Die Grenzgemeinde war am Wochenende Ausflugsziel für Fans vergangener Zeiten. Am Sonntag kamen auch viele zum Einkaufsbummel.

Südlohn

, 28.10.2018, 19:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es gibt offenbar eine riesige internationale Szene, in der sich Menschen für die fremde Welt des Mittelalters mit all seinen Farben, Gerüchen, Geräuschen und besonders dem Geschmack der Speisen begeistern. Am Wochenende haben sich viele von ihnen aus ganz Europa in der Grenzgemeinde getroffen – und es war vermutlich die letzte Chance, das Baugebiet Burloer Straße West als Freifläche für ein Großevent zu nutzen.

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Mittelaltermarkt und Herbstmeile

Mittelaltermarkt, Herbstmeile und Kinderflohmarkt - Oeding zog mit vielfälitigen Angeboten die Besucher an.
28.10.2018

Das Gelände hatte sich in eine riesige Zeltstadt verwandelt. Mittendrin: Franz-Josef und Susanne Rickers aus Südlohn mit ihrer gesamten Familie und Freunden aus Wolfsburg – alles in allem rund 15 Personen.

„Da, wo es qualmt, ist Franjo mit seinen Leuten“, verrät Organisator Marcus Rehagel, der am Kassenhäuschen steht. Eigentlich qualmt es ja überall, aber dann sieht und hört man den Südlohner schon von weitem am Rande des ausgedehnten Zeltlagers stehen. Der Steinmetz-Meister hat einen Sandsteinblock in Arbeit. Es ist das Wappen der „Steinbeisser“ – wie sich seine Zunft hier nennt.

Richtige „Lageristen“

„Wir sind jetzt seit zwei Jahren Lageristen“, erzählt er, als er kurz seine Klopferei unterbricht. „Lageristen“ heißt: Die Mittelalter-Fans haben ein eigenes Zeltlager und laufen nicht mehr nur als Besucher auf den Märkten herum. Das haben die Rickers vorher lange gemacht, sind dann aber auf den Geschmack gekommen.

Und sie haben gleich auch mal die gesamte Familie mit dem Mittelalter-Virus infiziert: drei Söhne zwei Schwiegertöchter und drei Enkel. Sohn Thorsten sitzt gerade vorm offenen Holzfeuer – daher der Qualm – und kocht Gulasch in einem großen Eisentopf. „Von wegen Schnellimbiss“, betont er, „Das muss drei, vier Stunden kochen!“ Er muss dann kurz seinen Kochtopf allein lassen: Nebenan ist ein Spinnrad havariert, und er mus das Rad wieder gängig machen. So etwas passiert schon mal im Mittelalter.

Besondere Erinnerung

Franz-Josef Rickers hat noch eine ganz besondere Erinnerung – an den Sonntag, 21. Mai 2006. „Da war ich zum ersten Mal als mittelalterlicher Steinbildhauer im Einsatz, beim Jubiläum der Gemeinde Südlohn.“

Herbstmeile, Familienflohmarkt, Mittelalter-Markt: Das ist ein Dreiklang, der bei den zahlreichen Besuchern am Sonntag offenbar gut angekommen ist. Und diese Kombination hat bei allen zeitgleichen Angeboten in vielen Nachbarkommunen wohl auch das lebhafte Interesse vieler auswärtiger Besucher – auch aus dem westlichen Nachbarland – geweckt.

40 Spinnräder in Aktion

Gewohnt viel Betrieb war in den geöffneten Geschäften auf der Meile. Und dazu kam noch, von vielen eher weniger bemerkt – ein Event, das sich als neuer deutscher Rekord erweisen könnte: Spinnerin Susanna Heitjohann hatte das Ziel ausgegeben, dass möglichst viele Spinnfreunde zugleich im großen Zelt auf dem Parkplatz an der Mühlenstraße an der Arbeit sein sollten. 40 hatten schließlich ihr Spinnrad mitgebracht. Es gibt die deutsche Antwort auf das Guinnes-Buch der Rekorde, das „Rekord-Institut-Deutschland“ („RID“). Dorthin müssen alle Versuche gemeldet werden, wenn sie anerkannt werden sollen. Matthias Lüke von der Gemeindeverwaltung bestätigte die 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer amtlich. Susanna Heitjohann wird diese Zahl nun dem Institut melden und hoffen, dass ihr Rekord anerkannt wird. Die Aktion hat sie mit einem Spendenaufruf verbunden. Der Erlös soll an die heimischen Vereine gehen.