Deelmann schließt bis zum Jahresende

© Bernd Schlusemann

Deelmann schließt bis zum Jahresende

rnMöbelhersteller aus Südlohn kündigt allen Mitarbeitern

Den Mitarbeitern wurde gekündigt, bis zum Jahresende sollen die Hallen leer sein. Der Möbelhersteller Deelmann schließt die Türen. Für das große Firmengelände gibt es auch schon Pläne.

Südlohn

, 22.03.2018, 05:50 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Möbelhersteller Deelmann hat seinen letzten zwölf Mitarbeitern gekündigt. Bis Ende August scheiden diese aus dem Unternehmen aus, das in der Spitze 116 Mitarbeiter beschäftigt hat. Die Schließung bestätigte am Mittwoch Klaus Richter, Geschäftsführender Gesellschafter des Massivholz-Spezialisten. „Es wird alles sehr sozialverträglich“, sagt Richter.

Rund 14.000 Quadratmeter groß ist das Deelmann-Betriebsgelände an der Ramsdorfer Straße. 8000 Quadratmeter davon sind unter Dach.

Rund 14.000 Quadratmeter groß ist das Deelmann-Betriebsgelände an der Ramsdorfer Straße. 8000 Quadratmeter davon sind unter Dach. © Bernd Schlusemann

Zwei Mitarbeiter haben schon neue Stellen, drei hat der Geschäftsführer „in einen Job vermittelt“. Zwei Mitarbeiter gehen in den Ruhestand. Alle sind seit über 40 Jahren im Unternehmen. „Ein tolles Team“, sagt Klaus Richter bedauernd.

Bis zum Ende des Jahres will der 71-Jährige das 1907 gegründete Traditionsunternehmen komplett schließen. Bis dahin sollen auch die Maschinen, „soweit diese verkauft werden können“, aus den 8000 Quadratmetern Hallenflächen verschwunden sein. Danach plant Richter, zusammen mit seinem Mitgesellschafter Johannes La Cour, das 14.000 Quadratmeter große Areal zu verkaufen.

Das Gespann Richter-La Cour hat den renommierten Möbelhersteller im Jahr 2002 aus der Insolvenz übernommen. La Cour gehörten damals drei Küchenhersteller. „Jede Küche braucht auch einen Essplatz. Das war damals unsere Intention“, nennt Klaus Richter die Gründe, warum er sich zusammen mit Johannes La Cour bei Deelmann engagiert hat.

2002 weiter nach Insolvenz

Die Rechnung ging nicht auf, nach der Unterschrift unter einen Küchenkauf holten die Verkäufer in den Möbelhäusern nicht den Deelmann-Katalog heraus, um auch noch einen Essplatz zu verkaufen.

Mit 35 Mitarbeitern ging es nach der Insolvenz weiter. Die rückläufige Nachfrage nach hochwertigen und entsprechend teuren Massivholzmöbeln hielt an. Billigprodukte aus China und Osteuropa erschwerten die Situation für Deelmann weiter. 90 Prozent des damaligen Umsatzes generierte Deelmann mit seinem klassischen Möbelprogramm im sogenannten „Gelsenkirchener Barock“.

Das Foto entstand in den Anfangsjahren von Deelmann, als in der Fabrik an der Ramsdorfer Straße Holzschuhe produziert wurden. Foto: Archiv Heimatverein Südlohn.

Das Foto entstand in den Anfangsjahren von Deelmann, als in der Fabrik an der Ramsdorfer Straße Holzschuhe produziert wurden. Foto: Archiv Heimatverein Südlohn.

„Wir haben damals zwei junge Designer engagiert und moderne Möbel gebaut“, berichtet Klaus Richter von dem Bemühen, aus der Schublade des „Eichenholzschnitzers von der holländischen Grenze“ herauszukommen. „Man hat es uns nicht abgenommen und wir hatten auch keine Mittel für großes Marketing“, ergänzt der Geschäftsführer.

Hochwertige Möbel

Deelmann und der Slogan „Der feine Möbelmacher“ stehen für hochwertige Möbel, die in Handarbeit produziert werden. „Vom Brett zum fertigen Möbel, nur so konnten wir unsere Qualitätsstandards halten“, sagt Klaus Richter. Das hat seinen Preis. Ein Deelmann-Stuhl kostet schnell 850 Euro oder mehr. Wenn im Möbelhaus daneben ein ähnliches Modell für 120 Euro steht, „finden sie keinen Verkäufer mehr, der das noch argumentieren kann.“

In Handarbeit werden die Möbel bei Deelmann gefertigt: höchste Qualität ist dabei der Maßstab. Foto: Deelmann

In Handarbeit werden die Möbel bei Deelmann gefertigt: höchste Qualität ist dabei der Maßstab. Foto: Deelmann

Richter kommt ins Schwärmen, wenn er die Qualitätsunterschiede der von ihm liebevoll „Streichelmöbel“ genannten Deelmann-Stücke in der Ausstellung zeigt. „Das wird es nicht mehr geben, wenn Deelmann zumacht“, klingt bei ihm auch etwas Resignation durch, als der gelernten Schreiner auf eine Eckbank mit aufwendigen Schnitzereien zeigt.

So sah es früher an der Ramsdorfer Straße aus: links Deelmann, rechts die Bäuerliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft. Foto: Archiv Heimatverein Südlohn.

So sah es früher an der Ramsdorfer Straße aus: links Deelmann, rechts die Bäuerliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft. Foto: Archiv Heimatverein Südlohn.

Ein verändertes Verhältnis des Verbrauchers zu Möbeln, die heute nicht mehr für die Ewigkeit gemacht sein müssen, die Subventionspolitik der EU in Richtung Osteuropa und die Preispolitik der Möbeleinkaufsverbände nennt der Geschäftsführer als weitere Gründe, warum er zusammen mit Johannes La Cour die „ordentliche Schließung“ von Deelmann beschlossen hat.

Die Maschinen aus der Produktion sollen verkauft werden. Foto: Deelmann

Die Maschinen aus der Produktion sollen verkauft werden. Foto: Deelmann

„Die Fixkosten machen uns kaputt. Wir haben eine Infrastruktur für den zehnfachen Umsatz“, nennt der 71-Jährige weitere Rahmenbedingungen, die zum Ende der 100-jährigen Firmengeschichte geführt haben. Richter: „Die Zeit ist so – Tradition ist kein Garant dafür, dass es immer so weiter geht.“

Lange Firmengeschichte -
Räumungsverkauf startet
Die Geschichte des Möbelherstellers Deelmann begann 1907 als Holzschuhfabrik. 1920 wurde ein Sägewerk angegliedert. 1949 begann die Produktion von Sitzmöbeln. 2001 ging Deelmann in die Insolvenz. 2002 erfolgte der Neustart des „feinen Möbelmachers“. Beim Josefsmarkt am Sonntag, 25. März, beginnt der Räumungsverkauf. Danach geht es montags, donnerstags und freitags weiter. Internet: www.Deelmann.de
In der Ausstellung erinnern Holzschuhe an die Anfänge des Unternehmens.

In der Ausstellung erinnern Holzschuhe an die Anfänge des Unternehmens. © Bernd Schlusemann