Sie haben Speckrollen, Bäuche und üppige Oberweiten. Sie tragen – wie Tante Erika – gepunktete Kleider oder Kittelschürzen, als Mann von nebenan auch gerne einmal Socken in den Sandalen und den Hosenbund deutlich über dem Bauchnabel. Ob unter der Dusche, im Badeanzug oder mit Lockenwicklern unter der Trockenhaube: Immer jedoch zaubern die „Alltagsmenschen“ von Christel und Laura Lechner ein Lächeln auf viele Gesichter. Vielleicht auch, weil sie viele in ihnen wiedererkennen. So auch am Montag (26. August) an der Heimathütte an der Robert-Bosch-Straße.

Noch bevor sie überhaupt an ihrem neuen Stammplatz – eine Bank auf dem Gelände der Heimathütte – Platz genommen haben, sorgt das Ehepaar aus Beton für Schmunzeln und viele Nachfragen bei vorbeifahrenden Radfahrern. „Das sind Alltagsmenschen“, erklären dann die anwesenden Mitglieder des Heimatvereins Südlohn geduldig. Darunter Ernst und Doris Bennemann und Günter Wehning.

Neugierig schauen diese zu, wie ein Mitarbeiter vom Atelier Lechnerhof die lebensgroßen Betonskulpturen zunächst mit einer Sackkarre aus dem Lastwagen zur Bank rollt. „Die wiegen zwischen 80 und 150 Kilogramm“, weiß der ehemalige Vorsitzende des Heimatvereins zu berichten. Auf seine und die Initiative seiner Frau Doris hat der Verein diese zwei Figuren besorgt.
„Wir haben ähnliche Figuren in Ausstellungen gesehen“, sagt Doris Bennemann. „Die haben uns gefallen.“ Dabei würden nicht nur ihre runden Formen, die bodenständig-stämmigen Figuren und die besondere Physiognomien diese Alltagsmenschen zu Sympathieträgern machen. „Die Gesichter erzählen Geschichten. Und wenn man sieht, wie sie zurücklehnen, so voller Zufriedenheit und mit diesem Lächeln, das macht einfach Freude“, ist sich Ernst Bennemann sicher.

So sei dann die Idee in ihnen gereift, solche Alltagsmenschen brauche man auch in Südlohn. Genau an der Hütte des Heimatvereins. Die zwei Figuren sollen als Kunstobjekte den Platz rund um die Hütte noch mehr zum Anziehungspunkt für Radfahrer aus Südlohn und der Umgebung machen. Als Hingucker und wahrscheinlich auch neues Lieblingsobjekt für viele Fotografen werden sie für noch mehr Publikum sorgen, ist sich Bennemann sicher.
Finanziert wurden die Kunstobjekte durch Privatpersonen und Unternehmen aus Oeding uns Südlohn.

Also wurde Kontakt zum Atelier Lechnerhof in Witten aufgenommen, es wurden Gespräche geführt. „Wir wollten zwei Figuren“, sagt Ernst Bennemann. Was genau die Künstlerinnen dann machen würden, da hatte der Heimatverein kein Mitspracherecht – „künstlerische Freiheit“.
Bekommen haben sie ein Ehepaar. Die Frau lächelt sanft vor sich hin und schaut leicht in den Himmel, der Mann schaut in die andere Richtung. Aus dem Augenwinkel kann er wahrscheinlich seine Frau sehen. „So wie die aussehen, haben die schon Goldhochzeit gefeiert“, vermutet Doris Bennemann lächelnd.

Bevor die beiden allerdings auf der Bank Platz nehmen, werden ihnen zwei Löcher in den Betonhintern gebohrt. „Die Figuren werden hier natürlich fest verankert“, erklärt Günter Wehning, der zuständig ist für die Pressearbeit des Vereins. Sie sollen schließlich für immer hier bleiben. Darum seien sie witterungsfest, weiß er zu berichten. Nach dem Bohren werden der Betonmann und die Betonfrau dann an die Bank und an den Boden geschraubt.
Gut eine Stunde braucht es, bis sie fest an der Bank und den Boden montiert sind. Und dann geht es los mit dem Fotografieren. Denn keiner kann sich diesen Alltagsmenschen entziehen. Jeder will neben ihnen Platz nehmen, sie wie einen Freund in den Arm nehmen und ein Foto mit ihnen machen. Natürlich auch nicht die Herren und Damen vom Heimatverein.