Von vier Pfoten und Freiheit Das aufregende Leben von Jenni, Felix und Hund Emma im Van

Von vier Pfoten und Freiheit: Das Leben von Jenni, Felix und Hund Emma im Van
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Jenni Fischer (30), ihr Mann Felix (35) und Hundedame Emma (14) reisen mit ihrem Oldtimer Seppl The Van durch die Weltgeschichte. Ihre Wohnung in Münster, das meiste Hab und Gut, Familie und Freunde haben sie zurückgelassen. Ihr Leben spielt sich auf sieben Quadratmetern und auf Instagram ab.

Im September gibt es einen Zwischenstopp in der Heimat in Stadtlohn. In der Zwischenzeit haben die drei allerdings nicht nur die schönen Seiten des Reisens kennengelernt.

„Es ist schön, alle wiederzusehen“, sagt Felix Fischer. Seit Februar war das Paar in Europa unterwegs. Zunächst ging es nach Mallorca, wo sie drei Monate die Insel erkundet haben. „Wir wollten auf eine Insel, die nicht dafür bekannt ist, dass man dort gut campen kann“, erklärt Jenni Fischer. Sie wurden aber schnell vom Gegenteil überzeugt. Besonders die Natur und die Schönheit der Insel haben die drei beeindruckt. Aber auch dem Ballermann haben sie einen Besuch abgestattet. „Das ist aber nichts für uns“, erklärt Felix lachend.

Instagram als Job

Immer mit dabei ist ihr Instagram-Account „Seppl.the.van“. Dort teilen sie alle ihre Erlebnisse, Erfahrungen als auch Probleme. Hautnah nehmen die beiden ihre knapp 14.000 Follower auf ihrer Reise mit. „Es ist uns super wichtig, authentisch zu sein“, meint Felix. „Manche betiteln uns schon als Soap“, erklärt Jenni.

So lassen sie auch intimere Themen nicht aus und sprechen zum Beispiel offen über ihre Ehe. Die Beziehung der beiden habe sich durch ihren neuen Lebensstil verändert. „Man muss sich miteinander arrangieren. Dadurch ist die Beziehung viel intensiver geworden“, beschreibt Felix. Sie seien aufgrund der Umstände mehr oder weniger gezwungen, viel miteinander zu reden und können sich nicht so einfach aus dem Weg gehen.

Der Platz sei auch das einzige, was Jenni vermisst. „Ein zweiter Raum wäre manchmal echt schön“, erklärt die 30-Jährige. Vor einem Jahr hätte sie noch gesagt, dass ihnen eine warme Dusche fehle, aber damit hätten sie sich mittlerweile angefreundet. „Es ist einfach unser zu Hause“, meint Felix. Selbst beim Heimatbesuch schlafen die Camper weiterhin in ihrem Van und kommen nicht bei Familie oder Freunden unter. „Zuhause fühlt man sich einfach am wohlsten“, sind sich beide einig.

Immer mit dabei ist die 14-jährige Hundedame Emma. „Es ist einfach so schön, dass man sie nicht abgeben muss, wenn man arbeitet“, schwärmt Felix von ihrem „perfekten Reisehund“.

Polenreise mit Hindernissen

Nachdem sie die Zeit in Mallorca beendet hatten und für drei Wochen in Schweden waren, ging es für sie weiter nach Polen. „In Schweden hat es jeden Tag geregnet. Wir hatten total das Gefühl, dass wir den Sommer verpassen“, begründet Jenni ihre Entscheidung. Polen haben sie gewählt, um dem Land eine Chance zu geben.

Das Wetter sei besser gewesen, aber die Erfahrungen vor Ort nicht. „Ich kann das gar nicht erklären, wir haben uns einfach nicht willkommen gefühlt“, versucht Felix die Situation in Polen in Worte zu fassen.

Auf nur sieben Quadratmetern leben Felix und Jenni Fischer in ihrem Van.
Auf nur sieben Quadratmetern leben Felix und Jenni Fischer in ihrem Van. Küche, Bad, Bett, Stauraum und sogar Sitzmöglichkeiten passen auf die wenigen Quadratmeter. © Alexandra Schlobohm

Das merkten auch ihre Follower: Währenddessen brach ihre Reichweite bei Instagram ein. „Strände und Meer wie in Mallorca werden viel besser ausgestrahlt“, erklärt Jenni das Problem. In Schweden sei ihre Reichweite komplett explodiert, bevor sie genau das Gegenteil in Polen tat. „Es ist unser Job. Wir wollen so viele Menschen wie möglich erreichen, um sie zu inspirieren. Es ist zeitweise einfach frustrierend“, erklärt Felix die große Ungewissheit, die sie jeden Tag begleitet.

Die Arbeit mit Instagram sei eine Herausforderung geworden. Im ersten Jahr ihrer Reise sei das Leben im Van pure Freiheit gewesen. „So wie es jetzt ist, ist es Alltag“, sagt Jenni.

Überraschender Glücksfall

Zu allem Unheil war in Polen auch noch die Zylinderkopfdichtung ihres Vans kaputt. Viele Werkstätten wollten den Van aufgrund der Größe nicht aufnehmen oder sie übers Ohr hauen.

Ein glücklicher Zufall machte den Polen-Trip dann doch noch zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Eine Followerin auf Instagram schrieb ihnen, dass ihr Vater gerade in Polen sei und ihnen helfen könnte. Über den Kontakt haben die beiden dann eine Werkstatt gefunden, die ihren Seppl reparierte, ihnen Unterschlupf, einen Abend mit viel Alkohol und einen anschließenden Festival-Besuch mit dem Kfz-Mechatroniker und seinen Freunden bot. „Wenn wir uns an Polen zurückerinnern, wird es dieser Moment sein“, meint Jenni.

Gäste auf Zeit

Nach ein paar Stopps in Deutschland sind Jenni, Felix und Emma nun wieder in der Heimat. Gleichzeitig legen sie gerade eine Instagram-Pause ein. „Ich war lange schon nicht mehr so entspannt“, sagt Jenni. Sie arbeiten gefühlt rund um die Uhr. Geben ihr ganzes Leben auf Instagram wider. Freizeit und Arbeit vermischen sich so sehr, dass man keine Grenze mehr ziehen könne.

Trotzdem sei den beiden bewusst, wie viel ihr Job ihnen ermöglicht und wie viel Freude sie selbst dabei erleben und ihren Followern weitergeben können.

Wann ihre Reise jemals enden wird, können die beiden nicht sagen. Das nächste Ziel sei erstmal Portugal. Dort wollen sie den Winter verbringen. „Das ist alles spontan“, erklärt Felix. Griechenland stehe zum Beispiel auch noch auf ihrer To-Do-Liste.

Zuhause auf vier Rädern: Jenni (29) und Felix (34) Fischer aus Stadtlohn reisen durchs Leben