Campus-Brand legt Trainingsbetrieb lahm Notfallpläne beim SC Südlohn greifen

Campus-Brand hat Folgen für SC: Notfallpläne für Trainingsbetrieb greifen
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Stürmisch ist es am Donnerstagmorgen (2.11.) auf dem Sport Campus. Und doch herrscht irgendwie schon fast eine gespenstische Ruhe. Einige Schüler kicken auf dem Kunstrasen, andere drehen Runden auf dem Pumptrack. Alles scheint normal.

Trügerische Stille, die nun vorerst auch am Abend herrschen wird. André Ingenhorst öffnet die Tür zum Technikraum, zeigt den komplett verkokelten Schaltschrank. „Schnell wieder raus“, meint der Geschäftsführer des SC Südlohn. Der Rauch liegt nach dem Brand am Montagabend noch schwer in der Luft.

In der Luft liegt auch eine Spur Realismus, gepaart mit einer Prise Hoffnung. Denn: Die Folgen für den Spiel- und Trainingsbetrieb sind schon gravierend. Kein Strom, kein Flutlicht – das in der dunklen Jahreszeit, die seit der Umstellung auf Winterzeit am Wochenende „noch dunkler“ geworden ist. „Wir haben Notfallpläne entworfen, auch dank der großen Unterstützung unserer Kooperationspartner“, erklärt Marcel Dziuba, der zweite Vorsitzende. Nun warteten alle auf das „grüne Licht“ seitens der Versicherung.

Abläufe haben funktioniert

André Ingenhorst schaut noch mal kurz zurück auf Montag. Es war gegen 18.45 Uhr, als auf einmal die Flutlichter ausgingen und „die Taschenlampen der Handys an“, berichtet er. Er sei dann gleich aus dem Clubheim raus. „Da hat man sofort den Qualm gesehen“, so der Geschäftsführer.

Umgehend sei die Feuerwehr alarmiert worden. Gleichzeitig galt es, eine „kleine Evakuierung“ zu organisieren. Es herrschte schließlich Hochbetrieb auf den Flächen. „Das hat hervorragend geklappt. Als die Feuerwehr eintraf, war nahezu alles schon erledigt“, erklärt André Ingenhorst.

André Ingenhorst wirft am Donnerstagmorgen noch einmal einen Blick in den verkokelten Schaltkasten. Der Verein wartet nun auf das „grüne Licht“ der Versicherung. Bis dahin ist die Stromversorgung gekappt.
André Ingenhorst wirft am Donnerstagmorgen noch einmal einen Blick in den verkokelten Schaltkasten. Der Verein wartet nun auf das „grüne Licht“ der Versicherung. Bis dahin ist die Stromversorgung gekappt. © Michael Schley

Das Löschen ging dann recht zügig, mit allem, was an Nachsorge dazugehört (wir berichteten). Marcel Dziuba, der umgehend hinzugeeilt war, wusste sofort, dass es damit nicht getan sein wird. Anstatt in Aktionismus zu verfallen, habe man zunächst einmal „geordnet die Köpfe zusammengesteckt“. Denn Fakt ist: Strom gibt es vorerst keinen. Diesen hatten Mitarbeiter der LokalWerke am Montag sofort abgeschaltet.

Schon am Dienstag wurde der Kontakt zu den JSG-Partnern aufgenommen – und es wurde umgehend Hilfe angeboten. Marcel Dziuba nennt ein Beispiel stellvertretend: „Klaus Jägering und Martin Reuner haben uns noch am Feiertag einen Plan zukommen lassen, wie zum Beispiel unsere Seniorenmannschaften beim FC Oeding trainieren können.“ Optionen für die Jugend gibt es in Oeding, Weseke und auch in Vreden. Alles eben „Notfallpläne“, die dank einer „super Zusammenarbeit“ funktionierten.

