Eine Jury der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise des Landes NRW (AGFS) hat jetzt geprüft, ob die Gemeinde den Anforderungen an eine Aufnahme als fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt entspricht.
Zum Hintergrund: Seit 2021 strebt die Gemeinde an, in diese Arbeitsgemeinschaft aufgenommen zu werden. Anfang 2023 stellte sie dann offiziell den Antrag, sich als fahrradfreundliche Gemeinde zertifizieren zu lassen.

Bevor dieses der Fall ist, testeten die Juroren bei einer Fahrradtour und einem Stadtspaziergang nun die Verkehrssituation und ließen sich von Vertretern der Gemeinde über geplante Projekte und Umgestaltungen aufklären. Nach einer Fragerunde und einer internen Beratung hat die Jury entschieden, die Kommune als Mitglied ins Netzwerk aufzunehmen.
Noch ist die Urkunde zwar nicht überreicht, aber die Begeisterung bei der Gemeindeverwaltung ist groß. Oder wie es der Bürgermeistervertreter und Fachbereichsleiter Zentrale Steuerung und Dienste Markus Lask sagte: „Uns freut es sehr, dass wir ein positives Votum der Auswahlkommission bekommen haben.“

Zwar ist die Radfahrsaison vorbei, die Redaktion wollte sich trotzdem selbst mal davon überzeugen, wie fahrradfreundlich die Gemeinde Südlohn ist und hat sich aufs Rad geschwungen.
Natürlich nicht allein. Als Begleitung hat sie jemanden gewonnen, der sich vor Ort auskennt. Es handelt sich hierbei um Ludger Nieland. Der gebürtige Ramsdorfer wohnt seit Jahrzehnten in Südlohn.

Seit gut zehn Jahren ist er im Heimatverein Südlohn und organisiert hier seit zwei Jahren die Radtouren. „Wir machen sechs Touren im Jahr. Die Saison ist von April bis September“, erzählt der Rentner. So wie an diesem Testtag starten die Touren jeweils an der Heimathaushütte an der Robert-Bosch-Straße in Südlohn.
Zum einen natürlich, weil es die Hütte des Heimatvereins Südlohn sei, erklärt Ludger Nieland, zum anderen aber auch, weil diese wie auch die 14 Hütten in Südlohn und Oeding ein guter Anlaufpunkt für Radfahrer sei. „Die bieten Schutz bei schlechtem Wetter. Außerdem kann man sich hier ausruhen und eine kleine Pause machen“, erzählt er.
Diese Vorteile hat die Auswahlkommission des AGFS auch festgestellt und vor allem diese Schutzhütten als besonderes Alleinstellungsmerkmal der Gemeinde Südlohn erkannt. „Sie seien gut ausgestattet und spiegeln das große ehrenamtliche Engagement von Heimatvereinen, dem Reit- und Fahrverein Südlohn-Oeding und den Hoeken (Nachbarschaften) wider, schreibt die Kommission in ihrer Votingbegründung. Und dann gebe es ja auch noch die Hüttentour als jährliches besonderes Event.
„Gut zwanzig Kilometer sind unsere Runden dann lang. Los geht es um 14 Uhr und sie enden nach zwei Pausen um 18 Uhr“, erzählt Ludger Nieland. Durchschnittlich 20 Männer und Frauen nehmen als Radler an diesen Runden teil. Meist führe sie der Weg direkt aus dem Ort ins Grüne.
„Aber bis man dort ist, musste man bisher auch einige Poller und Umlaufsperren bewältigen“, erklärt der Tourenplaner bei der Fahrt Richtung Fischtreppe in Südlohn. Einige von diesen seien inzwischen aufgrund des Poller-Erlasses des Landes NRW beseitigt worden. In Zahlen sind dieses genau 40 Poller und 26 Umlaufsperren, die die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung abgebaut haben.

„An manchen Stellen gibt es sie allerdings noch“, sagt er und deutet auf eine blaue Umlaufsperre, die an der Ecke Südring/Mühlenplatz steht. „Mit einer Anhängertasche kommt man hier nur schwer durch“, meint der 74-Jährige und versucht es trotzdem. Es klappt.
Wie sich später mithilfe einer Anfrage bei der Gemeinde Südlohn herausstellen wird, handelt es sich um eine Sperre auf einem Privatweg. Die Gemeinde Südlohn habe diese also nicht beseitigen können, so Matthias Lüke, Fachbereichsleiter Ordnung und Sicherheit.

Ändern oder verbessern konnte sie allerdings anderes. „Die haben die Fußgänger- und Radwegbrücken mit einem Maschendraht auf dem Holzboden gegen Rutschen gesichert“, weiß Ludger Nieland zu berichten. Das fände er gut, weil es eine praktische und unkonventionelle Maßnahme gegen Unfälle bei Regen, Eis und Schnee wäre.
„Die Gemeinde hat hier einiges in der letzten Zeit für Fußgänger und Radfahrer getan“, meint der Rentner. Verbesserungen seien aber immer noch möglich. „Im Bereich der Kreisverkehre sehe ich noch Gefahrenquellen. Da wäre es schön, wenn man als Radfahrer beim Einbiegen Vorrang hätte.“ Ansonsten könne er Radfahren in der Kommune nur empfehlen. Also ab aufs Rad!
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