Alarmübung an Vitus-Schule – zwei vermisste Kinder Zusammenspiel mit Feuerwehr funktioniert (Video)

Alarmübung an Vitus-Schule: Zusammenspiel mit Feuerwehr funktioniert
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Es ist kurz vor elf, als sich Schülerinnen und Schüler der Vitus-Schule auf den Weg zur Turnhalle machen, sie kommen soeben aus der Pause. Die Kinder werden jäh gestoppt. Rauch macht sich am neuen Trakt breit, Feueralarm dringt aus dem Gebäude.

Kaum 60 Sekunden später folgt Klasse für Klasse durch den Hintereingang, um sich am Sammelpunkt auf dem Schulhof aufzustellen. Ruhig, besonnen, aber spürbar aufgeregt. Denn die Sirenen im Dorf ertönen mittlerweile – kurz darauf ist das Martinshorn eines Feuerwehrautos zu hören. Eine ungewohnte Geräuschkulisse.

Lagebesprechung: Hendrik Tenk (l.), Abschnittsleiter Südlohn, und Einsatzleiter Christian Dekker (M.) prüfen die Laufkarten des Neubaus. Löschzugführer Georg Brinkmann, der das Szenario ausgearbeitet hatte, beobachtet.
Lagebesprechung: Hendrik Tenk (l.), Abschnittsleiter Südlohn, und Einsatzleiter Christian Dekker (M.) prüfen die Laufkarten des Neubaus. Löschzugführer Georg Brinkmann, der das Szenario ausgearbeitet hatte, beobachtet. © Michael Schley

Zur Beruhigung folgt die „Entwarnung“: Es handelt sich um eine Alarmübung für die gesamte Feuerwehr Südlohn. Auch die Gemeinde informiert darüber die Bevölkerung umgehend über die Sozialen Medien, wie Ordnungsamtsleiter Matthias Lüke bestätigt. Eine Alarmübung als besondere Herausforderung: Denn es ist in dieser Form tagsüber seit Jahren die erste wieder und ebenso eine Premiere für den Neubau an der Grundschule.

Menschenrettung genießt Priorität

„Gerade auch deshalb war es uns wichtig, einmal zu sehen, wie die Abläufe funktionieren.“ So hatte es der stellvertretende Feuerwehrleiter Hendrik Tenk im Vorfeld „angekündigt“. Die Übung an sich war natürlich unangekündigt, eingeweiht waren nur wenige: zum Beispiel die Schulleiterin Friederike Voß oder auch Jürgen Rave vom DRK. Zwei RTW waren aus besonderem Grund eingebunden.

Die geretteten Personen wurden an die Kräfte des DRK zur weiteren Versorgung übergeben.
Die geretteten Personen wurden an die Kräfte des DRK zur weiteren Versorgung übergeben. © Michael Schley

Das Szenario, das Südlohns Löschzugführer Georg Brinkmann verantwortlich mit ausgearbeitet hatte: In der OGS ist ein Feuer ausgebrochen, dichter Rauch macht sich breit – dieser versperrt unter anderem zunächst den Nebeneingang als Fluchtweg ins Freie. Bei der Ermittlung der Schülerzahlen nach der Evakuierung des Gebäudes fällt auf, dass zwei Schüler fehlen: eines aus der zweiten und eines aus der vierten Klasse. Ebenso ein Hausmeister. „Letzterer ist bei eigenen Löscharbeiten ohnmächtig geworden“, erklärt Georg Brinkmann.

Parallel zur Menschenrettung wurde mit der Brandbekämpfung von außen begonnen. Die Schüler und Lehrer harrten geduldig aus.
Parallel zur Menschenrettung wurde mit der Brandbekämpfung von außen begonnen. Die Schüler und Lehrer harrten geduldig aus. © Michael Schley

„Menschen in Gefahr“ lautet entsprechend die Meldung, die per Wehralarm an beide Löschzuge um 11 Uhr herausgeht. Und das an einer Schule. Schnelles Handeln ist gefragt, noch ist für die Kameraden nicht klar, dass es sich „nur“ um eine Übung handelt. Um 11.06 Uhr bereits trifft das erste Fahrzeug des Löschzugs Südlohn ein, die Anfahrt ist kurz.

