Oedinger Biodiesel-Produzent über Branche Sorge um Konkurrenz aus Asien

Biodiesel-Produzent über die Branche: Sorge um Konkurrenz aus Asien
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Die Biokraftstoff-Industrie hat im europäischen Raum immer wieder mit neuen Auflagen und Vorschriften in der Produktion zu kämpfen. So auch der Biodiesel-Hersteller Chevron REG (Renewable Energy Group) in Oeding.

Bis zu 580.000 Tonnen Biodiesel können theoretisch in der riesigen Produktionsanlage in Oeding gelagert wer
Bis zu 580.000 Tonnen Biodiesel können theoretisch in der riesigen Produktionsanlage in Oeding gelagert werden. © Ben Diallo

Immer wieder kommen neue Gesetze oder Verschärfungen bei Herstellungsstandards hinzu, worauf sich die Unternehmen einstellen müssen, um weiterhin produzieren und auf dem europäischen Markt verkaufen zu dürfen. Natürlich alles unter strengen Kontrollen. Soweit alles für Public-Affairs-Chef Michael Fiedler-Panajotopoulos und Anlagenleiter Dieter Hengstermann nachvollziehbar.

Schwieriger für europäische Biokraftstoffhersteller wird es, wenn ausländische Produzenten ins Spiel kommen und ihr Produkt ebenfalls in Europa verkaufen – im schlimmsten Fall deutlich unter dem europäischen Marktpreis. Hier nennt der Public-Affairs-Chef der REG Michael Fiedler-Panajotopoulos konkret die chinesischen Biodiesel-Produzenten.

Warum Biodiesel?

Der Biodiesel ist schlichtweg klimaneutraler. „Der Kraftstoff hier reduziert insgesamt 90 Prozent der Treibhausgas-Ausstoßbilanz des Unternehmens“, weiß Michael Fiedler-Panajotopoulos. Die Idee dazu entstand, als Altspeisefette für die Futtermittelindustrie verboten wurde.

Dadurch stellte sich die Frage, was sich denn nun mit den „Abfällen“ aus beispielsweise der Gastronomie machen lasse. Und die Herstellung von Biodiesel aus Rapsöl war bereits eine bekannte Methode, die die REG jetzt auch im eigenen Haus anwendete.

Neben dem geringeren CO₂-Ausstoß ist der Kraftstoff einfach effizienter. Und da der Baustopp von Verbrennungsmotoren frühestens 2035 in Kraft tritt, werde der Biodiesel auch in der Autoindustrie lange noch Verwendung finden, vermutet Michael Fiedler-Panajotopoulos. Daneben wird der Einsatz in der Schifffahrt immer relevanter.

Außerdem findet der Bio-Kraftstoff in der Heizungstechnik immer häufiger Verwendung. Denn: Laut dem Public-Affairs-Chef können neuere Heizkörper mit den erneuerbaren Kraftstoffen betrieben werden.

Ein weiterer entscheidender Grund ist die Nachhaltigkeit des Produktes. Denn „Abfallprodukte“ aus anderen Branchen (wie Altspeiseöl oder Tierfett) können recycelt und wiederverwendet werden.

Drastische Preisunterschiede

Ein chinesischer Hersteller habe es leichter, seine Ware weit unter dem europäischen Marktpreis zu vertreiben – etwa zwischen 20 und 30 Prozent, weiß Michael Fiedler-Panajotopoulos. Die Gründe dafür sind einfach erklärt: Anders als die privatwirtschaftlichen Biodiesel-Hersteller in Deutschland sind die in China staatlich gelenkt.

Das bedeutet unter anderem für sie: mögliche Subventionen und Absetzungen der Mehrwertsteuer. Dadurch sei es für chinesische Hersteller einfacher, die Preise zu senken, teilweise um 20 bis 30 Prozent. Darin sieht der Chef für Public-Affairs eine Gefahr für den deutschen Markt. Denn die Marktpreise aus China liegen somit unter den Herstellungskosten deutscher Produzenten. Für das deutsche Unternehmen langfristig nicht vereinbar.

Lösungsvorschläge

Aus diesem Grund hält Michael Fiedler-Panajotopoulos sogenannte Schutzzölle für Exporte von China nach Deutschland für sinnvoll. Diese würden dann auf die chinesischen Einlieferungen erhoben werden, um den Wettbewerbsnachteil wieder auszugleichen. „Da ist es nötig, dass Deutschland mal aktiver wird“, sagt der Public-Affairs-Chef.

Die Produktionsstätte in Oeding beschäftigt 27 Mitarbeiter. Der andere Teil der Produktion, in Emden, beherbergt ein etwa 40-Personen starkes Team aus Laboranten und Chemikanten.
Die Produktionsstätte in Oeding beschäftigt 27 Mitarbeiter. Der andere Teil der Produktion, in Emden, beherbergt ein etwa 40-Personen starkes Team aus Laboranten und Chemikanten. © Ben Diallo

Ein weiteres Problem sei, dass die Branche anfällig für Betrügereien sei. So konnten Produzenten in Nicht-EU-Ländern Biodiesel aus Palmöl (der in Deutschland seit Januar 2023 aufgrund der negativen Klimabilanz nicht mehr gefördert wird) weiterhin hier verkaufen.

Bevor dieser Diesel nämlich in Deutschland eintraf, ließ das Herstellerunternehmen diesen als zulässigen Biodiesel mit einer falschen Zertifizierung deklarieren. Diese wurde dann nicht ausreichend kontrolliert und ist somit durch die deutschen Sicherheitskontrollen gegangen.

Und die Lösung dieses Problems? „Wir brauchen ein behördliches Akkreditierungsverfahren“, schlägt Michael Fiedler-Panajotopoulos vor. So würden Experten dieses Gebiets die Qualität des Produktes überprüfen, bewerten und sichern, um solche Betrügereien aus dem Weg schaffen zu können.

Zahlen und Fakten

Im Jahr 2002 errichtet, ist die REG seit knapp 22 Jahren der Standort für Biodieselproduktion aus Altspeisefetten. Mit 27 Mitarbeitern ist die Produktionsstätte für Biodiesel in Oeding im Sieben-Tages-Schichtbetrieb rund um die Uhr in Betrieb. Der andere Teil der Produktion liegt in Emden.

Auch in Burlo gab es einen Produktionsstandort. Dort stand die Fettschmelze der Firma, in welcher altes Speisefett aus der Gastronomie für die Umwandlung in Biodiesel aufbereitet wurde. REG schloss die Anlage jedoch vor drei Jahren aus wirtschaftlichen Gründen. In der Spitzenzeit beschäftige das Unternehmen rund 20 Mitarbeiter. „Diese mussten wir bei der Schließung leider kündigen“, bedauert Dieter Hengstermann, Leiter der Anlage in Oeding.

Die letzte Investition von 15 Millionen Euro floss bei der REG in die Tanklagerkapazitäten und die Anpassung der Produkte an neuen Normvorgaben, wodurch die Qualität des Biodiesels gestiegen ist.