Warum vermietet man ein Zimmer in seinem Haus an Menschen, die man gar nicht kennt? Diese Frage bekommt die 70-jährige Maria Bone-Hedwig aus Südlohn oft gestellt, oft einhergehend mit Fassungslosigkeit und einem Hauch von Schock.
Doch die Südlohnerin winkt ab. „Wenn man den Platz hat, ist das doch wohl eine Selbstverständlichkeit!“ Genau das macht Maria Bone-Hedwig aus Südlohn so auch einfach über die Internetplattform Airbnb – inklusive Frühstück. Ein klassisches „Bed and Breakfast“ eben.
Gemeinsam mit ihrer Tochter Anna Grimmelt bietet sie bereits seit über sieben Jahren ein Zimmer in ihrem Haus an. Eigentlich vermieten sie auch ein Ferienhaus in Südlohn, das allerdings derzeit renoviert wird. Die Freude, aber auch Bereitschaft völlig fremde Menschen bei sich unterkommen zu lassen, ist in der Familie schon lange gang und gäbe.
„Schon meine Schwiegermutter hat damals vor zwanzig Jahren ein Zimmer freigehabt, wo hin und wieder Menschen für ein paar Euro übernachten konnten, von daher kannte ich das gar nicht anders“, erklärt Maria Bone-Hedwig. „Dass Menschen bei mir im Haus übernachten, die ich nicht kenne, damit hatte ich noch nie ein Problem.“

Die Plattform Airbnb ist besonders in Großstädten und im Ausland bei Urlaubern sehr gefragt. Aber welche Menschen suchen ganz gezielt in Südlohn ein freies Zimmer? Für Maria Bone-Hedwig und ihre Tochter eine schwierig zu beantwortende Frage.
„So pauschal kann man das gar nicht sagen, wir hatten schon so viele Menschen hier“, beginnt die 70-Jährige und ihre Tochter führt fort: „Zum Beispiel zwei Männer aus Dubai, Doggenzüchter aus Spanien, ein Pärchen aus Amerika und noch viele, viele mehr.“
Aus Südlohn selbst kommen die wenigsten und wenn, dann meist, weil sie dort auf eine Feierlichkeit eingeladen sind und dann einen Platz zum Übernachten brauchen.
Ob sie jemals schlechte Erfahrungen gemacht haben, verneinen beide ziemlich selbstverständlich. Erst als sie nochmal nachdenken, fallen ihnen zwei Situationen ein, die negativ in Erinnerung geblieben sind. Eine davon hat mit der Dogge aus Spanien zu tun – die läufig war.
Ein Inder in Südlohn
Denn es sind vor allem die positiven Erfahrungen, die beiden im Gedächtnis geblieben sind – und davon gab es viele. Dazu gehört auch der Besuch eines Mannes aus Indien.
Er hat für die Welthungerhilfe gearbeitet und Gummibärchen aus Spirulina Algen entwickelt. Diese bekommen Kinder in Afrika, weil die Mikrostoffe in den Gummibärchen gegen Hungerbäuche helfen. Er ist dann nach Südlohn gekommen, um die Presse für diese Gummibärchen in Borken zu besuchen“, erzählt die 70-Jährige.

Manche der Gäste sieht sie nur für die Schlüsselabgabe, bei ihrem Gast aus Indien war das anders. „Wir haben uns beim Frühstück noch so verquatscht, dass mein Mann ihm später mit dem Auto wegbringen musste, weil er seinen Bus verpasst hat“, erinnert sich Maria Bone-Hedwig lachend.
Jeder Gast hat eine Geschichte
Wegen solcher Geschichten würde sie es auch jedem empfehlen, selbst zum Gastgeber zu werden. „Man verpasst auf jeden Fall etwas, denn man lernt dadurch so viele interessante Menschen kennen“, sagt sie mit Überzeugung.
Auch ihre Tochter stimmt ihr zu. „Man erfährt dadurch, wer die Menschen sind und wo sie herkommen, aber auch warum sie überhaupt hier sind.“
Im Sommer ist das Zimmer fast jedes Wochenende vermietet. Eine Nacht kostet für eine Person bei Airbnb 55 Euro. Maria Bone-Hedwig freut sich schon auf den nächsten Besuch, so wie auf alle, die noch folgen werden.
„Ich glaube ganz fest daran, wenn wir mehr Menschen kennenlernen, auf sie zugehen und versuchen, sie zu verstehen, ist das die Basis für den Frieden in dieser Welt.“