Wie gemalt wirkt der Achterhoek. Hier, im hinteren Winkel der Niederlande an der Grenze zur Gemeinde Südlohn, sind Kühe und Klumpen allgegenwärtig und alte Mühlen drehen sich immer noch im Takt der Natur. Einer hat die Szenen tatsächlich in Öl und Grafit festgehalten: Der Niederländer Piet Mondrian.

Bevor es auf Tour geht, hier noch einige Daten und Fakten zu Piet Mondrian und seiner Beziehung zu Winterswijk: Der Maler war acht Jahre alt, als er im Jahre 1880 mit seiner Familie aus Amersfoort nach Winterswijk umzog. Sein Vater wurde zum Direktor der protestantisch-christlichen Grundschule ernannt und die Familie wohnte in der neben der Schule liegenden Villa an der Straße Zonnebrink 4.
Hier entdeckte der junge Mondrian seine Leidenschaft für das Zeichnen und Malen. Interessanterweise kennt fast jeder die abstrakten Mondrians: grafische Flächen in Gelb, Rot, Blau und Weiß, von schwarzen Linien scharf umrandet. Wer allerdings einen Abstecher in das Museum Villa Mondriaan (geschrieben mit zwei a, während Piet Mondrian ab 1912 nur noch mit einem a im Namen signierte) in der Straße Zonnebrink macht, der sieht hier die frühen Werke des Künstlers.
Es sind Kreideskizzen und kleine Ölgemälde in altmeisterlicher Art. Szenen des Landlebens, wie es vor mehr als 100 Jahren im Achterhoek wohl war. Ein Tipp: Im Museumsshop gibt es das Kartenmaterial für diese Radtour für drei Euro zu kaufen.

Aber genug davon. Mit diesem Wissen geht es nun auf die 30 Kilometer Rundfahrt durch das Grenzgebiet bei Winterswijk. Das Museum im Rücken geht es in südwestlicher Richtung los. Der Stadtrand ist schnell erreicht.

Der gewundene Weg, der von alten Bäumen gesäumt ist, passiert zunächst die Strandloge – ein Naturbad mit Restaurant, das man sich gern für heiße Tage merken darf.
Hinter den Baumriesen blitzen alte Gehöfte auf und immer wieder auch herrschaftliche Anwesen, von denen es in der Gegend eine ganze Menge gibt. Einige sind zu B&Bs umgestaltet, andere zu Restaurants.
Zunächst geht es zur Wassermühle Den Helder. Hier malte Piet Mondrian das Werk „Waldlandschaft mit Bach“. Von hier aus geht es über den Wooldseweg weiter zur kleinen Mühle Berenschot, deren Rad sich seit 1652 durch das Wasser der Slinge müht. Heute wird hier ein Restaurant mit einem an der Slinge gelegenen Biergarten betrieben.

Die Fahrt geht von hier weiter und die Landschaft öffnet sich. Weiden mit Kühen und Schafen wechseln sich mit Getreidefeldern ab. Szenen, die Mondrian in seiner Jugend inspiriert haben müssen.
Inzwischen ist die Hälfte der Strecke geschafft und wir sind an der Grenze zu Deutschland angekommen. Ein Punkt nur. Doch wer sich hier ab und zu ins Gebüsch wagt und geduldig sucht, der wird ganz sicher einen der 186 Steine finden, die seit 1766 die Grenze zum Münsterland markieren. Einfacher ist, wenn man einen Abstecher ins Wooldsche Veen macht. Auf einem drei Kilometer langen Rundweg kann man hier auf Bohlen durch ein Hochmoor laufen. Aufregend!

Nach dieser Wanderung geht es zurück Richtung Winterswijk. Immer die Grenze zur Rechten – mal näher, mal mit mehr Distanz geht es hier durch eine Landschaft, die genau so auch im vergangenen Jahrhundert ausgesehen haben könnte.

Jüngeren Datums sind allerdings die Weingüter De Reeborghesch oder etwas abseits Hesselink. Ein Steinbruch – Steengroeve (Industriestraat) –, der im Sommer zur Bühne für große Opern wird, ist leider ohne organisierte Führung nicht zu besichtigen. Allerdings lohnt sich ein Blick in die Grube. Unbedingt machen!

Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Startpunkt und dem Ende der Tour. Wer mag, kann kurz vor Winterswijk noch einen Abstecher zur Kornmühle Bataaf machen. Und wenn man schon mal in der Gegend ist, warum nicht auch noch einen der letzten Holzschuhmacher im Achterhoek, Herman ten Hagen, besuchen?

Fazit: Entspannte Tour durch das Land des großen Meisters. Sie ist leicht zu radeln, da die Wege gut befestigt sind und es keine Höhenunterschiede gibt. Absolut erdend.
