Vor gut fünf Jahren hat Hendrik Wiggering die Rotbunten Husumer Schweine für sich entdeckt.  Bei seinem Hobby wird der amtierende Karnevalsprinz in Oeding auch von Tochter Marla unterstützt. Auch aktuell bringen kleine Ferkel Leben in den Stall bei den Wiggerings in Oeding.

© Michael Schley

Dank Günther Jauch: Husumer Schweine bringen Leben zurück in Wiggerings Stall

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Hendrik Wiggering widmet sich der Zucht von Rotbunten Husumer Schweinen. Was Günther Jauch, ein Kinofilm, die Karnevalssession und ein Protest damit zu tun haben, das erzählt der 40-Jährige.

Oeding

, 25.12.2022, 07:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Dass es mit der Session 2021/22 wieder nichts geworden ist, das hat Hendrik Wiggering mittlerweile abgehakt. „Saumäßig gut drauf“ – so hätte das Motto lauten können, schmunzelt der Oedinger. Umso mehr Zeit kann der amtierende Prinz der Kappenball-Karnevalsgesellschaft Oeding in sein Hobby investieren. Und dieses spannt eben den Bogen zum Motto: die Zucht von Rotbunten Husumer Schweinen.

Sieben große, sieben kleine Exemplare hält Hendrik Wiggering in seinem Stall. Entdeckt hat er dieses Hobby vor gut fünf Jahren. „Ich habe Tiere immer gemocht“, erklärt der Oedinger. Bis 2006 betrieb Wiggerings Vater Landwirtschaft im Nebenerwerb mit an die 140 Mastplätzen. „Nun freut er sich, dass wieder etwas Leben auf dem Hof ist. Er schaut auch regelmäßig nach dem Rechten, ist sehr interessiert“, so Hendrik Wiggering mit Blick auf den Resthof.

Millionen-Frage bei Günther Jauch brachte den Anstoß

Aber warum ausgerechnet diese außergewöhnliche Rasse? „Das war eine Millionen-Frage bei ‚Wer wird Millionär‘. Das hat mich nicht mehr losgelassen“, erklärt Hendrik Wiggering. „Ich wollte Schweine, die nicht jeder hat.“ Bentheimer Landschweine seien schon zu verbreitet. Über einen Verein kam er an Adressen, erste Tiere erhielt er von einem Züchter aus dem Kreis. Schritt für Schritt ist das Hobby dann gewachsen.

Spannend sei für ihn auch die Legende, mit der die rotbunten Schweine verbunden werden: Gezüchtet wurde das Tier Ende des 19. Jahrhunderts, als es den in Nordfriesland lebenden Dänen nach der preußischen und österreichischen Besetzung von Schleswig und Holstein verboten war, den sogenannten Dannebrog zu hissen. Die dort lebenden dänischen Bauern wollten sich aber die rot-weiße Landesflagge nicht verbieten lassen.

Für Hendrik Wiggering ist die Hobbyzucht vor allem ein Ausgleich zum Alltag. Die rötliche Färbung der Jungtiere dunkelt mit der Zeit übrigens ab.

Für Hendrik Wiggering ist die Hobbyzucht vor allem ein Ausgleich zum Alltag. Die rötliche Färbung der Jungtiere dunkelt mit der Zeit übrigens ab. © Michael Schley

Aus dem Jahr 1881 ist überliefert, dass die dänischen Bauern alternativ rot-weiß-gestreifte Schweine hielten. Es wird angenommen, dass die rotbunten Schweine aus Protest gegen das Flaggenverbot demonstrativ gehalten wurden. „Daher der Name Protestschwein“, berichtet Wiggering und lacht.

Legende macht Tiere zu Protestschweinen

Für sein Hobby macht der Oedinger seitdem einige Kilometer im Jahr. „Ein Eber kommt zum Beispiel aus Hamburg, eine Sau aus Lüneburg – da kommt schon was zusammen“, meint er. Das Hobby betreibe er schon mit dem nötigen Ernst: zum einen fürs sogenannte Herdbuch oder auch Zuchtbuch. Eingang in dieses finden die Schweine zum Beispiel, wenn Farbgebung, Zitzenzahl oder auch Ohrenstand bei den Ferkeln stimmen.

