24 Fahrten am Tag und das über 12 Stunden – das Pensum des Bürgerbusses in Südlohn und Oeding ist in der Region schon besonders. Anfragen, das Fahrangebot sogar weiter auszubauen, gibt es, wie der Vorsitzende Herbert Schlottbom im jüngsten Umweltausschuss berichtete. Das Problem: „Die Fahrersituation ist sehr angespannt, sie lässt es aktuell nicht zu.“
2006 war der Bürgerbusverein Südlohn-Oeding mit 40 Fahrern an den Start gegangen – heute sind es noch 32, maximal 37. Und das bei ausgeweitetem Fahrplan über die Jahre.
Seit 1985 gibt es den Bürgerbus in NRW, acht Vereine im Kreis Borken. Südlohn und Oeding war der insgesamt 60.. Der Hintergrund, warum 13 engagierte Bürgerinnen und Bürger vor 17 Jahren die Initiative ergriffen: der Wegfall der Förderung der sogenannten Ortsverkehre. Oder besser: Es gab keine regelmäßige Verbindung mehr zwischen Südlohn und Oeding. Ein Problem vor allem für Schüler.
Zentrales Anliegen war es zudem, eine möglichst optimale Anbindung an den Bus R76, hier vor allem in Richtung Ahaus/Stadtlohn, zu erreichen. Täglich fahren die ehrenamtlichen Fahrer nun zwischen 7.24 Uhr und 19.17 Uhr – im 60-Minuten-Takt – zwischen Südlohn und Oeding, in einer 90/30-Minuten-Frequenz in die umgekehrte Richtung und im Zwei-Stunden-Takt zwischen Stadtlohn und Winterswijk. Täglich werden für die 24 Touren fünf Fahrer gebraucht. „Jeder ist in der Regel einmal die Woche dran“, umriss Herbert Schlottbom den Aufwand. Wohlgemerkt im Regelfall.
Konstant günstige Fahrpreise
„Der Preis ist quasi von Beginn an konstant“, berichtet der Vorsitzende. Dabei können die Fahrer mittlerweile über ein Fahrerassistenzsystem verfügen mit elektronischer Fahrkartenausgabe und Haltestellenregistrierung. Schon das dritte Fahrzeug ist im Einsatz – und das nächste in Planung. Künftig wird der Einsatz von rollstuhlgerechten Niederflurbussen vorgeschrieben. Mit Förderungen. „Wir denken, rund 20.000 Euro sind in den Haushalt 2023 einzustellen“, meinte Schlottbom im jüngsten Umweltausschuss.
Er lieferte auch einen Einblick in die Zahlen: Höhere Defizite gab es in den Jahren, in denen größere Reparaturen anstanden. Oder in den Corona-Jahren. „Die Einnahmen waren einfach geringer“, erklärte Herbert Schlottbom. Gemäß Vertrag werden die Defizite von der Gemeinde Südlohn und der Stadt Stadtlohn abgedeckt, zu 20 Prozent, maximal 3600 Euro. Der Bürgerbusverein erhält jährlich eine Organisationspauschale in Höhe von 7500 Euro von der Bezirksregierung. „Der einzige Zuschuss“, wie Schlottbom berichtete.
Spannend: Eine sehr hohe Zahl der Fahrgäste ist mit Verbundkarten unterwegs, die anerkannt werden. „Seinerzeit die absolut richtige Entscheidung“, so Schlottbom. Anerkannt wurde natürlich auch das 9-Euro-Ticket – „da mussten wir Strichlisten führen“. Auf die Abrechnung warte der Verein noch. Und gespannt blicke man dem angekündigten Deutschland-Ticket entgegen. Im März 2022 konnte übrigens bereits der 200.000 Fahrgast begrüßt werden. Ukraine-Flüchtlinge konnten zu dieser Zeit kostenlos mitfahren.
Der Blick im Verein geht weiter nach vorne: Eine günstigere Anbindung an den Baumwollexpress wäre wünschenswert, aber derzeit so nicht umsetzbar. „Wir hängen nun mal am R76“, erklärte Herbert Schlottbom. Eine sehr gute Einrichtung sei die erste dynamische Fahrgast-Information am Kirmesplatz in Südlohn. Natürlich wäre eine weitere in Gegenrichtung optimal. „Die ginge aber komplett zu Lasten der Gemeinde“, sagte er. „Das pusht den ÖPNV noch einmal“, ist er überzeugt.
Ausbau des Fahrplans gewünscht
Zurück zur Ausgangsthese: Es gibt vermehrt Anfragen von Fahrgästen zu einem früheren Betriebsbeginn in Oeding oder zu Fahrten auch am Wochenende. „Wir würden gerne, das ist aber derzeit einfach nicht machbar“, betonte Herbert Schlottbom. Er wünschte sich, dass weitere Menschen dem Motto „Bürger für Bürger“ folgen wollten. „Mittlerweile haben wir sogar Fahrer aus Stadtlohn und aus Borken und Weseke.“
Mehr Ehrenamtliche sind aber nicht die einzigen Wünsche. „Fahren Sie mal mit dem Bürgerbus durch den Wienkamp“, wandte er sich an die Mitglieder des Ausschusses. Mit Blick auf den sehr schlechten Straßenzustand der ehemaligen K51 vom Beckedahl bis zur Gemeindegrenze. Und: Die Haltestelle an der ehemaligen Roncallischule müsse dringend besser ausgeleuchtet werden. Spätestens mit dem Ausbau von „Buten un Binnen“ seien „immer mehr Kids zwischen Oeding und Südlohn unterwegs“.
„Der Bürgerbus ist eine tragende Säule des ÖPNV – und das funktioniert nur wegen des hohen ehrenamtlichen Engagements“, schloss Herbert Schlottbom seinen Sachstandsbericht ab. Jeder möge doch mal nach Kandidaten Ausschau halten – entsprechende Flyer wurden verteilt, viele Infos gibt es online (buergerbus.suedlohn.de).
Zahlreiche Auszeichnungen – wie zuletzt der zweite Platz beim Heimatpreis – seien eine wichtige Wertschätzung, die motiviere. Und ganz wichtig: „Geselligkeit darf in einem Verein nicht zu kurz kommen.“