Einsatzleiter Christian Dekker macht sich ein erstes Bild von der Lage, unter anderem anhand der Laufkarten. „Da wir früh die Info hatten, dass zwei Schüler nicht nach draußen gekommen waren, stand zunächst natürlich die Menschenrettung im Vordergrund“, verdeutlicht Christian Dekker die Einsatzlage.

Auch wenn nun deutlich wird, dass es eine Alarmübung ist, ist die Anspannung greifbar. Zwei Abschnitte werden in der ersten Phase dazu eingeteilt: Den Zugriff durch den Haupteingang übernehmen die Kameraden des Löschzugs Südlohn unter Leitung des Abschnittsleiters Hendrik Tenk, den Nebeneingang der kurz darauf anrückende Löschzug Oeding mit Abschnittsleiter und stellvertretendem Löschzugführer Sebastian Rieswick. Kurz darauf verschärft sich die Einsatzlage: Es stellt sich heraus, dass auch noch eine Sekretärin im Gebäude vermisst wird. Abschnittsweise durchkämmen die Trupps das Gebäude.

Schulleiterin Friederike Voß und Einsatzleiter Christian Dekker: Bei der Ermittlung der Klassenstärken auf dem Schulhof hatte sich herausgestellt, dass zwei Schüler fehlen.
Schulleiterin Friederike Voß und Einsatzleiter Christian Dekker: Bei der Ermittlung der Klassenstärken auf dem Schulhof hatte sich herausgestellt, dass zwei Schüler fehlen. © Michael Schley

Letztlich können alle vier Personen aus dem Gebäude gerettet und an die Rettungskräfte zur weiteren Versorgung übergeben werden. Parallel war bereits mit der Brandbekämpfung von außen begonnen worden. „Natürlich auch für die Kinder“, berichtet Christian Dekker. Eine Entschädigung für das geduldige Ausharren auf dem Schulhof. Nach knapp 45 Minuten können sie wieder ihre Klassen beziehen.

Sebastian Rieswick (l.), Abschnittsleiter Oeding, und Einsatzleiter Christian Dekker mussten reagieren. Zwischenzeitlich war eine vierte Person im Gebäude vermisst worden.
Sebastian Rieswick (l.), Abschnittsleiter Oeding, und Einsatzleiter Christian Dekker mussten reagieren. Zwischenzeitlich war eine vierte Person im Gebäude vermisst worden. © Michael Schley

Die Aufräumarbeiten beginnen, Christian Dekker ruft die Führungskräfte zu einer ersten Manöverkritik zusammen. „Für uns war es wichtig, das Zusammenspiel zwischen Schule und Feuerwehr zu beobachten. Alle haben sehr besonnen reagiert“, meint Georg Brinkmann. Auch für die Schule selbst sei dies eine wichtige Probe für den Ernstfall, der hoffentlich nie eintritt.

„Alles wirkte sehr gut organisiert“, lobt Schulleiterin Friederike Voß. Auch für sie sei die Alarmübung in dieser Form eine Premiere gewesen: „Das haben die Kollegen und Kinder gut gemacht.“

Ziel der Übung wird erreicht

Das Ziel der Übung wurde erreicht; eine Übung, die in der Realität in einem komplett verrauchten Gebäude natürlich noch einmal „verschärft“ wird und zu einer enormen Herausforderung für die Trupps unter Atemschutz werden kann. Zwischenzeitlich waren auch die sogenannten Rauchvorhänge im modernen Neubau heruntergefahren, die ein weiteres Verbreiten des Rauchs in dem Gebäude unterbinden sollen. Das kann für die Schüler und Lehrer letztlich auch bedeuten, dass sie einem alternativen Fluchtweg nach draußen folgen müssen.

Letztlich konnten alle vier vermissten Personen gerettet werden.
Letztlich konnten alle vier vermissten Personen gerettet werden. © Michael Schley

Georg Brinkmann und Christian Dekker wirken zufrieden: „Wir wollten die Leistungsfähigkeit unserer gesamten Feuerwehr einmal prüfen, dies vor allem tagsüber. Ich denke, vieles ist gelaufen wie geplant“, meint Brinkmann in Richtung der 39 Einsatzkräfte allein von beiden Löschzügen plus Rettungsdienst.

Christian Dekker pflichtet dem bei. Und dort, wo es Verbesserungspotenziale gebe, müsse man an den Stellschrauben drehen. „Dafür sind Übungen und die Manöverkritik schließlich da“, betont der Einsatzleiter.