Arbeitskreis stemmt sich zum Gedenktag gegen das Vergessen

© Stephan Teine

Arbeitskreis stemmt sich zum Gedenktag gegen das Vergessen

rnReichspogromnacht

Es sind 21 kleine Steine, die in Südlohn an die Verbrechen der NS-Zeit erinnern. Jugendliche bringen sie am Freitag auf Hochglanz. Ein kleiner Baustein in der Erinnerungskultur im Ort.

Südlohn

, 07.11.2018, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die 21 Stolpersteine in Südlohn werden am Freitagnachmittag von Jugendlichen und den Mitgliedern des Arbeitskreises für Toleranz, gegen Rechtsextremismus und Gewalt auf Hochglanz poliert. Doch es geht um mehr als eine Putzaktion. Es geht darum, Erinnerung wachzuhalten.

Gewachsene Gedenkveranstaltung

Die zentrale Gedenkveranstaltung in Südlohn sei über die vergangenen Jahre immer größer geworden: „Am Anfang haben wir vielleicht mit zehn oder zwölf Leute dagestanden“, sagt Franz-Josef Rickers, einer der Sprecher des Arbeitskreises. Dieser Anfang liegt in Südlohn erst 16 Jahre zurück. Damals wurde der Arbeitskreis gegründet. Seit fünf Jahren beteiligt sich auch die Gemeindeverwaltung an der Kundgebung. Im vergangenen Jahr haben schon über 50 Südlohner teilgenommen.

Längst nicht jeder Jugendliche kann mit dem Thema etwas anfangen

Auch die Putzaktion mit Jugendlichen vom Jugendwerk ist gewachsen: Rickers spricht von einem festen Kreis, der immer daran teilnimmt. Jugendliche, die nachmittags die Steine säubern, seien dann auch abends bei der Gedenkveranstaltung dabei. Er sieht darin gelebte Erinnerungskultur: „Ich erkläre den Jugendlichen, wofür die Steine stehen und was vor Jahrzehnten in Südlohn passiert ist“, sagt er. Denn auch wenn die Verbrechen des Holocaust auf dem Lehrplan jeder Schule stünden, längst nicht jeder Jugendliche könne mit dem Thema etwas anfangen. „Einige wissen davon, einige haben aber auch zum ersten Mal bei so einer Aktion etwas vom Thema Judenverfolgung gehört“, sagt er.

Politisches Klima strahlt auch bis Südlohn

Gerade bei der aktuellen politischen Situation sei das Wachhalten der Erinnerung wichtiger als jemals zuvor. Er blickt dabei auch auf die vergangenen Landtagswahlen und das Erstarken extremer Stimmen. Nein, fremdenfeindliche oder rechtsextreme Gruppen gebe es im Ort nicht. „Zumindest nicht offen, so dass man es mitbekommt“, sagt Franz-Josef Rickers. Aber natürlich würden auch im Ort die typischen Stammtischparolen verbreitet. „Auch dagegen muss man etwas tun“, sagt er.

Die Gedenkfeier im vergangenen Jahr im Südlohner Ortskern. Über die Jahre ist die Veranstaltung langsam gewachsen.

Die Gedenkfeier im vergangenen Jahr im Südlohner Ortskern. Über die Jahre ist die Veranstaltung langsam gewachsen. © Georg Beining

In einer Pressemitteilung richtet sich der Arbeitskreis an die ganze Gemeinde: Die Gemeinde Südlohn und der Arbeitskreis laden alle Einwohner der Gemeinde ein, an der Veranstaltung teilzunehmen und sich auch auf diesem Wege für die freiheitliche Grundordnung und gegen rechte Tendenzen und die Taten der Nationalsozialisten im Dritten Reich zu wenden.

Erinnerung an die Reichspogromnacht 1938

Am Freitag jährt sich zum 80. Mal die Reichspogromnacht. Auch in Südlohn wurde am 10. November 1938 die Synagoge verwüstet und kurze Zeit später abgerissen. Noch einmal drei Jahre später, am 8. Dezember 1941, wurden Juden aus Südlohn nach Riga und Theresienstadt deportiert und dort umgebracht. An ihre Schicksale erinnern seit 2006 21 Stolpersteine entlang der Doornte und der Kirchstraße.

Putzaktion und zentrale Gedenkveranstaltung

  • Am Freitag, 9. November, treffen sich Jugendliche aus den Jugendhäusern um 15 Uhr an der Oase, um mit Mitgliedern vom Arbeitskreis für Toleranz gegen Rechtsextremismus und Gewalt (AK) die Stolpersteine zu reinigen.
  • Ab 18.30 Uhr findet auf dem Platz der Synagoge die zentrale Gedenkveranstaltung statt. Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister wird ein Vertreter des Heimatvereines Südlohn die Gedenkansprache halten. Der musikalische Rahmen wird durch zwei Trompeter der Musikkapelle Südlohn komplettiert.
  • Danach gehen die Teilnehmer an den Stolpersteinstandorten vorbei zu festlich illuminierten jüdischen Friedhof. Dort endet die Veranstaltung mit einem stillen Abschluss.