Stadtdirektor, Bürgermeister, Ehrenbürger. Über Jahrzehnte hinweg hat Engelbert Sundermann die Stadt Stadtlohn geprägt. Am Freitag (20. Oktober) wird er zu Grabe getragen. Weggefährten erinnern sich an den Herzens-Stadtlohner – voller Hochachtung für sein Lebenswerk und voller Sympathie für den Menschen.
„Wir haben unseren Vater mit der ganzen Stadt geteilt“, sagt Christian Sundermann. Der 58-Jährige ist der älteste Sohn von Engelbert und Marianne Sundermann. Gemeinsam mit der Mutter, den beiden Schwestern Uta und Birgitta, den Schwiegerkindern und neun Enkeln trauert die Familie um den Ehemann, Vater und Großvater.

„Wir sind traurig, aber auch dankbar“, sagt Christian Sundermann. „Unser Vater hatte nicht nur ein langes Leben, er ist auch lange jung geblieben, ganz nach dem Motto Erich Kästners: ,Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch‘“.
Zu Hause habe ihr Vater keine Chefallüren gehabt. „Er war zupackend, nicht zu bremsen und wusste genau, was er wollte. Aber er hat uns auch eine lange Leine gelassen.“ Statt Strenge habe eher Heiterkeit das Familienleben geprägt. „Wir sind ein loriotrische Familie“, sagt Christian Sundermann. „Mit Wortwitz, Schlagfertigkeit und respektvoller Fopperei hat er uns herausgefordert. Und wir haben alle gerne mitgemacht.“

Aber der Vater war ein geteilter Vater. „Er war ja nicht der Papa, der nachmittags um fünf nach Hause kam. Abends gab es ja immer noch die Sitzungen“, sagt Christian Sundermann. „Aber am Wochenende hat er sich Zeit für die Familie genommen – zwischen den Verpflichtungen bei Kaninchenzüchtern, Schützen und anderen Vereinen. Oft sind wir einfach mitgegangen.“
Bei all der Rastlosigket gab es im Hause Sundermann ein ehernes Gesetz: der 15-minütige ungestörte Mittagsschlaf für den Vater. „Er hat das Powernapping erfunden, bevor es diesen Begriff überhaupt gab“, sagt Christian Sundermann.

Als Engelbert Sundermann am 12. Oktober im Alter von 86 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstarb, waren viele, die ihn kannten, überrascht. Denn sein Alter hatten sie Engelbert Sundermann nicht angesehen. „Er war ja so sportlich. Noch mit 86 Jahren hat er ja Tennis gespielt“, sagt Klaus Rems.
Der 87-jährige Klaus Rems bildete als ehrenamtlicher Bürgermeister gemeinsam für einige Jahre mit Stadtdirektor Engelbert Sundermann die Doppelspitze der Stadt Stadtlohn, bis Sundermann 1999 als hauptamtlicher Bürgermeister beide Ämter in sich vereinte.

Als Engelbert Sundermann 1971 zum Stadtdirektor gewählt wurde, war Klaus Rems auch schon als Ratsherr dabei. Noch heute ist er von der Vorstellung des damals 34-Jährigen beeindruckt. „Er kam ja nicht aus Stadtlohn. Aber er hatte die Namen aller Ratsmitglieder auswendig gelernt und konnte jeden persönlich ansprechen. Er hatte ein phänomenales Gedächtnis.“
In den vielen Jahren der Zusammenarbeit merkte Klaus Rems immer wieder, dass Engelbert Sundermanns Zugewandtheit zu den Menschen nicht aufgesetzt war. „Er war nicht nur ein Verwaltungsmensch mit Weitblick. Er konnte einfach auf die Menschen zugehen. Das war ihm ein Herzensanliegen.“

Helmut Könning, der Engelbert Sundermann 2003 als Bürgermeister nachfolgte, würdigt dessen Sorgfalt, Fairness und Verlässlichkeit. „Man konnte immer auf ihn zählen“. Und auch er hebt den Sundermannschen Humor hervor. „Er war einfach ein liebenswerter Mensch.“
Der amtierende Bürgermeister Berthold Dittmann erinnert sich gerne an sein letztes Treffen mit Engelbert Sundermann am 6. August, dem 400. Jahrestag der Schlacht im Lohner Bruch. „Da war Engelbert Sundermann noch erstaunlich fit und gut gelaunt“, so Dittmann.

Berthold Dittmann bewundert die „Wahnsinnsdisziplin“, die Engelbert Sundermann in 33 Jahren an der Spitze des Stadtlohner Rathauses gezeigt habe. Und das nicht nur in den großen Linien der Stadtentwicklung wie Hallenbadbau, Losbergpark, Gymnasium und Städtefreundschaft.
Dittmann: „Er war auch im Kleinen beeindruckend genau. Er war sich nicht zu schade, in der Stadt Papier vom Gehweg aufzusammeln oder im Rathaus die Lampen auszuschalten. Engelbert Sundermann war bekannt für seine Sparsamkeit.“
Der Erste Beigeordnete Günter Wewers, der Engelbert Sundermann als seinen „Ziehvater“ bezeichnet, hebt dessen Fröhlichkeit und Zuversicht hervor: „Wenn es schwierig wurde, hat er das Gefühl vermittelt, dass es für alles eine Lösung gibt.“

Aber Engelbert Sundermann konnte auch loslassen. Als er 2003 in den Ruhestand ging, fiel er nicht in ein Loch. „Er hat die Zeit genutzt für die Jagd, für Reisen, fürs Tennis – und für die Enkelkinder. Da hat er ja einiges nachzuholen gehabt“, sagt sein Sohn.
Sein besonderes Engagement aber galt dem Hospiz, für das er sich im Förderverein starkmachte. In ,seinem‘ Hospiz habe er auch die letzten acht Tage seines Lebens verbracht, berichtet sein Sohn. „Da hat sich ein Kreis geschlossen, er war mit sich und den Menschen um ihn herum im Reinen.“
Auf die Frage, welchen Rat für ein gelingendes Leben er denn habe, antwortete Engelbert Sundermann vor einigen Jahren im Gespräch mit unserer Redaktion: „Erstens: ehrlich und bescheiden bleiben und nicht abheben. Und zweitens: nicht nur an sich selbst denken, sondern an die Mitmenschen und die Familie. Dann wird man glücklich.“

- Die Beerdigung findet am Freitag, 20. Oktober, um 14.30 Uhr auf dem Friedhof an der Lessingstraße statt. Anschließend ist die Eucharistiefeier in der Pfarrkirche St. Otger.
- Ein Kondolenzbuch liegt im großen Sitzungssaal des Rathauses aus. Am Donnerstag können sich Stadtlohnerinnen und Stadtlohner, die sich Engelbert Sundermann verbunden fühlen, noch bis 17.30 Uhr eintragen. Am Freitag ist das Rathaus hierfür bis 12.30 Uhr geöffnet.