Im Karneval in Oeding und darüber hinaus muss man Werner Schmidt nun wirklich niemandem vorstellen. Er ist ein Urgestein der Kappenball-Karnevalsgesellschaft Oeding (KKG) und hat diesen durch seinen sicheren Stil und sein Auge für Details mitgeprägt.

Der Grund hierfür ist ganz einfach: Der 86-Jährige kümmert sich seit 70 Jahren um die Dekoration des Kappenballs, der größten Karnevalsveranstaltung im Ort. Für dieses jahrzehntelange ehrenamtliche Engagement wurde er jetzt auf der Generalversammlung des Vereins geehrt.
„Ich bin da so hereingerutscht“, erzählt der Oedinger. Damals sei er 15 Jahre gewesen und habe beim Raumausstatter Heinz Kersting eine Ausbildung zum Raumausstatter begonnen. Zur Karnevalszeit habe dieser ihn dann einmal zu einem Heimatabend in die Kneipe der Geschwister Paskert mitgenommen. Dort trafen sich die männlichen Mitglieder der Kolpingfamilie einmal in der Woche zum fröhlichen Beisammensein.

Aus dieser Stimmung heraus entstand im Jahr 1955 in der Vorfastenzeit der erste Kappenball. „Zuerst wurde in ganz kleinem Kreis in der Wirtschaft der Geschwister Paskert gefeiert. Dann jahrelang im Wirtshaus Sicking und im Dorfkrug. Seit 1980 in der Jakobihalle“, erinnert sich Werner Schmidt. „Da habe ich den Veranstaltungsort geschmückt. Mit viel Stoff, sehr viel Stoff“, erzählt er. Bekommen habe man dieses feuerfeste Material von einem Sponsor. Und zwar von der Firma Schulten.
Mit dem Schmücken angefangen habe man immer freitags. „Mittlerweile geht es donnerstags los“, sagt er. Schließlich sei viel zu tun.
Mittlerweile hat Werner Schmidt eher die Position des Chefdekorateurs inne und beaufsichtigt alles. „Wenn die Vorhänge nicht gerade hängen oder sonst etwas nicht ins Bild passt, sehe ich das“, meint er. Schließlich habe er den Job des Raumausstatters ja gelernt und jahrzehntelang ausgeübt. „Meinem geübten Blick entgeht da nichts.“

Selbst aufbauen würde er aber nicht mehr. „Mittlerweile haben wir neben den alten Dekomaterialien wie Stoffen, Girlanden und Pappfiguren auch eine eigene Holzbühne“, erzählt der 86-Jährige. Und weiter: „Die lagert der Verein bei unserem 2. Vorsitzenden Thomas Weddeling auf dem Bauernhof ein.“ Ungefähr zwei Lastwagen voller Material würden da vor dem großen Ereignis im Januar hin- und hergefahren. Vor allem für das Aufbauen der Holzbühne sei da Manneskraft gefragt.
„Aber alles kein Problem“, sagt Werner Schmidt. Rund 30 ehrenamtliche Helfer kämen vorbei und würden anpacken. „Allein das Aufbauen gehört auch zum Kappenball“, erklärt er. „Zusammen werde aufgebaut, zusammen dann gegessen, getrunken und viel miteinander geredet.“ Das sei eine tolle Zeit, findet der Oedinger und freut sich jetzt schon auf den nächsten Kappenball im Januar 2025. Wobei eher auf das Dekorieren davor. Denn zur Veranstaltung selbst gehe er nicht mehr. „Die Zeiten sind vorbei. Das ist doch eher etwas für die jungen Leute.“