dieses Thema ein Stück weit reflektiert – also einen Raum bietet, in dieses Thema groß werden kann und idealerweise auch Lösungsoptionen gewonnen werden können.“
Ähnlich sieht es auch der Niederländer Alfred Rensen. Im Gegensatz zu seinem Kollegen geht er auch in Firmen und bietet hier Workshops, in denen er den Mitarbeitern hilft, ihre kognitiven Präferenzen zu verstehen und so das gesamte Potenzial ihres Denkens auszuschöpfen.
Als Instrument nutzt er hier unter anderem die Herrmann Brain Dominance Methode. „Hiermit kann ich die bevorzugten Denkstile von Personen und Teams ananlysieren“, erklärt Rensen. So könne er in Abteilungen von Firmen zum Beispiel die Kommunikation, Zusammenarbeit und Leistungsfähigkeit steigern, sagt er.
Schließlich sei es wenig förderlich, wenn ein eher kommunikationsstarker Mensch im Archiv verstaube, eine empathische Person sich mit Rechnungen beschäftigten muss und ein Mensch, der gut im Planen und Strukturieren ist, sich als Ideengeber hervortun soll.
Nicht auf Rezept
„Wir wollen den Menschen helfen“, sagen beide Männer. Ganz unvoreingenommen. Und zwar im Gespräch. „Da kann eine Sitzung auch schon mal vier Stunden dauern“, sagt Wilting. Im Moment sei dieses noch nicht auf Rezept möglich. Müssten die Kunden die Stunden selbst bezahlen.
Auch nicht auf Rezept gibt es die philosophische Sprechstunde, die Wilting ab jetzt anbieten möchte. „Auf Anfrage“, erklärt er. „Hier sollen Themen besprochen werden, die im Alltag, auf der Arbeit oder aber grundsätzlich zu kurz kommen“, erläutert Wilting. Es soll ein geschützter Raum für das Denken sein, wo man auch mal Zweifel als gedankliche Herausforderung erkennen und mentale Herausforderungen als Chance begreifen könne.