Wie Deelmann 100 Jahre Industriegeschichte in Südlohn schrieb Anfänge als Holzschuhfabrik

Deelmann-Hallen werden abgerissen: Ära an der Ramsdorfer Straße endet
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Vor fast genau fünf Jahren endete die Ära des Traditionsmöbelherstellers Deelmann. Im Oktober wurde mit den Abrissarbeiten an der Ramsdorfer Straße begonnen. Damit gehen auch über 100 Jahre Industriegeschichte zu Ende.

In den Anfangsjahren von Deelmann vor über 100 Jahren wurden Holzschuhe produziert, später wurde auf die Herstellung hochwertiger Massivholzmöbel umgestellt. Im August 2018 endete die Geschichte des Unternehmens, das 1907 als Holzschuhfabrik von den Gebrüdern Heinrich und Wilhelm Deelmann gegründet wurde.

Schon 1920 wurde dem Betrieb ein Sägewerk angegliedert, erinnert der Südlohner Heimatverein auf seiner Homepage an die Anfänge des Unternehmens. Der Holzschuh war bis Anfang der 1950er-Jahre noch das gängige Schuhwerk. Es war auch nicht verwunderlich, wenn man mit „Holsken“ zur Schule und zur Kirche ging.

Die Deelmann-Hallen an der Ramsdorfer Straße in Südlohn
Blick von oben auf die Deelmann-Hallen in Südlohn. © Bernd Schlusemann

Nach dem Tod von Wilhelm Deelmann übernahm Heinrich Deelmann die alleinige Unternehmensführung. Den Zweiten Weltkrieg und die Bombenangriffe des 22. März 1945 überstand das Unternehmen ohne größere Schäden. Ab 1949 wurde das Unternehmen dann zum Möbelhersteller mit der Ausrichtung auf massive und hochwertige Sitzmöbel.

Nach rund 100 Jahren ging 2018 die Ära des Möbelherstellers Deelmann zu Ende, fünf Jahre später wird auch ein Teil der Gebäude wohl bald Geschichte sein. Die Abrissarbeiten entlang der Ramsdorfer Straße haben begonnen. Damit verschwindet auch der Name Deelmann, der noch heute weithin sichtbar ist. Für Südlohn und seine Bürger ein echtes Wahrzeichen.

Bis zu 116 Mitarbeiter beschäftigt

Rückblick: Der Möbelhersteller hatte nach rund 100-jähriger Firmengeschichte am Standort in Südlohn im März 2018 angekündigt, den Betrieb bis August 2018 einzustellen. Die Nachfrage nach hochwertigen Esszimmermöbeln war nicht mehr ausreichend vorhanden, auch habe der Neustart nach einer Insolvenz im Jahr 2002 nicht den erhofften Umschwung gebracht.

In der Spitze hatte das Unternehmen 116 Mitarbeiter. Zum Schluss waren dort noch zwölf Menschen beschäftigt. Die waren bis Ende August 2018 aus dem Unternehmen ausgeschieden. Danach hatte Deelmann im Internet und an der Ramsdorfer Straße noch verschiedene Restposten aus eigener Fertigung angeboten.

Ein Video aus dem Jahr 2018, als die Schließung bekannt wurde.

Im Sommer 2019 konnte dann ein Käufer für das Gelände gefunden werden. Dieser hatte die Hallen zunächst gar ertüchtigt, zum Beispiel die Dächer mit vielen Quadratmetern Photovoltaik versehen. Die Gebäude auf dem 14.000 Quadratmeter großen Grundstück sollten stehen bleiben, so lautete der Plan.

Zunächst war das Grundstück auch der Gemeinde Südlohn angeboten worden. Zwischenzeitlich war das Deelmann-Gelände auch in das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept aufgenommen worden.

Eine Impression aus den 1960er-Jahren
Eine Impression aus den 1960er-Jahren © Deelmann-Foto aus dem Band "Südlohn und Oeding - zwei Dorfer - eine Gemeinde"

Danach wurde es länger ruhig um die Hallen, bis das Unternehmen ter Hürne Mieter wurde. Für einige Tausend Quadratmeter Hallenfläche.

Für den Nachbarn bot sich diese Gelegenheit an, da er seinerzeit auf 3.000 Quadratmetern ein neues Technikum und Ausstellungszentrum baute. Dafür wurden die ersten, rund 60 Jahre alten Hallen des Unternehmens abgerissen. Der Parkett- und Fußbodenersteller erhielt so alternative Lagermöglichkeiten.

Weitere Hallenflächen wurden anderweitig genutzt und an örtliche Unternehmen als Lager vermietet. Außerdem entstanden bereits ein paar neue Hallen auf dem Gelände des ehemaligen Möbelherstellers, die vermietet wurden.

Hallen wurden zunächst weitervermietet

Im Sommer 2020 sorgte die Nachricht für Schlagzeilen, dass der Verpackungsservice Ingenhorst in einen Teil der Hallen des ehemaligen Möbelherstellers gezogen ist. Der Betrieb war an seinem alten Standort am Haus Volmering im Mai 2020 komplett abgebrannt.

Blick auf die Produktionshallen aus dem Jahr 2018. Nach Insolvenz und Umstrukturierungen war am Ende noch ein Dutzend Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt.
Blick auf die Produktionshallen aus dem Jahr 2018. Nach Insolvenz und Umstrukturierungen war am Ende noch ein Dutzend Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt. © Bernd Schlusemann (Archiv)

Angemietet wurde die Fläche aber nicht vom Käufer des stillgelegten Möbelwerks, sondern eben von Erwin ter Hürne, zusammen mit Bruder Bernhard Eigentümer des gleichnamigen Parkett- und Fußbodenherstellers auf der anderen Seite der Ramsdorfer Straße.

Zu Beginn des Jahres 2023 war der Verpackungsservice in das leerstehende Gebäude der ehemaligen Raiffeisen nebenan umgezogen. Im Oktober endete nach und nach die Geschichte dieses prägenden Gebäudes an der Ramsdorfer Straße.

Dieser Artikel erschien zuerst am 11. Oktober 2023.

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