Auch am Donnerstag sind noch äußerliche Spuren des Feuerwehreinsatzes vom Montag zu sehen. Unter anderem musste auch die Deckenverkleidung partiell aufgerissen werden, um mögliche Glutnester aufzuspüren.
Auch am Donnerstag sind noch äußerliche Spuren des Feuerwehreinsatzes vom Montag zu sehen. Unter anderem musste auch die Deckenverkleidung partiell aufgerissen werden, um mögliche Glutnester aufzuspüren. © Michael Schley

Der Spielbetrieb am Wochenende auf dem Campus kann weitgehend aufrechterhalten werden. Sicher mit Einschränkungen: Zum Beispiel seien auch die Kabinen „kontaminiert“ und müssten erstmal gründlich gereinigt werden. „Da werden wir die HCA-Umkleiden nutzen können“, meint André Ingenhorst. Was natürlich störe, sei der Umstand, dass es Strom derzeit nur im alten Clubheim gibt. Übergangsweise hat der SC einen Kühlanhänger aufgestellt.

JSG-Partner helfen tatkräftig

Zugute komme den Planern, dass einige Mannschaften für das Jahr 2023 „nahezu durch“ sind, so Marcel Dziuba. Verzichten müssten alle im gleichen Atemzug mal auf Freundschaftsspiele auf dem Campus. Kurz: „Alle müssen ihre Interessen hintanstellen, dann kommen wir gemeinsam da durch“, meint der zweite Vorsitzende.

Wie geht es weiter? „Wir hoffen zeitnah auf den Besuch des Gutachters der Versicherung, vorher können wir nichts machen“, erklärt Andre Ingenhorst. Hoffnung gebe, dass ein Versicherungsvertreter noch am Dienstag vor Ort gewesen sei. Die Tragweite und Dringlichkeit sei schon groß. Sobald der Sachverständige eben „grünes Licht“ erteile, könne der SC „den Startknopf drücken“.

Dank des schnellen Eingreifens der Feuerwehr konnte Schlimmeres verhindert werden.
Dank des schnellen Eingreifens der Feuerwehr konnte Schlimmeres verhindert werden. © Verein

Heißt: Der Elektriker kann mit dem Rückbau beginnen, das Reinigungsunternehmen mit der Reinigung des Kabinentraktes. Sollte ein Provisorium in Sachen Stromversorgung geschaffen werden können, „dann können wir vielleicht Mitte/Ende nächster Woche wieder den Trainingsbetrieb aufnehmen“, so Marcel Dziubas vorsichtige Prognose. Es könne aber auch länger dauern.

Wie gesagt: A und O sei das Gutachten der Versicherung. „Der Schaden muss aufgenommen werden.“ Abzuwarten bleibe auch, ob – und wenn ja, in welchem Ausmaß – die Heizungsanlage betroffen ist. Aber auch mit zunächst kalten Duschen würden alle vorerst leben können. Und es gibt ja die Option HCA-Halle.

Geduld ist nun gefragt

„Eigentlich haben wir noch Glück im Unglück gehabt.“ Marcel Dziuba stellt bewusst die Frage, was passiert wäre, wenn der Kurzschluss einige Stunden später womöglich zu einem „echten Desaster“ geführt hätte. Dann, wenn niemand vor Ort gewesen wäre. Büro, Technikraum, Umkleiden – alles wäre womöglich ein Raub der Flammen geworden. Umso froher sei man gewesen, dass die Feuerwehr so schnell eingegriffen hat.

Die beiden Vorstandsmitglieder gewinnen der schwierigen Lage auch Gutes ab, die Abläufe am Montagabend und bei der Erarbeitung der Notfallpläne griffen. „Natürlich brauchst du das nicht. So was passiert aber nun mal dann, wenn Strom gebraucht wird. Das passiert eben nicht im Sommer“, so Marcel Dziuba. „Höhere Gewalt“, für deren Aufarbeitung nun alle „großes Verständnis“ zeigten. „Wir üben uns in Geduld“, fasst es André Ingenhorst in passende Worte.