Seit 1954 sind die Husumer Schweine als eigenständig mit eigenem Herdbuch anerkannt, 30 Jahre später wurde eine eigene Interessengemeinschaft gegründet. Aktuell sind rund 100 Tiere im Herdbuch geführt.

An die 350 Kilo werden die Eber schon schwer. Husumer Schweine sind halt keine kleinen Landschweine. Auf rund 80 Quadratmetern erhalten diese Auslauf ins Freie - besonders gesichert. „Ich möchte ja nicht verantwortlich sein, wenn mein Schwein Kontakt zu einem Wildschwein gehabt hat“, sagt Wiggering mit Blick auf die großen Mastställe in der Umgebung. Stichwort Afrikanische Schweinepest (ASP).

Das Hobby erfüllt aber auch weitere Zwecke. „Für mich ist es der perfekte Ausgleich zum Job“, erklärt Hendrik Wiggering. Der Kfz-Mechaniker arbeitet im Service eines Autohauses, „überwiegend am Schreibtisch“. Der Aufwand sei „machbar“: „10 bis 15 Minuten morgens und abends, alle 14 Tage miste ich einen Vormittag lang aus. Das passt schon“, meint der 40-Jährige.

Erfolgreiche Überzeugungsarbeit in der Familie

Unterstützung findet er in der Familie – bei Frau Karin und vor allem bei den Kindern Enna und Marla. „Ein wenig Überzeugungsarbeit bedurfte es schon.“ Aber beim Anblick der kleinen Ferkel mit kupferrotem Kopf, weißem Sattel und rötlichem Hintern konnten diese dann doch nicht widerstehen. Die Kids übernehmen vor allem die Namensgebung.

Ausgewachsen können die Schweine einige hundert Kilogramm auf die Waage bringen.

Ausgewachsen können die Schweine einige hundert Kilogramm auf die Waage bringen. © Michael Schley

Einige wenige Namen vergibt er selbst – einem Eber widmete er den Namen Leonidas. „Weil ich den Film 300 ganz cool finde.“ Ansonsten zeigten sich auch Nachbarn, Freunde und Bekannte sehr interessiert. „Und im Verein lernt man Mitglieder von Bayern bis an die Nord- und Ostseeküste kennen“, ergänzt der Oedinger. Ein Exemplar hat er sogar mal an einen Zoo verkauft, berichtet er. Frau Karin habe gar einmal einen Wurf Ferkel aufgepäppelt, als die Muttersau verstorben war.

Durchaus bewusst mit Blick auf die anstehende Grillsaison deutet Hendrik Wiggering einen dritten Zweck der Zucht an – die Produktion des eigenen Fleisches. Wurst, Kottelets, sogar Spare Ribs. Besonders lecker sei der Schinken. Damit die Tiere nicht zu schnell Fett ansetzen, werden sie energiearm gefüttert. Zum Beispiel mit Runkeln aus eigenem Anbau.

In drei, vier Wochen gingen die nächsten Schweine zum Metzger am Ort. Der Lauf der Zeit bei Nutztieren – auch die Kinder verstünden das mittlerweile. „Sie fragen sogar, wer denn nun auf dem Teller liegt“, erzählt der 40-Jährige. Wenn diese zuvor abgeholt werden, werde aber gleichsam auch die eine oder andere Träne verdrückt.

Zucht wird bewusst überschaubar gehalten

Die Anzahl der Würfe halte er bewusst in Grenzen, gerade erst habe er einen Frischen gehabt. Im Herbst könnte der Nächste anstehen. Dann würde womöglich auch die eine oder andere Nacht mal länger werden. „Ich hab deshalb extra eine Kamera aufgestellt, das klappt sehr gut“, erklärt Hendrik Wiggering.

Und so bleibt es für den Oedinger ein Hobby – vor allem als Ausgleich: „Wenn ich mit der Mistgabel im Mist stochere, dann ist es eben nicht so wichtig, ob ich etwas weiter nach links oder nach rechts grabe.“